Beiden Mercedes-Piloten machten schon nach wenigen Runden überhitzende Bremsen Sorgen. Während Rosberg die Probleme an der Spitze relativ souverän managte, ließen die Zeiten von Hamilton zunächst stark nach.
Die Konsequenz: Räikkönen kam dem Weltmeister immer näher und zwang ihn in einen Verbremser. Den nutzte der Finne zum Überholmanöver. Dank eines strategischen Kniffs ergatterte Hamilton Platz drei aber wieder zurück. Räikkönen wurde Vierter.
Sebastian Vettel betrieb vom letzten Platz der Startaufstellung Schadensbegrenzung und kam als Fünfter ins Ziel. Die Top 10 komplettierten Max Verstappen (6./Red Bull), Fernando Alonso (7./McLaren), Sergio Perez (8./Force India), Daniil Kvyat (9./Toro Rosso) und Kevin Magnussen (10./Renault).
Direkt nach dem Start kam es zu einer Kollision zwischen Carlos Sainz jr. und Nico Hülkenberg. Der Deutsche in Force-India-Diensten rutschte seitlich in die Streckenbegrenzung und verursachte so eine Safety-Car-Phase. Pascal Wehrlein kam im Manor als 16. ins Ziel.
In der Fahrerweltmeisterschaft übernahm Rosberg die Führung. Mit 273 Punkten liegt er nun vor Hamilton (265) und Ricciardo (179). Vettel ist mit 153 Zählern Vierter.
Die Reaktionen:
Nico Rosberg (Mercedes): "Es war ein super Wochenende. Ich hatte einen guten Start und ein gutes Rennen. Es wurde am Ende knapp, aber es hat alles geklappt."
Daniel Ricciardo (Red Bull): "Wir waren echt nah dran. Ich bin aber nicht enttäuscht, wir haben ein super Rennen abgeliefert. Eine Runde mehr."
Lewis Hamilton (Mercedes): "Herzlichen Glückwunsch an Nico. Für mich ist es ein harter Tag. Ich musste sehr auf meine Bremsen achten. Es war schwierig, aber ich werde wieder zurückkommen."
Der Spielfilm:
Vor dem Start: Nach seinem Aufhängungsschaden in der Quali startet Vettel vom letzten Platz. Ferrari nutzt das, um einen neuen Motor sowie ein neues Getriebe in den Boliden einzubauen - so entgeht der Heppenheimer Strafversetzungen bei folgenden Rennen.
Sergio Perez wird wegen Überholens und zu schnellen Fahrens bei Gelben Flaggen in Q2 acht Plätze nach hinten auf Rang 17 zurückgestuft. Romain Grosjean kann das Rennen aufgrund eines Brake-by-Wire-Problems nicht aufnehmen.
Start: Rosberg gewinnt den Start, er führt vor Ricciardo und Hamilton. Hinten geht Hülkenberg der Platz aus, er kracht mit Sainz zusammen und fliegt seitlich in die Bande ab. Safety Car!
Runde 2: Restart! An der Spitze bleiben die Platzierungen gleich. Hamilton macht sofort Druck auf Ricciardo. Rosberg nutzt das und zieht davon.
Runde 10: Rosberg und Hamilton werden über Funk gewarnt, dass sie unbedingt auf ihre Bremsen aufpassen müssen. Der Deutsche fliegt mit acht Zehntel schnelleren Runden von Ricciardo davon.
Runde 14: Verstappen kommt mit den Supersofts nicht zurecht und muss früh an die Box. Nach einem schwachen Start befindet sich der Red-Bull-Pilot nur noch auf Rang 14. Währenddessen ackert sich Vettel an Nasr vorbei - Platz 12 für den Ferrari-Mann.
Runde 15: Ricciardo und Hamilton kommen gleichzeitig in die Box. Während der Red Bull auf Supersoft wechselt, versucht sich der Brite mit den gelben Reifen - eine Strategie, die Hamilton gar nicht gefällt. Er beschwert sich über Funk bei seinem Team.
Runde 16: Nun schnallen die Mercedes-Mechaniker auch Rosberg die Softs drauf. Dadurch darf Räikkönen kurz das Rennen anführen.
Runde 20: Kvyat und Verstappen liefern sich ein atemberaubendes Duell um Platz 8. Der Niederländer attackiert aggressiv, doch Kvyat verteidigt sich mit allen Mitteln.
Runde 25: Hamiltons Bremsen machen weiter Probleme. Räikkönen rückt immer näher, über eine Sekunde hat der Iceman im letzten Umlauf gut gemacht. Vettel kommt derweil in die Box, bekommt Ultrasofts und fährt auf Platz 13 wieder raus.
Runde 33: Hamilton verbremst sich! Räikkönen nutzt den Patzer und zieht am Weltmeister vorbei! Kurz danach geht der Iceman an die Box und holt sich gelbe Reifen. Auch Ricciardo und Rosberg holen sich neue Gummis.
Runde 34: Hamilton kommt zum Stopp und holt sich neue Softs. Damit fällt er wieder hinter Räikkönen zurück. Im Moment ist das Podium für den Mercedes-Piloten futsch!
Runde 40: Hamiltons Team switcht auf "Plan B" um. Daraufhin lässt der 31-Jährige fliegen. Drei-Stopp-Strategie?
Runde 43: Vettel kommt zum zweiten Stopp. Wieder sind es die Ultrasofts. Das gibt einen Schlussspurt für den Heppenheimer.
Runde 46: Hamilton kommt wie erwartet zum nächsten Reifenwechsel. Supersofts. Ferrari reagiert und holt Räikkönen einen Umlauf später rein. Spannung am Boxenausgang: Hamilton zieht wieder am Iceman vorbei.
Runde 47: Ricciardo holt sich neue Supersofts. Damit ist Mercedes nun bei Rosberg unter Druck.
Runde 50: Unglaublich! Ricciardo ist im Moment über drei Sekunden pro Runde schneller als Rosberg. Noch beträgt der Abstand 22 Sekunden, das wird aber am Ende verdammt eng.
Runde 57: Ricciardo ist zwar immer noch schneller als Rosberg, der Vorsprung des Deutschen müsste aber reichen.
Ziel: Nach 61 Runden gewinnt Rosberg knapp vor Ricciardo und Hamilton. Räikkönen wird Vierter vor Vettel.
Mann des Rennens: Sebastian Vettel. Profitierte vom Startchaos und einigen Ausfällen. Danach pflügte er sich durchs Feld und kam dank cleverer Taktik weit nach vorne. Im gesamten Rennen agierte der Ferrari-Fahrer fehlerlos und krönte so eine starke Aufholjagd mit Platz 5. Er landete nur einen Rang hinter Teamkollege Räikkönen und noch vor Verstappen.
Flop des Rennens: Mercedes' Bremsprobleme. Im Vergleich zu Red Bull setzten die Silberpfeile auf deutlich kleinere Kühlungen. In der Hitze von Singapur sorgte das für Überhitzung, die Rosberg beinahe den Sieg und Lewis Hamilton das Podium gekostet hätte.
Das fiel auf:
- Obwohl Rosberg und Hamilton nach wenigen Runden immer wieder von ihren Renningenieuren angehalten wurden, auf die Bremsen aufzupassen, fuhr der Deutsche weiter Topzeiten. Auch Hamilton wirkte von der Warnung des Teams zunächst wenig beeindruckt, musste im zweiten Stint sein Tempo aber doch deutlich drosseln.
- Ferrari reagierte nach Räikkönens Überholmanöver gegen Hamilton blitzschnell und holte ihn zum Reifenwechsel rein. So verhinderte die Scuderia einen Undercut der Mercedes-Truppe.
- Silber änderte anschließend die Strategie und setzte Hamilton auf drei Stopps. Ferrari reagierte und nahm auch Räikkönen in die Box. Zu spät: Hamilton holte sich Platz drei wieder zurück.
- Ricciardo wechselte zum Schlussstint auf die superschnellen Ultras. Damit war er mehrere Sekunden pro Runde schneller als Rosberg, der auf seinen alten Softs blieb. Ein Mercedes-Sieg war so lange ungewiss.
- Vettel, vom letzten Platz startend, ging als einziger im Feld auf den Softs ins Rennen. Im zweiten und dritten Stint fuhr er dann jeweils Ultrasoft. Diese Taktik spülte ihn immerhin bis auf Platz 5 vor.
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