Zuvor hatte der 25-Jährige bange Minuten überstehen müssen. Vettel war wegen einer Beinahe-Kollision mit dem Briten Jenson Button von den Rennkommissaren 40 Minuten angehört worden. Dann stand fest: kein Regelverstoß, Vettel war der Erfolg nicht mehr zu nehmen. "Es hätte mich schon sehr gewundert, wenn Sebastian bestraft worden wäre", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Für Vettel ging es in dem Nachtrennen um alles oder nichts. Er musste diesmal unbedingt vor Ferrari-Pilot Fernando Alonso ins Ziel kommen, um im Titelrennen zu bleiben. Dass er dann auch noch vom Ausfall des Briten Lewis Hamilton (Getriebedefekt) profitierte, der nach eigener Einschätzung "locker gewonnen" hätte, störte Vettel herzlich wenig: "Wir sind zurück im Titelkampf, nur das zählt."
In der Tat: Vettel liegt nach seinem zweiten Saisonsieg jetzt in der Fahrerwertung nur noch 29 Punkte hinter dem WM-Führenden Alonso zurück, der in Singapur hinter McLaren-Pilot Button Dritter wurde. Für die spanische "El Mundo" ist Vettel nun Alonsos "neue Bedrohung".
Horner: "Wir machen weiter Druck"
Das Lichtmaschinen-Desaster von Monza war in der Nacht von Singapur schnell vergessen. "Nach der Enttäuschung von Monza war es wichtig für Sebastian und das ganze Team, hier zurückzuschlagen. Wir haben eine tolle Leistung gezeigt", sagte Horner.
Zehn Punkte hat Vettel nun auf Alonso aufgeholt. "Es war wichtig, ihn hinter uns zu lassen. Noch liegen sechs Rennen vor uns, und wir machen weiter Druck", erklärte Horner.
Alonso war ebenfalls zufrieden und sprach von einem guten Wochenende. "Es gibt vier bis fünf Titelkandidaten, und wir haben nur auf einen davon ein paar Punkte verloren", sagte der Spanier. Red Bull hat großen Respekt vor dem Ferrari-Piloten. "Er hat sicher nicht das schnellste Auto, doch Fernando ist der beste Allrounder der Formel 1", sagte Horner.
Hamilton: Alle Rennen gewinnen
Alonso macht keine Fehler und hat keine technischen Defekte. Hätte ihn der Franzose Romain Grosjean in Spa nicht "abgeschossen", hätte er als einziger Fahrer in allen Rennen gepunktet. Deshalb hat Alonso auch eine ganz einfache Titel-Rechnung: "In Monza hat Lewis gewonnen und Sebastian ist ausgefallen. Hier hat Sebastian gewonnen und Lewis ist ausgefallen. Für mich ist es völlig deshalb okay, wenn sie so weitermachen."
Vor Singapur hat Alonso noch Hamilton am meisten gefürchtet ("Er ist mein gefährlichster Gegner"). Doch nach dem Ausfall im Nachtrennen sieht es für den Briten zappenduster aus. Sein Rückstand ist auf 52 Zähler angewachsen, aus eigener Kraft kann er Alonso nicht mehr einholen. Hamilton weiß, dass er jetzt ein kleines Formel-1-Wunder braucht.
"Ich muss halt in Suzuka gewinnen - und die fünf Rennen danach auch", sagte der 27-Jährige. Sollte ihm das tatsächlich gelingen, winkt zur Belohnung vielleicht ein Mercedes-Vertrag...
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