Im ÖFB-Präsidium stehen sämtliche Bewerbe des Landes, vom Nachwuchs über Frauen-Fußball, Amateurligen und Bundesliga bis zum Cup - auf dem Prüfstand. Da Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler schon vor Tagen ein Veranstaltungsverbot ausgesprochen hat und Geisterspiele auf Amateur-Level kein Thema sind, ist die Absage sämtlicher unterer Ligen nur ein Formalakt, der am Mittwoch vollzogen wird.
Interessanter ist in diesem Zusammenhang die Frage nach der Wertung der abgebrochenen Ligen. Hier zeichnet sich die Tendenz ab, dass der bisherige Meisterschaftsverlauf annulliert und im Sommer von Neuem begonnen wird - wenn dies die Corona-Situation überhaupt zulassen sollte.
Theoretisch könnte der Umgang mit den abgebrochenen Meisterschaften von den Landesverbänden unterschiedlich gehandhabt werden, mehrere Landeschefs betonten allerdings zuletzt in öffentlichen Wortmeldungen, dass eine österreichweit einheitliche Regelung gefunden werden soll.
Bundesliga: Nächste Saison mit 14 Teams?
Auf der Agenda steht neben einem möglichen endgültigen Stopp der 2. Liga auch die Frage, wie die Saison im Oberhaus im Falle eines Abbruchs gewertet werden würde. Hier liegt die Entscheidungskompetenz beim ÖFB-Präsidium. Die weitere Vorgehensweise bei einem Abbruch ist auch finanziell von immenser Bedeutung, immerhin geht es dabei neben dem Meistertitel auch um die Verteilung der Europacup-Plätze und den Abstieg.
Die Meisterschaft wurde nach dem Ende des Grunddurchgangs ausgesetzt, jeweils zehn Runden in der Meister- und Qualifikationsgruppe sind noch ausständig. Nach derzeitiger Lage wäre St. Pölten abgestiegen.
Allerdings würden die Niederösterreicher im Falle einer Wertung dieses Tabellenstands wohl juristische Mittel ergreifen, weshalb eine Aufstockung von 12 auf 13 oder 14 Vereine (mit Ried und eventuell Austria Klagenfurt) wahrscheinlich sein dürfte - immer unter der Voraussetzung, dass die Bundesliga-Saison nicht zu Ende gebracht wird.
Europacup: Wer bekommt die Tickets?
Da die Meisterschaft theoretisch bis Anfang oder Mitte August finalisiert werden kann, wäre sogar eine Wiederaufnahme spätestens Anfang Juli denkbar, sofern aufs Europa-League-Play-off verzichtet wird. Derzeit wird offiziell bis Anfang Mai pausiert. Über eine Verschiebung dieses Termins wird auf der Liga-Clubkonferenz, die so wie die ÖFB-Präsidiumssitzung mittels Videoschaltung durchgeführt wird, beraten.
Alle Oberhaus-Clubs betonten zuletzt, man wolle die Meisterschaft auf dem Rasen über die Ziellinie bringen. Und doch ist die Motivation, Geisterspiele in Zeiten einer Pandemie auszutragen, unterschiedlich ausgeprägt. Der Tabellenzweite Red Bull Salzburg will unbedingt wieder spielen, beim LASK zeigte man sich diesbezüglich zurückhaltender.
Die Linzer wären bei einem Abbruch und einer Wertung nach 22 Runden Meister. LASK-Präsident Siegmund Gruber ist als Bundesliga-Aufsichtsratsmitglied im ÖFB-Präsidium ebenso stimmberechtigt wie Philipp Thonhauser (Admira) und Liga-Vorstand Christian Ebenbauer, dazu kommen die neun Landeschefs und ÖFB-Präsident Leo Windtner. Bei der Vorgehensweise im Falle eines Abbruchs dürfte einem juristischen Gutachten, das der ÖFB in Auftrag gegeben hat, besondere Bedeutung zukommen.
Sollte der Ist-Zustand der Bundesliga-Tabelle gewertet werden, würde der LASK im Play-off und Salzburg in der Qualifikation für die Champions League antreten. Rapid wäre als Dritter in der Europa-League-Gruppenphase - aber nur dann, wenn Salzburg das Cupfinale gegen Austria Lustenau gewinnt. Die Partie wäre am 1. Mai im Klagenfurter Wörthersee-Stadion geplant gewesen. Ob beziehungsweise wann das Match stattfindet, wird ebenfalls bei der ÖFB-Sitzung besprochen.