Die Qatar Open gehören nicht zu den absoluten Topevents im jährlichen ATP-Kalender. Aber immerhin schaffen es die Veranstalter, stets in der ersten Januar-Woche die Götter des weißen Sports anzulocken.Roger Federer, nach Boris Becker, Michael Stich, Carl-Uwe Steeb und Marc-Kevin Goellner der beste Tennisspieler aller Zeiten, kommt seit Jahren nach Doha, um sich für die zwei Wochen später beginnenden Australien Open einzuschlagen.
Auch Rafael Nadal - nur Andreas Maurer, Eric Jelen, Hans-Jörg Schwaier und Markus Zoecke waren besser - will auf die perfekte Organisation, und die hübsche Tennis-Arena (und die paar Groschen Antrittsgeld) nicht mehr verzichten.
Roger und Rafa live: Wahnsinn!
Ich danke hiermit den Verantwortlichen des FC Bayern München, dass das Trainingslager ausgerechnet in der Woche und in dem Ort angesetzt wurde, wo Roger und Rafa ihren Gegnern den Filzball um die Ohren dreschen. Und ich danke meinem Arbeitgeber SPOX, dass sie mich hierher geschickt haben. Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit, die beiden live zu erleben, wenn sie wettkampfmäßig Tennis spielen und das auch noch direkt hintereinander? Affengeil!
Im Fernsehen ist das ja vergleichsweise albern. Man riecht nicht den Schweiß (außer seinen eigenen) und kann die Geschmeidigkeit des genialen Federer und die pure Kraft des aufgepushten Nadal allenfalls erahnen. Ok, beide haben bei ihren Achtelfinal-Siegen gegen Marco Chiudinelli (Federer) und Lukas Lacko (Nadal) nicht ihr bestes Tennis gezeigt, aber who cares? Und überhaupt: es war historisch. Nadal hat den zweiten Satz 0:6 verloren, das ist ihm zuletzt bei den Bambini-Clubmeisterschaften auf Malle passiert.
Kein Turnier für Möchtegern-Fans
Das Ambiente in Doha kann man zwar nicht mit den US Open vergleichen, wo den sonnenbrand-geplagten Amis die Turnschuhe qualmen, während sie sich ein leckeres Potpourri aus Burger mit doppelt Fleisch und dreifach Zwiebeln, Pommes und Ice cream reinschaufeln und alles mit einem Liter Sprite runterspülen, um wenig später eine längere Sitzung auf der Toilette abzuhalten. Wir sind hier auch nicht in Wimbledon, wo man den Royals auf die Büchse spucken kann, wenn sie ihre Cola saufen (Danke, Gerhard Polt!).
Aber das Turnier in Doha hat echt Charme. Die Leute hier schauen Tennis mit Begeisterung. Das sind keine Möchtegern-Fans, die einen Slice nicht von einem Topspin unterscheiden können und nicht wissen, dass man während eines Ballwechsels nicht telefoniert oder rülpst.
"Da sitzt der Otti"
Die VIPs dürfen aber auch in Doha nicht fehlen. Ich war gerade am grüblen, ob Federer den anstehenden Breakball mit einem Slice- oder Kick-Aufschlag abwehren würde, als mich ein Kollege auf eine ganz besondere Person aufmerksam machte: "Da drüben sitzt der Ottfried Fischer."Wahrhaftig! In einer Loge in der ersten Reihe saß, eher lag, der Otti. Einer der genialsten deutschen Kabarettisten und Schauspieler, der Bulle von Tölz, Kommissar Benno Berghammer aus der äußerst erfolgreichen Krimi-Kömödienreihe über das politisch tiefschwarze bayrische Voralpenland rund um den Tegernsee.
Aber was zum Teufel macht Otti Fischer in Doha? Und wie sieht der überhaupt aus? Ein Dickerchen war ja schon immer, aber das... Otti, du bist genial, aber pass' ein bisschen auf deine Gesundheit auf! "Mama, wos gibt's n' heit zum essen?", ist einer seiner Lieblingssprüche im Bullen von Tölz. Gott sei Dank sind wir hier in Doha und nicht bei den US Open.