Die erste Testwoche in Barcelona war noch nicht ganz vorbei, da hatte Sebastian Vettel schon einen Haken darunter gesetzt. "Ich hoffe, dass wir die Sonne, die langsam rauskommt, mit in die nächste Woche nehmen können, um dann möglichst viel zu fahren", sagte Vettel am Donnerstagmittag bei immer noch keineswegs frühlingshaften Temperaturen auf dem Circuit de Catalunya.
Wetter erschert Tests
Fragen nach der Stärke des neuen Ferrari beantwortete der viermalige Formel-1-Weltmeister deswegen noch ausweichender als in den vergangenen Jahren. Das Team sei "zufrieden" mit dem neuen SF71H, erklärte der Heppenheimer. Aber: "Wo man damit steht, ist schwer einzuschätzen. Wir fahren alle nach Australien, lassen die Hosen runter und schauen, was geht."
Bis zum Saisonstart am 25. März in Melbourne läuft aber nicht nur der Scuderia die Zeit davon. Nach Frost am Dienstag, Schnee am Mittwoch und zunächst Regen am Donnerstag konnte kaum ein Team bislang großartige Erkenntnisse gewinnen. "Wenn es sehr kalt ist, bekommt man die Reifen nicht auf Temperatur. Dann rutscht man nur herum", erklärte Vettel.
Bei derartigen Bedingungen, welche für den traditionellen Testfahrt-Standort Barcelona höchst ungewöhnlich sind, könne man "höchstens ein paar Aerodaten sammeln", so Vettel: "Wenn es draußen zwei Grad hat, werden wir das im Rest des Jahres nicht mehr vorfinden."
Größter Sprung wohl bei Renault
Zumindest das Grundgefühl stimmt beim Ex-Champion, der in seinem vierten Jahr bei Ferrari seinen ersten Titel mit den Roten anstrebt: "Das Auto funktioniert. Wie gut es funktioniert, bemisst sich aber auch an den anderen."
Die anderen, das dürfte auch 2018 in erster Linie wieder Mercedes sein. Der neue W09 des Weltmeister-Teams der letzten vier Jahre machte in Barcelona einen guten ersten Eindruck, auch wenn hinter der Stärke des Silberpfeils nicht nur wegen der kühlen Witterung ebenfalls Fragezeichen stehen. Auch Red Bull dürfte Ferrari und Mercedes wieder herausfordern können. Den größten Sprung scheint Renault mit dem Emmericher Nico Hülkenberg gemacht zu haben.
Traditionell legt aber kein Team bei den Tests alle Karten auf den Tisch, gerade Mercedes hatte in den vergangenen Jahren im Gefühl der Stärke vor allem bei der Motorleistung ein paar Prozent zurückgehalten.
Vettel zeigt sich zufrieden mit dem neuen Boliden
Zumindest besitzt Vettel trotz der "teilweise verlorenen Tage" einen leichten Erfahrungsvorsprung gegenüber seinem Dauerrivalen Lewis Hamilton. Der Weltmeister aus England hatte an den ersten drei Tagen insgesamt lediglich 25 Runden mit dem Mercedes gedreht, auch am Donnerstag ging der 33-Jährige erst am Nachmittag auf die Stecke. In diesen vier Stunden zeigte sich Hamilton aber in starker Verfassung, er fuhr 69 Runden und erzielte in 1:19,333 Minuten die schnellste Runde der bisherigen Tests.
Anschließend zeigte sich der viermalige Champion zufrieden mit seinem neuen Boliden. "Natürlich müssen wir noch Dinge lernen und die Balance verbessern, aber alles in allem ist mein Gefühl positiv", sagte Hamilton. Der W09 von Mercedes fühle sich "wie die große Schwester des letztjährigen Autos an".
Vettel hatte am Dienstag bei "Bedingungen an der Grenze", wie er es nannte, immerhin 98 Runden zurückgelegt. Auch am Donnerstag war der 30-Jährige viel unterwegs, in 120 Runden kam er aber nicht über eine Bestzeit von 1:20,241 Minuten hinaus und hatte damit im ersten direkten Vergleich des Jahres mit Hamilton auf eine Runde das Nachsehen.
Immerhin soll das Wetter in der zweiten Testwoche (6. bis 9 März) insgesamt deutlich besser werden. Dann wird es genug für alle Fahrer noch Gelegenheit zum Kilometerhamstern geben.