Kraft spricht im Interview u.a. über seinen bisherigen Saisonverlauf, die bisher schwache mannschaftliche ÖSV-Performance sowie auch mögliche Änderungen im persönlichen Weltcup-Plan vor dem Olympia-Trip.
Frage: Sie waren in der vergangenen Saison der überragende Springer, doch in dieser ist es bisher noch nicht nach Wunsch verlaufen. Sind Sie vom bisherigen Verlauf enttäuscht?
Stefan Kraft: "Schwer zu sagen. Man muss immer ein bisserl die Situationen sehen, wie sie waren. Es könnte auch ein bisserl anders ausschauen. Sicher merke ich, dass ich nicht ganz so stabil bin. Ich habe sehr viele Sprünge dabeigehabt, bei denen der Einser aufgeleuchtet ist, aber bei den Wettkämpfen ist das leider noch nicht ganz so. Die ganz guten Sprünge schwinden leider immer wieder, weil es noch nicht so konstant ist. Die Konstanz ist das Wichtigste und die fehlt leider ein bisserl."
Frage: Inwiefern belastet Sie die Gesamtsituation im Team? Wäre es nicht für die Psyche angenehmer, wenn einmal jemand anders für Sie in die Bresche springt?
Kraft: "Ja, sicher ist es cool, wenn einmal ein Junger oder wieder einmal wer kommt, der sich da reinhaut und zeigt, dass doch gut gearbeitet wird. Ich schaue sowieso auf mich und möchte meine Sache machen, aber für das ganze Team wäre es halt super wichtig. Wir machen alle einen guten Job und vor allem auch im Sommer: Wenn die Kurse, die wir alle gemeinsam machen, einmal Früchte tragen würden, das täte dem Team gut. Und wenn man auch sieht, dass wir mit dem Material doch gut gearbeitet haben."
Frage: Jetzt beginnt sozusagen die heiße Phase bis zu den Olympischen Spielen. Sind der Kulm und auch die WM in Oberstdorf kommende Woche letztlich nur Durchgangsposten auf dem Weg zur Formfindung für Olympia?
Kraft: "Nein, das ist schon mehr. Auf die Skiflug-WM habe ich mich immer extrem gefreut, weil mir das Skifliegen voll taugt. Das habe ich in den letzten drei, vier Jahren immer am besten zusammengebracht. Ich hoffe, dass es heuer wieder so ist und ich meine Flugqualitäten wieder ausspielen kann. Die Skiflug-WM ist immer ein großes Ziel gewesen und Oberstdorf war immer in meinem Kopf."
Frage: Hat sich Ihre Liebe zum Skifliegen seit dem Weltrekord in Vikersund eigentlich noch verstärkt?
Kraft: "Ja, sicher ein bisserl. Das ist halt dann etwas, das für ewig bleibt. Auch die Flüge danach in Planica, wo ich auch noch zweimal über 250 m geflogen bin, das ist schon etwas Besonderes. Auch am Kulm jetzt vor dem ersten Flug, da weiß man nie genau, wie es ist, weil es doch wieder eine Zeit her ist. Man ist immer ein bisserl mehr aufgeregt."
Frage: Hat sich an Ihrer Planung bis Olympia etwas geändert bzw. könnte es sein, dass Sie einen Weltcupbewerb davor auslassen?
Kraft: "Ganz schwierig zu sagen. Da werde ich vor Zakopane nicht groß etwas entscheiden, Zakopane ist eine Woche nach Oberstdorf. Bis dahin ist alles klar, dann muss man schauen, ob man ein Training braucht oder ob man nach Willingen fährt. Das wird eine 50:50-Sache sein - wie es gerade nötig ist. Wenn ich jetzt übers Skifliegen ein gutes Gefühl kriege, und Zakopane mag ich auch sehr gern, dann nehme ich Willingen gerne mit. Man muss sowieso am Tag X da sein."
Frage: Verstärken sich die Gedanken an die Spiele in Pyeongchang schon?
Kraft: "Nein, noch nicht. Es ist noch ein Monat, das ist sehr lang. Körperlich setzt man die Kraftreize schon so, dass dort dann das Gas noch nicht ausgeht, aber das haben wir im Sommer schon gemacht, damit es bis Ende März noch gut passt. Ich war heuer noch nie krank, und das ist auch einmal schön."
Frage: Und vielleicht stellt sich der Formaufbau ja als genau richtig heraus ...
Kraft: "Ich weiß nur, dass es hinten hinaus immer sehr gut gegangen ist in den letzten Jahren. Jetzt kommen Schanzen, die mir sehr taugen, und jetzt kommt endlich einmal das Skifliegen. Da muss man sowieso mit mehr Gefühl machen."