So lief die Vorrunde
Schon die Sommer-Vorbereitung lief beim Meister nicht nach Plan, einige Spieler verpassten weite Teile der Einheiten und rannten diesem Trainingsrückstand eine gewisse Zeit lang hinterher. Anfangs hatte das Team mit dem Verarbeiten des Titelgewinns und der damit veränderten Wahrnehmung des Klubs zu kämpfen und tat sich vor allem gegen extrem defensiv eingestellte Gegner schwer, probate Lösungen zu finden.
Dies lag mitunter an der fehlenden spielerischen Balance auf der Doppelsechs, wo Ilkay Gündogan die Ausübung des offensiven Parts erhebliche Probleme bereitete.Sechs Punkte nach sieben Spielen und Platz elf sorgten für eine Mini-Krise, aus der sich der BVB jedoch mit acht Erfolgen aus den kommenden elf (ungeschlagenen) Partien befreite und somit den Abstand zur Tabellenspitze von acht auf drei Zähler reduzierte. Unterm Strich steht die zweitbeste Hinserie unter Jürgen Klopp.
Das Abenteuer Champions League endete für die in diesem Wettbewerb unerfahrene Truppe in einem Desaster. Auch wenn nicht jeder Kontrahent zwei Klassen besser war und der BVB die Mehrzahl der Partien auch hätte deutlich positiver gestalten können, standen die eigene Naivität und unerklärliche Fehler Pate für das vorzeitige Aus in der Gruppenphase.
Der Jahresausklang im DFB-Pokal gelang im Elfmeterschießen (!) gegen Fortuna Düsseldorf trotz eklatanter Personalprobleme. Somit steht die Borussia zum zweiten Mal nach 16 Jahren wieder unter den letzten Acht und trifft dabei mit Holstein Kiel auf den einzig verbliebenen Amateurverein.
Das war gut
Dortmund hat nach der holprigen Startphase, in der man jedoch auch nie chancenlos Punkte liegen ließ, wieder zu sich und seinem von Lauffreude und (Gegen-)Pressing geprägten Stil gefunden. Nach und nach erarbeitete man sich die Leichtig- und Selbstverständlichkeit der Meistersaison zurück, ohne sich von medial heraufbeschwörten Untergangsszenarien verrückt machen zu lassen.
Damit hat das Team den nächsten kleinen Schritt in seiner zügig voranschreitenden Entwicklung genommen und bewiesen, dass man auch mit dem erhöhten Druck als Titelverteidiger bestens zu Recht kommt.
Eine weitere, neue Qualität: Das Verletzungspech, das sich durch die Hinserie zog (Barrios, Bender, Subotic, Kehl), wurde in der Breite adäquat aufgefangen. Der BVB fing sich zudem nur ein Gegentor nach einem Kopfball (Ligaspitze) und stellt die fairste Mannschaft der Bundesliga.
Das muss besser werden
Auch wenn oder gerade weil Dortmund mit 291 die meisten Torchancen der Liga herausspielt, muss weiter an der Effizienz vor dem Kasten gearbeitet werden. In einigen Fällen wird noch zu oft der Querpass anstatt eines zielstrebigen Abschlusses - auch aus der zweiten Reihe - gesucht.
Was in dieser Spielzeit nicht mehr verbessert werden kann, ist das Auftreten in der Königsklasse. Dort ließ man nicht nur einige gute Torgelegenheiten fahrlässig aus, sondern erlaubte sich vor allem im Defensivverbund zu viele entscheidende Schnitzer.
Traditionell muss in dieser Kategorie auch das Elfmeterschießen genannt werden, da zwischen dem Erfolg in Düsseldorf und dem letzten wichtigen Sieg vom Punkt aus gegen AJ Auxerre im UEFA-Pokal 1993 unglaubliche 18 Jahre lagen.
Spieler im Fokus
Sollte Lucas Barrios nicht noch innerhalb dieser Transferperiode den Verein wechseln, darf man gespannt sein, wie der Angreifer mit seiner Situation weiter umgehen wird.Robert Lewandowski hat die Nase im Kampf um den einzigen Posten im Sturmzentrum deutlich vorn, Barrios wird sich daher weiter gedulden und auf seine Chance lauern müssen.
Obwohl ihm Klopp eine gute Trainingsleistung attestiert, wirkte er bei seinen letzten Einsätzen bisweilen fahrig und verkrampft. Barrios wäre daher gut beraten, sich auch als Reservist weiter in den Dienst der Mannschaft zu stellen und keinen Stunk zu machen - auch, um sich für mögliche neue Arbeitgeber zu empfehlen.
Prognose
Der BVB hat seine Verletzungsprobleme vom Jahresende weitestgehend überwunden und geht mit dem Selbstvertrauen von elf ungeschlagenen Partien in die Rückserie. Dort stehen höchstens 20 Spiele an, die Doppelbelastung im internationalen Wettbewerb fällt weg.
Das war zwar schon in der Vorsaison so - damals holte die Borussia übrigens weniger Punkte als in der Hinserie -, könnte aber vor allem im Duell mit den international noch vertretenden Bayern und Rivale Schalke 04 in einen (Frische-)Vorteil münden.
Dazu reisen noch ausnahmslos alle Mannschaften der ersten neun Tabellenränge zum Auswärtsspiel nach Dortmund. Angesichts von nur zwei Niederlagen in den letzten 25 Heimauftritten sicherlich kein Nachteil für den Meister.
Die Westfalen werden daher den Kampf um die Meisterschaft lange am Leben erhalten können - und am Ende erneut in die Champions League einziehen. Vielleicht sogar wieder als deutscher Titelträger...
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