Platz 5, Lewis Hamilton:
Dem amtierenden Champion fehlende Motivation vorzuwerfen, würde wohl etwas zu weit führen. Doch man hat schon das Gefühl, dass Lewis Hamilton seit seinem Titelgewinn in Mexiko die letzten paar Prozent Performance fehlen. Und die sind in der Formel 1 bekanntlich entscheidend.
Im entscheidenden Q3-Run patzte der Engländer eingangs des zweiten Sektors und musste kurz gegenlenken, sein bis dahin aufgebauter Vorsprung auf Bottas war dahin. Hamilton verriet später, dass er das letzte GP-Wochenende zum Testen nutzte und mit dem Setup herumexperimentierte. Die Folge: fehlende Balance.
Davon merkte man dann im Rennen aber nichts mehr. Als er nach Bottas' Reifenwechsel freie Fahrt hatte, gab der Mercedes-Pilot Gas und brannte mit seinen alten Ultrasofts plötzlich Rundenzeiten in den Asphalt, die selbst der Konkurrenz auf neuen superweichen Reifen überlegen waren.
Wäre Hamilton nicht auf eine Gruppe von zu überrundenden Autos aufgelaufen, er wäre wohl noch länger draußen geblieben und hätte Bottas mithilfe des Overcuts überholt. So aber musste sich der Pole-Rekordhalter hinten anstellen.
(Endergebnis im Driver-Ranking 2017: Platz 1)
Platz 4, Sebastian Vettel:
Viele hatten sich auf ein abschließendes Duell der beiden Giganten gefreut: Vettel gegen Hamilton. Noch einmal freie Fahrt, ohne Rücksicht auf Verluste. Der Bessere gewinnt.
Schade nur, dass Mercedes in Abu Dhabi zu alter Dominanz zurückkehrte und die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Auf eine Runde verlor Vettel am Samstag eine satte halbe Sekunde, auch die Rennpace des Ferraris war unterlegen.
Dem Heppenheimer ist das freilich nicht anzukreiden. Er tat das, was im roten Renner möglich war und fuhr einen sicheren dritten Platz ein. Teamkollege Räikkönen war keine Gefahr, auch die beiden Red Bulls von Max Verstappen und Daniel Ricciardo ließ er hinter sich. Einen unaufgeregteren Saisonabschluss hätte es für Vettel wohl nicht geben können.
(Endergebnis im Driver-Ranking 2017: Platz 2)
Platz 3, Pascal Wehrlein
Womöglich war es Pascal Wehrleins letztes Rennen als Formel-1-Stammfahrer. Sein Cockpit bei Sauber scheint an Charles Leclerc verloren, bei Williams erhält aller Voraussicht nach Robert Kubica den Vortritt. Umso wichtiger dürfte es daher für ihn gewesen sein, die Königsklasse mit einem Ausrufezeichen zu verlassen.
Wehrlein hatte in seinem 39. Formel-1-Rennen dabei nicht nur Teamkollege Marcus Ericsson im Griff, er ließ sogar die beiden Toro Rossos von Brendon Hartley und Pierre Gasly hinter sich. Um ein Haar hätte er sich zudem an Haas-Pilot Kevin Magnussen vorbeigeschoben. Auch McLarens Stoffel Vandoorne war in Sichtweite.
(Endergebnis im Driver-Ranking 2017: Platz 13)
Platz 2, Valtteri Bottas:
Pole Position, Rennsieg - einen versöhnlicheren Saisonabschluss hätte sich der Finne nicht bereiten können. Man muss für Bottas nur hoffen, dass ihm der Erfolg Auftrieb gibt und er 2018 wieder voll angreift.
Wie schon in Brasilien war der 28-Jährige in der Qualifikation voll bei der Sache und blieb im Gegensatz zu Hamilton fehlerlos. Anders als in Sao Paulo münzte Bottas seine Pole Position diesmal aber auch in einen Sieg um.
Warum? Weil er den Start diesmal zusammenbekam und im weiteren Rennverlauf dem Druck seines Stallgefährten standhielt. Auch als Hamilton nicht mal mehr eine Sekunde hinter ihm lag, machte Bottas keinen Fehler.
(Endergebnis im Driver-Ranking 2017: Platz 8)
Platz 1, Nico Hülkenberg:
Mission accomplished! Renault wollte sich unbedingt noch als Sechster aus der Saison verabschieden - und hat das dank des Emmerichers geschafft. Im Qualifying eine Bomben-Runde ausgepackt, stellte er seinen Boliden vor die indische Konkurrenz und legte damit den Grundstein für ein gutes Rennen.
Seine gute Ausgangsposition hätte Hülk allerdings fast am Start verloren. Als die Ampellichter erloschen, kam er kaum vom Fleck. Mit einem späten Bremsmanöver vor der ersten Kurve hielt er sich aber doch noch vor den beiden Force Indias.
Dann die umstrittene Szene mit Perez: Sein Ex-Teamkollege attackierte ihn am Ende von Sektor zwei, Hülkenberg kürzte die Schikane zwischen Kurve 11 und 13 ab und hielt sich so in Front. Dreist? Unfair? Nein, clever und mit allen Wassern gewaschen!
Damit ist nicht das Abkürzen per se gemeint. Sondern dass Hülkenberg seinen Kontrahenten nicht vorbeiwinkte, sondern lieber eine 5-Sekunden-Strafe kassierte. So konnte er sich einen Vorsprung herausfahren, der ihm trotz verpatzten Reifenwechsels den sechsten Platz sicherte.
Perez' Frust ist zu verstehen. Aber Hülkenberg ist nichts vorzuwerfen, er hat lediglich das schwammige Reglement zu seinen Gunsten ausgenutzt. Und ganz nebenbei eine tadellose Performance abgeliefert.
(Endergebnis im Driver-Ranking 2017: Platz 9)