Austrias Billy Koumetio im Interview: Van Dijk? "Ich war schockiert, wirklich schockiert"

Billy Koumetio im Austria-Training
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Im Interview mit SPOX spricht FC-Liverpool-Leihgabe Billy Koumetio über seinen Wechsel zur Wiener Austria, sein besonderes Verhältnis zu Sadio Mane, den „schockierenden“ Virgil van Dijk und Konversationen mit Jürgen Klopp.

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„Wir nennen ihn Billy the kid - aber er sieht nicht aus wie ein Kind! Vielleicht sein Gesicht, aber der Rest - ‚wow‘.“ So beschreibt Liverpool-Coach Jürgen Klopp Austria-Wien-Leihgabe Billy Koumetio.

Der 195 Zentimeter große Abwehrspieler wechselte im Jänner 2019 vom französischen Orléans zum englischen Traditionsklub. Nach einer starken Vorbereitung im Sommer 2020 in Österreich sahen Liverpool-nahe Reporter Koumetio als potenziell vierten Innenverteidiger bei den Reds.

Ein Schritt, der zu früh kommen sollte. Insgesamt absolvierte der Defensivspieler zwei Profipartien für den FC Liverpool. Jetzt soll er in Wien-Favoriten Spielpraxis sammeln und sich für eine neue Chance an der Anfield Road empfehlen.

Im Interview mit SPOX erklärt der 19-jährige Franzose, der im Nachwuchs von Olympique Lyon Fußballspielen lernte, warum er sich für die Veilchen entschied, verrät, warum ihn Abwehrchef Virgil van Dijk „schockte“ und was Jürgen Klopp so besonders macht.

Dass ein Liverpool-Spieler zur Wiener Austria wechselt, ist relativ ungewöhnlich. Sie hatten sicher einige Optionen. Warum Favoriten?

Billy Koumetio: Nach Saisonende gab es Gespräche mit Liverpool und der Austria. Ich war bereit zu wechseln, aber bis zur Einigung dauerte es einige Tage. Für mich war die Entscheidung nicht schwer - der Klub und ich sehen Fußball ziemlich ähnlich. So wie wir in Liverpool spielen, versuchen wir auch hier zu agieren, darum war auch Liverpool mit der Austria als Leihverein glücklich. Liverpool und ich waren uns einig, dass es Zeit für die erste Leihe meiner Karriere ist. Der Klub will mir die nötige Spielzeit geben, darum passt das Gesamtpaket - das Projekt und der Spielstil passen einfach, damit ich mich bestmöglich entwickeln kann.

Wie ist Ihr Eindruck von Wien?

Koumetio: Es geht mir sehr gut in Wien, in der Stadt und dem Verein. Jeder im Klub hat sich sehr bemüht, mich willkommen zu heißen, vom Sportdirektor über die Mitspieler bis zum Trainerstab. Die Stadt ist ziemlich schön, ich wohne zwischen Stadion und Stadtzentrum. Die Menschen grüßen freundlich auf der Straße, es gefällt mir hier.

Das klingt eigentlich nicht nach Wien. Sportdirektor Manuel Ortlechner hat neben Ihren fußballerischen Qualitäten Ihren Charakter hervorgehoben.

Koumetio: Ich mag Manuel Ortlechner, er lacht viel, vermittelt ein gutes Gefühl und nimmt dir den Stress ab. Das sind für einen jungen Spieler die besten Voraussetzungen, um am Platz abliefern zu können. Es ist ihm auch wichtig, dass es dir außerhalb des Spielfeldes gut geht, wir haben ein gutes Verhältnis.

Der Start in die Liga war suboptimal, ein Auf und Ab mit zuletzt zwei wichtigen Siegen. Sie durften in beiden Partien spielen. Wie ist der erste Eindruck von der Bundesliga?

Koumetio: Die Liga hat richtig gute Qualität. Was die Einzelspieler betrifft, aber vor allem was die Mannschaften als Kollektiv angeht. Ich konnte schon einige gute Teams ausmachen, die völlig andere Spielphilosophien verfolgen. Das gefällt mir. Unser Start in die Saison war holprig, aber die Herangehensweise passt: Wir trainieren mit hoher Intensität, jede Session läuft ab, wie am Match-Tag. Ähnlich kenne ich es aus England und das ist für mich die richtige Mentalität. Wir arbeiten hart und ich denke, dass man jetzt schon Fortschritte sieht. Da kommt noch mehr.

Billy Koumetio
© getty
Billy Koumetio

Sie haben US Orléans mit 16 Jahren verlassen, um zum FC Liverpool zu wechseln. Wie war diese Erfahrung?

Koumetio: Nicht so schwer, wie man vielleicht denkt. Im Gegenteil. Ich wurde extrem herzlich aufgenommen, die Struktur bei Liverpool ist top. Für zwei Jahre war ich bei einer Gastfamilie, alles war für mich aufbereitet und es war offensichtlich, dass der Klub einen Plan für mich hatte.

Gab es Spieler, die besonders hilfreich waren?

Koumetio: Auf jeden Fall! Divock Origi, der jetzt zu Milan gewechselt ist, hat sich sehr um mich gekümmert, Erfahrungen geteilt und Ratschläge gegeben. Ebenfalls viele Tipps habe ich von Sadio Mane bekommen. Manchmal, wenn ich früher zum Training gekommen bin, war Sadio bereits da - er hat mich regelmäßig zur Seite genommen, um mit mir individuell zu arbeiten. Er ist ein feiner Kerl, der aber auch mal sagt, wenn man etwas besser machen kann. Die ganze Liverpool-Mannschaft war ziemlich hilfreich, aber zu den beiden hatte ich ein besonderes Verhältnis.

Sadio Mane hat seinen Durchbruch ebenfalls in Österreich geschafft. Habt ihr euch vorab unterhalten?

Koumetio: Nein, das war leider nicht möglich! Während mein Wechsel Formen annahm, war er gerade dabei, sich aus Liverpool zu verabschieden, wir haben uns verpasst. Sein Transfer und alles drum herum war ziemlich intensiv, wir konnten noch nicht darüber sprechen. Er ist gerade dabei, in München anzukommen, aber dann werde ich mich auf jeden Fall bei ihm melden!

Ihr könntet euch in seiner alten Heimat Salzburg treffen, ziemlich genau in der Mitte zwischen München und Wien.

Koumetio: Oh ja, wirklich? Das werde ich ihm vorschlagen, danke!

Sie hatten die Gelegenheit mit Virgil van Dijk zu trainieren, zweifellos einer der besten Innenverteidiger im Weltfußball. Was konnten Sie mitnehmen?

Koumetio: Ganz ehrlich: Als ich ihn das erste Mal persönlich im Training gesehen habe, war ich schockiert, wirklich schockiert. Klar kannte ich ihn von der Tribüne oder dem TV, aber auf dem Platz ist seine Aura ganz anders. Wie strikt er zu sich selbst ist, wie er spielt, wie er auf dem Feld kommuniziert - er ist viel schneller als man denkt, seine Technik ist unglaublich, er ist enorm robust und autoritär, und das auch im Training. Für mich als junger Spieler, der vom Nachwuchsteam kam, war das schockierend. Van Dijk ist ein echter Leader.

Für die Profis sind Sie gegen FC Midtjylland in der Champions League und Leicester City im Cup zum Einsatz gekommen. Sehen Sie eine Route, sich in Liverpool nachhaltig durchzusetzen?

Koumetio: Mir ist klar, dass ich hier in Wien spielen muss. Wir spielen auf europäischer Ebene, da will ich Erfahrung sammeln. Ich darf nicht zu weit vorausschauen, sondern muss daran arbeiten reifer zu werden und Spielpraxis zu sammeln. Dann bin ich davon überzeugt, dass ich meine Möglichkeit erhalten werde - egal ob jung oder alt, das Trainerteam in Liverpool ist dafür bekannt, faire Chancen zu geben. In Liverpool werden viele Spiele absolviert, in Cups, der Liga und Europa - ich denke, dass ich zu Einsätzen kommen werde. Aber jetzt konzentriere ich mich auf die Wiener Austria.

Eine offensichtliche Frage: Was macht Jürgen Klopp so besonders?

Koumetio: So viele Dinge, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Wenn es irgendeinen Menschen auf der Welt gibt, der Jürgen Klopp nicht mag, würden mich die Gründe interessieren. Ich mag ihn als Person und Trainer enorm. Er versucht immer ein gutes Gefühl zu vermitteln, hält immer die Türe offen, auch für private Fragen. Er ist ein ziemlich ehrlicher Typ und sagt dir genau, was er denkt und wo du stehst - für mich ist das echte Zuneigung. Er versteckt sich nicht vor unangenehmen Gesprächen, sondern will einfach, dass dein Spiel besser wird. Unter ihm spüre ich auch keinen Druck. Ich habe vor zwei Jahren in Österreich eine gute Vorbereitung gespielt. Vor meinem Testspieldebüt hat er mich zur Seite genommen und gesagt: ‚Spiele einfach, wie du trainierst. Mache dir keinen Stress, bleib’ ruhig und sei du selbst und genieße das Spiel. Egal was passiert, es ist okay.’ Das hat mir wirklich geholfen.

Abschließend: Was ist Ihr Gefühl für den FC Liverpool in der Saison 22/23?

Koumetio: Liverpool hat noch so viele Spiele vor der Brust, in der Liga, den Cups, der Champions League. Der Klub hat so eine besondere Mentalität und will jedes einzelne Spiel gewinnen. Und wegen diesem Mindset habe ich überhaupt keinen Zweifel, dass die Saison ein Erfolg wird.