"Ich hatte richtig Schiss"

SID
Sebastian Vettel kam nach dem zweiten Boxenstopp knapp vor Nico Rosberg auf die Strecke
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Sebastian Vettel gibt nach seinem ersten Sieg für Ferrari beim Großen Preis von Malaysia einen Blick in seine Gedankenwelt und erinnert an die Erfolge seines Jugendidols Michael Schumacher. Schon am Freitag wusste Vettel, dass Mercedes Probleme mit den Reifen bekommen würde, was er ausnutzte.

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Frage: Sebastian, der erste Sieg für Ferrari - wie Ihr Kindheitsidol Michael Schumacher beim Spanien-GP 1996. Wie fühlt sich das an?

Sebastian Vettel: Ein phänomenaler Tag. Wie es sich anfühlt? Es fühlt sich unglaublich an. Die ganzen Jungs vom Podium zu sehen, zu ihnen herunterzugucken - das war eine unglaubliche Atmosphäre. Ich kann mich an die Siege von Fernando Alonso und natürlich speziell Michael Schumacher erinnern. Teil dieses Teams zu werden ist etwas spezielles. Es macht mich sehr glücklich. Ich habe definitiv nicht nur den Champagner vermisst, sondern speziell das oberste Treppchen. Es ist großartig nach dem harten letzten Jahr, als ich das Auto nicht in den Griff bekommen habe, so zurückzukommen.

Frage: Wie wichtig war die Strategie, draußen zu bleiben, als das Safety Car herauskam?

Vettel: Die Strategie war abgefahren. Die anderen sind reingefahren, davon waren wir etwas überrascht. Wir haben aber am Freitag bemerkt, dass sie mit der Medium-Mischung nicht so glücklich waren, Lewis hatte im ersten Stint Probleme und ich konnte an ihm dran bleiben. Das habe ich wirklich genossen. Danach wusste ich, was ich abliefern musste: Die Reifen schonen und schnell fahren. Der zweite Stint war schwer, weil er mich gejagt hat.

Frage: Haben Sie befürchtet, dass Hamilton Sie am Ende noch einholt?

Vettel: Gegen Ende konnte ich die Balance des Autos etwas verändern und hatte einen soliden Vorsprung für die letzten Runden. Aber ehrlich - und auch wenn ich es nicht sagen sollte: Ich hatte in den letzten Runden richtig Schiss. Ich habe auf das Chassis geguckt und gedacht: 'Das ist rot, und du bist dabei, zu gewinnen.' Dann habe ich gedacht: 'Okay, hör auf zu denken, sonst verpasst du den nächsten Scheitelpunkt.' Es war eine große Erleichterung, als ich die karierte Flagge gesehen habe.

Frage: Ist der heutige Sieg mit den ersten für Toro Rosso oder Red Bull vergleichbar?

Vettel: Das ist einfach einzigartig. Vielleicht noch ein bisschen besser. Ich weiß nicht... Das ist mein Traum: Als ich klein war, war Michael mein Held. Alle, die damals in Deutschland auf einer Kart-Bahn waren, haben zu ihm aufgesehen. Es bedeutete uns alles, wenn er vorbei kam, um ein bisschen nach uns zu sehen. Ich habe wahrscheinlich noch nicht realisiert, wie speziell das heute ist. Sehr, sehr emotional. Ich bin einfach stolz. Vor allem, weil wir als Erste die Mercedes-Jungs fair geschlagen haben. Das ist eine unglaubliche Leistung.

Frage: Was würden Sie denen sagen, die in der Vergangenheit gesagt haben, Sie hätten nur wegen des besten Autos gewonnen?

Vettel: Ich weiß nicht. Das ist mir eigentlich egal. Ich glaube, ich muss nichts beweisen. Die Person, die mir am meisten Druck macht, bin wohl ich. Jeder soll die Meinung haben, die er haben will.

Frage: Sie haben Michael Schumacher angesprochen. Er gewann nach seinem Wechsel von Benetton zur Saison 1996 mit Ferrari sein siebtes Rennen in Barcelona, Sie schon Ihr zweites. Glauben Sie, dass Sie so regelmäßig gewinnen können wie er?

Vettel: Sie fragen viel! Ich glaube das Auto war 1996 nicht so gut wie unser aktuelles. Wenn wir - ich spreche für das Team, für beide Fahrer - irgendwie ähnlich viel siegen können, wie er mit Ferrari, dann wären wir in einer sehr guten Lage. Es sind sehr, sehr große Fußstapfen. Das Ziel ist, sie zu füllen... Eigentlich ist das Ziel, ein paar neue zu hinterlassen.

Frage: Sehen Sie sich jetzt auf einer Stufe mit Mercedes?

Vettel: Mercedes hat hier mehr Probleme mit den heißen Bedingungen gehabt, als sie erwartet haben. Aber wir erwarten, dass sie schon in China wieder sehr stark sein werden. Das ist eine verrückte und komplett andere Strecke mit verrückten Bedingungen. Da kann alles passieren, aber es ist in der Regel viel kühler. Mercedes gibt normalerweise das Tempo vor. Heute haben wir von ihrer Schwäche profitiert, und beim nächsten Mal fahren wir so gut wie wir können und schauen, wie weit wir damit kommen.

Frage: Gibt es jemandem, den Sie diesen Sieg widmen?

Vettel: Das wäre das Team. Direkt als sich die Türen der Fabrik in Maranello geöffnet haben, war ich fasziniert von der Manpower, fasziniert von der Größe der Fabrik, der Anzahl an im Rennteam arbeitenden Leute. Es ist eine einzigartige Stellung, die dieses Team hat. Ich bin oft da gewesen. Diese ganzen Leute zu sehen, die alle diese eine Leidenschaft teilen - Sie haben so lange auf einen Sieg gewartet. Ich glaube, es ist richtig, ihnen diesen Sieg zu widmen. Sie haben über den Winter eine Mordsarbeit geleistet, um uns in diese Position zu bringen.

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