SPOX: Es heißt, Sie sollen Anfang Februar gegen Frankreich für die brasilianische Nationalmannschaft debütieren. Das große Ziel aller brasilianischen Fußballer, bei der Heim-WM 2014 dabei zu sein, scheint für Sie damit durchaus greifbar.
Renato Augusto: Wenn ich in Frankreich tatsächlich dabei sein sollte, würde für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung gehen. Die WM ist natürlich ein Ziel für die Zukunft. Ich denke aber eher an das Jetzt. Wenn ich gut bei Bayer spiele, wir Erfolge haben, dann entwickeln sich die Dinge.
SPOX: Fußball hat in Brasilien einen ganz anderen Stellenwert als in vielen anderen Ländern. Warum bedeutet er den Brasilianern so viel?
Augusto: Die Menschen sind in Brasilien im Allgemeinen bedürftiger. Vielen geht es nicht so gut wie beispielsweise den Menschen in Europa. Leidenschaft und Lebensfreude bringt den Brasilianer insbesondere der Fußball. Für ihn können sie sich begeistern, er bringt ihnen Spaß. Bei mir war es ja genauso. Der Fußball hat schon meine Kindheit geprägt und mir viel Freude bereitet.
SPOX: Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an Ihre Kindheit in Rio de Janeiro denken?
Augusto: Vor allem an meine Freunde und Familie, aber auch an meine Schulzeit. Und natürlich ans tägliche Fußballspielen. Das sind sehr schöne Erinnerungen.
SPOX: Wer wollten Sie beim Kicken auf dem Bolzplatz früher immer sein?
Augusto: Romario und Ronaldinho haben mich immer beeindruckt. Aber ich wollte nie so sein wie jemand anderes. Ich wollte niemals jemanden auf dem Platz imitieren.
SPOX: Sie sind nun seit rund zweieinhalb Jahren in Leverkusen. Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Brasilien und Deutschland?
Augusto: Es gibt nur wenige Gemeinsamkeiten und dafür sehr viele Unterschiede. Eigentlich ist alles anders, nicht nur das Wetter. Auch die Kultur, auch der Fußball. Aber ich habe mich in Deutschland gut eingelebt...
SPOX: ...und das sehr schnell. Anders als viele Südamerikaner hatten Sie keinerlei Anlaufschwierigkeiten. Warum?
Augusto: Bayer hat mir eine gute Struktur gegeben, die es mir nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes leicht gemacht hat. Und natürlich hat mich auch die Mannschaft mit offenen Armen empfangen.
SPOX: Innerhalb der Mannschaft war auch jetzt die Freude groß, als Sie nach Ihrer Verletzungspause wieder ins Team zurückgekehrt sind. Gegen den HSV haben Sie gezeigt, warum. War das der Renato Augusto, wie Sie sich selbst ihn vorstellen?
Augusto: Sagen wir es so: Nach der Verletzung bin ich noch nicht bei 100 Prozent, aber nahe dran.
SPOX: Gegen Hamburg gelang Ihnen ein Treffer per Heber. Ihre technischen Fähigkeiten werden von allen Seiten gelobt. Woher kommen diese Qualitäten?
Augusto: Ich habe zehn Jahre lang Futsal gespielt. Wenig Platz, kurze Dribblings - das hat mir immer geholfen. Es freut mich natürlich zu hören, wenn Leute mich loben. Aber ich möchte noch einige Dinge verbessern.
SPOX: Sie zählen zu den technisch besten Spielern der Liga, wer ist Ihrer Meinung nach der beste Spieler der Bundesliga?
Augusto: Bastian Schweinsteiger.
SPOX: Schweinsteiger hinkt mit den Bayern derzeit weit hinter Tabellenführer Borussia Dortmund her. Leverkusen liegt zwischen beiden Klubs. Schauen Sie in der Tabelle momentan eher auf den BVB oder darauf, wie weit die Bayern hinter Bayer liegen?
Augusto: Dortmund hat momentan einen großen Punktevorsprung. Und wir hatten leider viele Verletzungsprobleme in der Hinrunde. Deswegen halte ich es lieber so, dass ich nur auf uns selbst schaue. Und da gilt: Wir wollen möglichst in jedem Spiel Punkte mitnehmen.
Renato Augusto im Steckbrief