"Das machen wir jetzt auf Portugiesisch", würgt die Vorsitzende Richterin Rosi Datzmann aus Zeitgründen sofort ab. So sagt der Brasilianer mit Hilfe einer Dolmetscherin aus. Zu dem Tatvorwurf, er habe vor einem dreiviertel Jahr eine angemietete Villa im Münchner Nobelvorort Grünwald angezündet, schweigt er. Aber aus seinem Leben in Brasilien und Deutschland berichtet er ausführlich.
Breno schildert eine Kindheit in einfachen Verhältnissen, seine Leidenschaft für den Fußball und seine steile internationale Karriere. Es ist die Geschichte über ein junges, hoffnungsvolles Talent, das bald schwer an der harten Realität aus Sprachbarrieren, mangelnder Integration und Verletzungen zu knabbern hatte. Jetzt drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft und das Karriere-Aus.
Breno beschreibt vor Gericht, wie er nach seiner Kindheit in Cruzeiro mit elf Jahren nach Sao Paulo zog. Mit zwölf lebte er im Sportinternat, sah die Eltern, einen Glaser und eine Putzfrau, alle zwei Monate. "Ich bin mit 16 Jahren Profifußballer geworden", schildert der Angeklagte vor Gericht.
Entscheidung zwischen Eltern und Ehefrau
Er kam zum FC Sao Paulo, spielte für die Nationalmannschaft und verließ mit 17 die Schule. 2008 kaufte ihn der FC Bayern ein. Breno war damals 18 Jahre alt.
Er liebt seine Familie und seinen Sport, das wird vor Gericht sehr greifbar, und beide bereiteten ihm Kummer. Es beginnt schon wenige Monate nach seiner Ankunft in München, als ihn der Verein vor die Wahl stellt, entweder für seine Eltern oder für seine Frau ein Visum zu beantragen.
"Bayern sagte zu mir: 'Du hast dich zu entscheiden zwischen deinen Eltern und deiner Ehefrau'." Vater und Mutter sind inzwischen wieder in Brasilien. "Das war schon schwierig für mich, weil ich ja doch sehr an meinen Eltern hänge."
Kaum Bindung im Team
Mit seiner Ehefrau und den drei Kindern lebte er fortan recht zurückgezogen. "Ich war die meiste Zeit zu Hause", sagt Breno. "Für mich ist es das Wichtigste, mit meiner Familie zusammen zu sein und mit meinen Kindern zu spielen." Wegen seiner sprachlichen Probleme hat der Brasilianer in München relativ wenig Anschluss.
"Ich habe immer Kontakte gesucht zu den Spielern", sagt er, "und auch zu den Psychologen. Aber mein Deutsch ist nicht so gut." Auch die Verständigung mit den Trainern lief über andere brasilianische Spieler.
Kaum Spiele, viele Verletzungen
Zu den sozialen Problemen kamen sportliche. Er schätzt die Zahl seiner Einsätze für den FC Bayern auf höchstens 30. "Ich war ein bisschen traurig", gibt er zu. "Ich wollte immer so gerne spielen." Als er 2010 nach Nürnberg ausgeliehen wird, beginnt "ein anderes Leben, ein lustigeres Leben.
Ich habe dort alle Spiele gespielt". Dann der nächste Tiefschlag: Im März verletzte er sich am Kreuzband. Eine zweijährige Odyssee mit insgesamt drei Operationen begann.
Am Tag vor dem Brand soll er sich aus Frust über einen drohenden Eingriff betrunken haben und dann mit seiner Frau in Streit geraten sein. Sie verließ laut Staatsanwaltschaft mit den Kindern das Haus, weil sie Angst bekam. Der betrunkene Brasilianer soll dann an mehreren Stellen des Hauses das Feuer gelegt haben. Den Einsatzkräften übergab er drei Feuerzeuge.
Keine Auskunft über Zukunftspläne
Vor Gericht wirkt Breno gefasst, schaut Prozessbeteiligten und Journalisten ins Gesicht. Er bahnt sich lange vor Prozessbeginn seinen Weg durch die Kameras in den Saal. Lediglich die tief in die Taschen seines Maßanzugs vergrabenen Hände lassen seine Anspannung erahnen. Um den Hals baumelt eine Kette, daran hängen ein goldenes Herz und der Buchstabe "R". Seine Frau heißt Renata.
Im Publikum sitzt Ex-Bayern-Star Giovane Elber, der damals mithalf, Breno für zwölf Millionen Euro Ablöse nach München zu holen. Er wirft dem FC Bayern am Rande des Prozesses vor, vor allem junge Spieler aus dem Ausland nicht genügend bei der Integration zu unterstützen.
Auch die Karriere steht auf dem Spiel
Für Breno geht es bei dem Prozess nicht nur um einen möglicherweise jahrelangen Gefängnisaufenthalt, sondern auch um seine Karriere. Über Zukunftspläne gibt er wenig Auskunft. Sein Vertrag beim FC Bayern endet am Monatsende, ebenso sein Mietvertrag. Für den Fall eines Freispruchs soll ein Angebot von Lazio Rom vorliegen.
Vor Gericht spricht er darüber nicht. Er sei gesund und wolle nach dem Prozess nach "ein paar Möglichkeiten" Ausschau halten, sagt er. Der Brasilianer gibt sich hoffnungsvoll. "Ich denke, dass das Gericht in meinem Sinne handeln wird", sagt er. Er denke, das Gericht werde "das Beste für mich finden".
Nachbarn: Brenos Haus stand innerhalb weniger Minuten in Flammen
Nachbarn haben den Brasilianer vor Gericht indes belastet. Eine Augenzeugin sagte aus, das Feuer habe sich innerhalb weniger Minuten ausgebreitet. "Deswegen war ich auch sehr aufgeregt."
Sie habe befürchtet, dass sich Menschen in dem brennenden Haus befinden. Noch bevor die Flammen zu sehen gewesen seien, habe sie Glas splittern hören, sagte die Frau. Während des Feuers habe sie sich gefürchtet, "weil glühende Späne durch die Luft flogen".
"Ich trinke nicht mehr"
Breno war zum Tatzeitpunkt betrunken. Vor Gericht wollte er zu seinem Alkoholkonsum generell nur sagen: "Ich trinke nicht mehr." Als Motiv für die Tat gilt Frust über die langwierige Knieverletzung. Die Ehefrau des Brasilianers und die drei Kinder waren zur Tatzeit nicht im Haus.
Der Fußballprofi konnte aber nach den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft nicht wissen, ob die Familie zwischenzeitlich zurückgekehrt war. Es entstand Sachschaden von mehr als einer Million Euro. Breno drohen bis zu 15 Jahre Haft. Bis 17. Juli sind für den Prozess vorerst zehn Termine anberaumt.
Breno im Steckbrief