Platz 6, Esteban Ocon: Der Franzose sorgte dafür, dass Pascal Wehrlein noch lange an den Brasilien-GP denken wird. Allerdings nicht mit Freude. Der Deutsche verlor nicht nur den Kampf um das Force-India-Cockpit für die Saison 2017, er sah am Sonntag alt aus gegen seinen Manor-Teamkollegen.
Vom letzten Startplatz aus katapultierte Ocons Rennen ohne Boxenstopps den 20-Jährigen in die Top 10, die Reifen wechselte Manor nur während der Rennunterbrechungen. Wehrlein konnte nicht mal durch einen zusätzlichen Reifenwechsel Pace-Vorteile generieren. Ocon war pro Runde mehr als eine Sekunde schneller als der DTM-Champion des Jahres 2015 und verpasste den ersten Punkt seiner Formel-1-Laufbahn nur knapp.
Alonso war zu schnell, Ocon beeindruckte trotzdem. Erfahrung im Regen hatte der Mercedes-Junior in der Formel 1 nicht vorzuweisen. Beim Ausweichmanöver um den entgegen der Fahrtrichtung stehenden Räikkönen zeigte er einen phänomenalen Reflex. Ocons Leistung glich der von Nasr. Nur hatte er den schlechteren Startplatz.
Platz 7, Nico Rosberg: Die Leistung des WM-Führenden in Sao Paulo zu beurteilen, ist schwierig. War Rosberg chancenlos gegen Hamilton? Oder hielt er sich einfach nur zurück, um seine Titelchancen zu wahren? Verschlief er jeden Restart oder ließ er bewusst Abstand?
Rosberg schien am Sonntag nicht auf Angriff gepolt. Er schien sich mit einer Zielankunft zufriedenzugeben. Nicht umsonst ließ er Verstappen kampflos auf der Außenbahn vorbeizischen. Die Zurückhaltung, verständlich. Was wäre passiert, wäre es zu einer Kollision mit Hamilton gekommen, bei der nur der Deutsche ausgefallen wäre? Der dreifache Weltmeister hätte plötzlich alle Trümpfe auf seiner Seite gehabt.
Der gebürtige Wiesbadener tat gut daran, nicht mit der Brechstange die vorzeitige Entscheidung zu erzwingen. Er braucht keinen Sieg mehr. Er fährt einfach kontrolliert ins Ziel. Das ist intelligent. Zumal Rosberg im Trockenen nicht wirklich langsamer war. Hätte er alle Sektorenbestzeiten zusammengefügt, er wäre vor Hamilton auf der Pole gestanden.
Platz 8, Daniel Ricciardo: Dass der Australier an diesem Wochenende gegen Verstappen nicht ankam, ist ihm nicht vorzuwerfen. Sein Teamkollege wäre jedem im Feld wohl davongefahren. Auch der Reifenwechsel bei geschlossener Boxengasse ist Ricciardo nicht anzukreiden. Der Wechsel auf Intermediates? Ein riskanter Versuch, Mercedes auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Nein, falsch gemacht hat Ricciardo nichts. Es fehlte nur das letzte Quäntchen. In den letzten Runden wurde der Australier nicht nur von Verstappen überholt, er kam auch nicht hinterher. Während der Niederländer mal eben auf Platz 3 vorsprintete, beendete Ricciardo das Rennen als Achter. Ein durchschnittliches Wochenende. Aber: Ricciardo brachte den Red Bull heil über die Linie.
Platz 9, Fernando Alonso: Kamerakind Fernando zeigte nach dem Jobwechsel am Freitag an den beiden Folgetagen eine gute Leistung. Sein einziger Fehler: der Dreher beim letzten Restart. Alonso lag zuvor an Position 8, er arbeitete sich aber entschieden wieder nach vorn.
Der 10. Platz im Endklassement war eine gute Schadensbegrenzung einer schnellen Fahrt unter schwierigen Bedingungen. Alonso hatte weit weniger Probleme mit dem Auto als Teamkollege Jenson Button. Während der Engländer weder Intermediates noch Full Wets auf Temperatur bekam, fuhr Alonso unbeirrt auf Punktekurs.
Das ist seine größte Stärke: Der zweifache Weltmeister ist nicht abhängig von Eigenschaften des Autos oder den Rahmenbedingungen. Alonso passt seinen Fahrstil instinktiv so an, dass er in jeder Situation perfekte Leistungen abrufen kann.
Platz 10, Sergio Perez: Der Mexikaner wurde für sein Rennen gefeiert, das ihn beinahe zum dritten Mal in dieser Saison aufs Podium gebracht hätte. Er fuhr gut, aber er fuhr nicht sehr gut. Hülkenberg war an diesem Wochenende deutlich schneller. Auch für Perez gilt: Er brachte sein Auto dank kontrollierter Fahrt in einem Stück über die Linie. Das reicht bei diesem Brasilien-GP für einen Punkt, wenn man es fehlerfrei, ohne Dreher und Einschläge, sowie zügig erledigt.
Härtefall, Sebastian Vettel: Der Heppenheimer holte im Verlauf des Rennens auf und brachte am Ende den Ferrari auf dem Rang ins Ziel, von dem er gestartet war: Fünfter. Doch war mehr drin. Vettels Fehler im Qualifying ließen ihn das Duell gegen Kimi Räikkönen verlieren, zudem drehte er sich zu Beginn des Rennens. Hinter Perez hätte der Brasilien-GP für ihn nicht enden dürfen.
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