An der Winterpause scheiden sich die Geister

SID
Pauli-Coach Holger Stanislawski würde Stadionwurst und Bier zu Weihnachten begrüßen
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Mehrwöchige Vorbereitungszeit, "verlängertes Wochenende" oder komplette Abschaffung? Über die richtige Handhabung der Winterpause herrscht im deutschen Fußball Uneinigkeit.

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Von der traditionellen mehrwöchigen Vorbereitungszeit zum ungeliebten "verlängerten Wochenende": Die kurze Winterpause und der früheste Rückrundenbeginn seit 1979 spalten die Fußball-Bundesliga.

Während Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eine längere Unterbrechung vor der zweiten Saisonhälfte fordert, plädiert St. Paulis Trainer Holger Stanislawski ähnlich wie in England für eine komplette Abschaffung der spielfreien Zeit.

"Ich verstehe diese Pause einfach nicht. Durchzuspielen macht doch auch mehr Sinn für die zahlreichen Zuschauer, die jetzt in der Zeit Urlaub haben. Außerdem würden die sich nach dem 740. Gänsebraten doch auf Bier und Bratwurst im Stadion freuen", sagte Stanislawski, dessen Mannschaft am Montag als erstes der 18 Bundesligateams die Vorbereitung auf die Rückrunde aufgenommen hatte, der "Hamburger Morgenpost".

Stanislawski: Winterpause ist unnütz

"Ich halte die Winterpause in der Form für unnütz. Entweder macht man eine lange Pause oder gar keine", erklärte der 41-Jährige, dessen Teammanager Christian Bönig die insgesamt nur neun freien Tage des Teams als "verlängertes Wochenende" bezeichnet hatte.

Auch beim deutschen Rekordmeister Bayern München herrscht Unzufriedenheit mit der Winterpause, doch damit hören die Gemeinsamkeiten mit dem Aufsteiger aus Hamburg auf.

"Leider ist diese Pause viel zu kurz. Ich hätte mir nach einer Weltmeisterschaft und der schon im Sommer extrem kurzen Pause mindestens zwei, zweieinhalb Wochen Regeneration gewünscht", sagte Rummenigge dem "kicker": "Die DFL wollte unbedingt eine kurze Winterpause. Ich habe das nicht ganz verstanden. Die Winterpause brachte erstens Tradition bei uns und zweitens für die Vereine und die Nationalmannschaft große Vorteile mit sich."

Denn nach einem Jahr mit einer WM, so Rummmenigge, seien die Nationalspieler "bis zur Obergrenze belastet gewesen."

Topspiel am 14. Januar

Bereits am 14. Januar beginnt die Bundesliga mit dem Topspiel zwischen Bayer Leverkusen und Spitzenreiter Borussia Dortmund ihre Rückrunde. Zuletzt startete die Liga in der Spielzeit 1978/79 (13. Januar) früher in das neue Jahr. In der zweiten Saison 1964/65 wurde sogar schon am 2. Januar wieder um Punkte gespielt, 1973/74 am 5. Januar.

Bei der kurzen Vorbereitungszeit in dieser Saison steht auch das traditionelle Trainingslager vieler Bundesligisten in wärmeren Gefilden auf dem Prüfstand. Leverkusen, St. Pauli und der SC Freiburg verzichten darauf ganz. Dafür müssen sich die Daheimgebliebenen nun mit den in Deutschland vorherrschenden Schneemassen herumschlagen, bei deren Anblick Stanislawski nur noch Galgenhumor blieb: "Dann machen wir wohl Olympische Winterspiele."

In den anderen europäischen Ländern bleibt den Spielern dagegen noch weniger Zeit zum Ausruhen - wenn überhaupt. Traditionell verzichtet die englische Premier League auf eine Pause. Dort wird auch am 26. Dezember gespielt, doch wurden die Begegnungen in diesem Jahr vom schneereichen Winter beeinträchtigt. Zwei Spiele mussten abgesagt werden.

Spaniens Primera Division (20. Dezember bis 2. Januar) und Italiens Serie A (19. Dezember bis 6. Januar) legen eine noch kürzere Pause als die Bundesliga ein.

Ganz anders verhält es sich dagegen in Russland, der Ukraine, Schweden und Norwegen. Dort dauert die Saison von März bis November. Im europäischen Vergleich bedeutet dies durchaus Nachteile, denn in den frühen Europapokal-Runden treten diese Mannschaften fast ohne Spielpraxis an. Im kommenden Jahr könnte davon Bayer Leverkusen profitieren. Die Werkself trifft in der Zwischenrunde der Europa League auf Metalist Charkow - mehrere Wochen vor dem Ligastart in der Ukraine.

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