Effe scheitert: Kein Tigerstaat am Niederrhein

SID
Ein ganz bitterer Nachmittag für Stefan Effenberg: Der Plan seiner Initiative ging nicht auf
© Getty

Ohne Erfolg und mit Spott verabschiedet: Die Revolution bei Borussia Mönchengladbach durch die Initiative Borussia um Stefan Effenberg ist gescheitert. Die Zweidrittelmehrheit wurde deutlich verpasst.

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Der Tiger verließ fluchtartig das Stadion, die Fans sangen "Auf Wiedersehen" und "Ihr könnt nach Hause fahren": Stefan Effenberg hat auf einer turbulenten Mitgliederversammlung den Machtwechsel beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach verpasst und eine vernichtende Niederlage kassiert.

Die von dem Ex-Nationalspieler angeführte Initiative Borussia erhielt für ihre angedachten Satzungsänderungen nur die Stimmen von 335 der 4769 anwesenden Mitglieder. Nötig wäre eine Zweidrittelmehrheit gewesen.

Damit bleibt Präsident Rolf Königs, der sich allerdings lautstarker Kritik ausgesetzt sah, ebenso im Amt wie Sportdirektor Max Eberl. Die aus Wirtschaftsexperten bestehende Initiative hatte für einen kompletten Austausch der Führungsetage geworben. So wollte Effenberg den Posten des Sportdirektors, Ex-Trainer Host Köppel stand als neuer Klubchef bereit.

Gegen die "Alleinherrschaft"

Effenberg selbst stellte sich nicht den Fragen der Mitglieder. Stattdessen warb Initiativen-Mitglied Dr. Friedhelm Plogmann vergeblich um Stimmen: "Was wir im Moment im Verein haben, ist eine Alleinherrschaft. Diese Alleinherrschaft müssen wir heute beenden", sagte Plogmann, der überraschend auf eine geheime Wahl verzichtete.

Borussia warf der Opposition dagegen erneut vor, personelle Ziele zu verfolgen - und bekam von ihren Mitgliedern recht.

Der Abstimmung war eine emotionale Diskussion der Mitglieder vorausgegangen, in der die Vereinsführung im Kreuzfeuer der Kritik stand. Allen voran der seit 2004 amtierende Klubchef Königs wurde für die sportliche Stagnation verantwortlich gemacht, die entstandene Opposition als Ergebnis dieses Misserfolgs bezeichnet. "Wir haben heute nur die Wahl zwischen Not und Elend", sagte ein Fan.

Kein Rücktritt von Königs

Königs gab sich trotz Pfiffen und Zwischenrufen kämpferisch und lehnte einen Rücktritt ab. "Ich verstehe den Unmut. Ich habe während der Saison natürlich die vielen Transparente in der Fankurve gesehen. Aber ich bin vom Aufsichtsrat bis 2013 gewählt", sagte der Präsident. Diese Wahl sei eine Verpflichtung.

Auch Eberl sah sich Kritik ausgesetzt und gestand Fehler ein, verteidigte aber insbesondere das lange Festhalten an Ex-Coach Michael Frontzeck in der vergangenen Saison. "Ich habe immer von Kontinuität gesprochen. Da entlässt man nicht bei der ersten Gelegenheit den Trainer." Lauten Applaus gab es einzig für Trainer Lucien Favre.

Vier Tage nach dem Klassenerhalt feierten die Mitglieder den Retter mit stehenden Ovationen, der Schweizer dankte es mit warmen Worten: "Die Fans haben uns geholfen, die Spiele zu gewinnen."

Sponsoren gegen Revolte

Diese Anhänger waren es auch, die im Vorfeld immer wieder Zweifel an den Interessen der Initiative geäußert hatten. Kurz vor der Versammlung stellten sich zudem mehrere Sponsoren gegen eine Revolte. "Wir sind für die Weiterentwicklung des Vereins, aber mit Sinn und Verstand. Borussia braucht keine Revolution", hieß es in einer Zeitungsanzeige, die von 45 Partnern der Borussia unterschrieben war.

Nie zuvor hatte eine Mitgliederversammlung bei Borussia für ein solches Interesse gesorgt. Stau rund um das Stadion und lange Schlangen an den Eingängen erinnerten an ein Bundesliga-Spiel, wegen des Andrangs begann die Veranstaltung mit 50 Minuten Verspätung. Während der Wartezeit lief über die Lautsprecher die Rockband "New Radicals" in Endlosschleife - doch von den neuen Radikalen um Effenberg war anschließend nicht viel Neues zu hören.

Der Steckbrief von Stefan Effenberg

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