Höllenritte, Dosenbier und ein Darmverschluss

Von SPOX
Michael Schumacher bei seinem Überholmanöver gegen Alesi 1995 auf dem Nürburgring
© Getty
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Interview mit Rubens Barrichello

Das Rennen: Europa-GP 2006, Nürburgring

Die Beteiligten: Alexander Mey, Rubens Barrichello, Michael Schumacher

SPOX-Redakteur Alexander Mey: Es ist der Mittwoch vor dem Rennen am Nürburgring und ich bin auf der Autobahn. München - Köln, die Strecke kenne ich noch gut aus meiner Zeit als Freier Mitarbeiter, als ich jedes zweite Wochenende für die Formel 1 zwischen der Redaktion in München und meinem Studienort Köln gependelt bin. Eine Höllentour, aber was tut man nicht alles für seine berufliche Zukunft?

Der Vorteil an der Sache: Ich habe in Köln noch eine Wohnung und kann deshalb umsonst übernachten - ein schlagendes Argument dafür, zum ersten Mal als Journalist bei einem Formel-1-Rennen vor Ort zu sein.

Und es kommt noch besser: Ich bin nicht nur vor Ort, sondern habe sogar für Donnerstag - traditionell der Medientag an F-1-Wochenenden - einen Termin für ein Exklusiv-Interview mit Rubens Barrichello bekommen. Er ist damals frisch von Ferrari zu Honda gewechselt. Die Chance für mich, ihn über seine problematische Beziehung zu Michael Schumacher auszuquetschen.

Vorausgesetzt, ich bekomme meine Nervosität in den Griff. Das abgeschottete Fahrerlager, die Schleuse, durch die man hindurch muss, um überhaupt aufs Gelände zu kommen, die gigantischen Motorhomes: All das erschlägt mich beim ersten Mal doch mehr, als ich gedacht hatte.

Dann ist es soweit. Ich werde in den ersten Stock des Honda-Motorhomes geführt. Auf dem Weg dorthin kommt mit Jenson Button entgehen und sagt locker "Hi". Ich bin nicht ganz so locker wie er, als ich mich Rubens vorstelle und mein Interview beginne. Ich gehe es total investigativ an, frage mehr oder weniger direkt nach der Zeit mit Schumacher. Rubens ist sehr nett und geduldig und erzählt über die manchmal schwierige Zeit.

Ich will natürlich noch mehr wissen, aber plötzlich würgt mich die Blondine im Honda-Outfit, die das Interview überwacht, rüde ab: "No more questions about Schumacher and Ferrari, please!". Ups, habe ich was Falsches gesagt oder ist Honda einfach so dünnhäutig? Na egal, Rubens führt das Interview hoch professionell zu Ende und ich habe alles im Kasten. Schön war's, auch wenn Schumi im Gespräch doch etwas zu kurz gekommen ist.

Meine Entschädigung folgt prompt, als ich danach noch etwas durch Fahrerlager schlendere. Denn wer joggt mich da fast über den Haufen? Genau, Michael Schumacher. Für einen kurzen Moment bin ich kein Journalist mehr, ich bin der Fan, der seit 1991 so gut wie kein Schumi-Rennen im Fernsehen verpasst hat. Ich hätte mich gerne von ihm über den Haufen rennen lassen.

Immerhin habe ich ihm Glück gebracht - bilde ich mir zumindest ein. Denn er hat das Rennen am Sonntag vor Fernando Alonso gewonnen. Rubens Barrichello wurde übrigens Fünfter.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM