Der George Best der Neuzeit
Er hat unglaubliche 267 Pflichtspieltore innerhalb von sieben Spielzeiten geschossen. Und ist doch am Beruf Profifußballer zerbrochen. Die Rede ist nicht von George Best oder Paul Gascoigne. Es geht um Mario Jardel.
"Die nächste Saison sollte jedoch der Beginn seines sportlichen, wie privaten Niedergangs werden. Trotz seiner 55 Tore in der voraus gegangenen Saison wurde er nicht in den Kader der brasilianischen Nationalmannschaft für die WM 2002 berufen. Ein angebotener Vertrag mit Real Madrid kam ebenfalls nicht zustande, da Jardel den Termin versäumte. Zu dieser Zeit litt Mario Jardel bereits an Depressionen und nahm regelmäßig Kokain."
Stadionwurst: Die Tormaschine der Jahrtausendwende
Mit der Zunge auf dem Spann
Schön, dass unsere deutschen Stürmer von einem anderen Schlag sind. Manni Burgsmüller zum Beispiel konnte nicht mal eine Dokusoap bei Kabel 1 auf die schiefe Bahn bringen! "Die 80er aber waren mein Jahrzehnt, vor allem deren zweite Hälfte, zum Teil auch noch die frühen 90er. Wenn ich mich heute durch die damaligen Tore des Monats klicke, gibt es nur sehr wenige, bei denen ich passen muss - auch wenn viele im Rückblick eher beliebig wirken. Und einige haben sich in mein Gedächtnis regelrecht eingebrannt. (...) Über allen thront allerdings Manni Burgsmüller, der gerade wegen Kevin Kuranyis Zweistelligkeit wieder in vieler Munde ist. Es mag spektakulärere Treffer gegeben haben, doch sein Tor für den SV Werder im November gegen Gladbach machte mich schlichtweg sprachlos."
Angedacht: Was für eine coole Sau!
Stadion mit Ausblick, günstig zu haben!
Man wünschte sich, Manni Burgsmüller hätte in seiner Karriere soviel verdient wie Tiger Woods. Dann könnte er seiner Heimatstadt Essen den Gefallen tun und die Posse um das Stadion von RWE beenden. Zwei fehlende Tribünen sind doch eher... suboptimal.
"Seitdem klafft das Loch im Stadion nicht nur im Westen des Georg-Melches-Stadion, sondern reicht bis zur Nordtribüne. Eine Peinlichkeit, die man sich in einer modernen Großstadt wie Essen eigentlich nicht leisten kann. Natürlich, die Stadt Essen ist wahrlich nicht reich, das Gegenteil ist der Fall. Und doch findet sich noch immer Geld, um Sanierungen in so vielen anderen Bereichen vorzunehmen. Doch wo sonst als in unserer Stadt finden sich alle 2 Wochen mindestens 6000 Leute zusammen, um bei zeitweise katastrophalem Wetter einem 4.klassigen Sportevent beizuwohnen? Richtig, nirgendwo, wahrscheinlich sogar nirgendwo in ganz Deutschland!"
Boisseree'scher Blog: Sport begeistert die Massen - Nur in Essen merkt's niemand!
Eintritt für Hansa-Fans verboten
Dass die Polizei die Fans von Hansa Rostock und St. Pauli beim Zweitligaspiel nicht mit Blumen und Astra in der Hand empfangen, dürfte jedem klar sein. Aber ob das Aussperren einer der beiden Fangruppen aus dem Stadion der richtige Ansatz für Deeskalation ist? "Der Übersteiger", das Blog zum gleichnamigen Pauli-Fanzine, hat da seine eigene Meinung:
"Es handelt sich hier um einen Präzedenzfall im deutschen Fußball, ausgerechnet am Millerntor. Es gab in der letzten Woche durchaus erfolgreiche und sachliche Gespräche der beiden Vereine, die auch konstruktive Lösungsvorschläge präsentieren konnten (geschlossene und personalisierte Anreise der Hansa-Fans, Kartenvergabe dann erst direkt am Block, anschließend geschlossene Abreise). Nur leider will die Polizei (und womöglich auch der beliebte Herr Ahlhaus) hier eben jenen Präzedenzfall schaffen. Und mal ehrlich: Die Polizei kann dabei nur gewinnen, Fußball-Fans in Deutschland haben bereits jetzt verloren. Wenn alles friedlich bleiben sollte, wird es heißen: "Siehste, super Idee von uns..." Gibt es doch Ausschreitungen (von uns innerhalb oder außerhalb des Stadions, von den Rostockern im Stadion, von Rostockern mit oder ohne Karten außerhalb des Stadions) wird es heißen: "Siehste, wir wollten die ja ganz aussperren, aber ihr habt uns ja nicht gelassen.""
Der Übersteiger: Polizei sperrt Hansa Fans aus, St. Pauli trägt das mit!
In Hamburg hängt der Labbadia auf Halbmast
Trotz ausgefeilter Taktik (Aufstellung in Form eines Smileys) hatten die Hamburger eher weniger Spaß in Leverkusen. Und so langsam geht vielen Bloggern die Geduld aus.
"Stell Dir vor, es ist Fußball - und keiner spielt mit! Mannmannmann. Jetzt ist das Spiel in Leverkusen schon über 12 Stunden her und ich hab immer noch so nen Hals, daß er heute morgen kaum durch den Kopfausschnitt meines Pullovers paßte. Was zur Hölle war das denn?? Ich kann doch nicht vorm Spiel noch davon sprechen, daß ich bei nem Sieg den Anschluß an die Champions-League-Plätze habe... und dann sowas abliefern? Also, halt: Daß man es KANN, hat der HSV ja gestern bewiesen. Man SOLLTE es nur nicht."
Pleitegeiger: Wer hinten so offen ist, kann nicht ganz dicht sein
"Wenn man mal die Saison analysiert, jeden Spieltag betrachtet, gerade die zum Saisonbeginn, kann man jetzt die Handschrift des Trainers erkennen. Defensive ein Desaster, Sturm zum Weggucken und ein Mittelfeld, das ebenfalls deutlich unter deren Möglichkeiten spielt. Unter Stevens konnte man erkennen, dass er auf eine stabile Abwehr baute, um Tore durch einen schnellen Konter zu erzielen. Darauf hat Jol aufgebaut, und nur wenig an der Spieltaktik geändert. Ein wenig mehr offensive und wir gewannen auch mal mit mehr als einem Tor Unterschied. Und jetzt haben wir keine funktionierende Defensive mehr, wenig im Mittelfeld und demnach noch weniger im Sturm."
Rautensicht: Quo vadis HSV zum Zweiten!
Das Leben genießen wie ein Schalker
Bisher dachte man ja, als Schalker genießt man das Leben in einer Kohlenlore sitzend, mit einem Mettbrötchen in der Linken und einem PET-Flaschenpils in der Rechten. Aber dann kam Vier-Sterne-Trainer Magath und wischte mal kurz feucht durchs Schalker Mittelfeld. Fußball spielt man dort zwar immer noch nicht. Aber wenigstens gewinnt man stattdessen. Grund genug, es sich als Schalke-Fan versonnen vor Videotexttafel 252 bequem zu machen.
"Das erste Spiel der "Wochen der Wahrheit" hat Schalke also erfolgreich hinter sich gebracht. Innerhalb der nächsten 20 Tage folgen weitere 4 Spiele gegen Top-Mannschaften. Wir sollten jedes einzelne genießen, in spätestens 62 Tagen ist diese tolle Saison schon vorbei!" Bei Auswärtssieg heißt es: "So langsam kriegste Gänsehaut, wennze nur an Schalke denkst. Außer, wennze deren nächster Gegner bist - dann kriegste Schiss."
Königsblog: Die beste Abwehr der Liga
Auswärtssieg!: FC Schalke 04 - VfB Stuttgart 2:1
Der Günther-Koch-Code
Günther Koch ist am Mikrofon eine Ikone. Mit seinen melodischen Sprechgesangsarien im Radio prägte er eine Generation von Hörern. Privat scheint er allerdings einen mindestens genauso emotionalen Blick auf den Fußball zu pflegen wie in seinen Reportagen. Ein großer Dan Brown-Fan ist er wohl auch. Denn in den Kommentaren zu seinem Blogeintrag zum 26. Spieltag macht er doch ein reichlich mysteriöses Fass auf:
"Die K I C K E R - NOTEN für die z w e i Schiedsrichter in MÜNCHEN (FCB-SCF) Note 4 (falscher Freistoßpfiff vorm 1:1!!!!) BERLIN (Hertha-FCN) Note 5,5 (Schäfers Schubser gegen Cicero hätte Elfmeter nach sich ziehen müssen! UND: Bunjaku spielt vorm 1:1 2 mal FOUL-erste gegen dardai und dann gegen Friedrich. Interessant ebenfalls: FÜNF andere Schiris-fast alle AUS BAYERN!!- haben an diesem Wochenende GUTE bis SEHR GUTE Noten bekommen!! (1,5/2/2/2/3) ZWEI die Noten 3,5 bzw. 4 GüKo, geprüfter Schiri."
Abgerundet wird diese illuminatöse Verschwörung der Steinmetze Bayerns übrigens von einer erstaunlichen Tatsache: Die obigen Zeilen wurde von einem Mann geschrieben, der nicht nur Sportreporter, sondern auch Deutschlehrer ist. Unheimlich, ich weiß.
Günther Koch: Individuelle Klasse
Was man außerdem unbedingt lesen sollte
Eine geniale Werbeaktion (Werderblog), die Sehnsucht nach Oenning (Clubfans-united), eine anomale Kugelzell-Anomalie (Jens Weinreich) und ein reinigendes Gewitter über Liverpool (BayernLiverpools Blog). Die Geschichte des Fußballvereins Total Network Solutions (Torschrei), wie die Medien in Zukunft den Fußball beeinflussen werden (Taktikers Blog) und warum FC-Fan midget sich bald in 3D übergibt (midgets Blog).
Zuguterletzt müssen wir Abschied nehmen. Nicht vom Eishockey oder Horst Köhler, sondern von der herrlichen Reihe "Neulich im Geißbockheim". Denn magic will nicht mehr. Erweist ihm deshalb bitte ein letztes Mal die Ehre: Magics Blog.
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