"Ich fühle mich verarscht"

SID
Andries Jonker war bei den Bayern Co- und kurzzeitig Cheftrainer, später Coach der Amateure
© Getty

In einer nun an die Öffentlichkeit gelangten Mail kritisiert Andries Jonker die Bayern-Führung für deren Nachwuchskonzept. Der 49-jährige Ex-Assistent von Louis van Gaal erklärt den Grund für seine Flucht zum VfL Wolfsburg und was bei den Bayern aus seiner Sicht alles schief läuft. Immerhin erhofft er sich von der Installation Matthias Sammers als Sportvorstand entscheidende Neuerungen.

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Andries Jonker war bisher alles andere als ein Lautsprecher, machte beim FC Bayern München drei Jahre lang als Co-Trainer der Profis und später Coach der Amateure einen unaufgeregten Job.

"Fühle mich verarscht"

Vor ein paar Wochen ist Jonker zum VfL Wolfsburg gewechselt, assistiert dort Felix Magath. Als quasi letzte Amtshandlung schrieb der Niederländer den Bayern-Bossen letzten Freitag eine Mail - die nun an die Öffentlichkeit gelangt ist. Die "Bild" veröffentlichte Auszüge des Schreibens, das es durchaus in sich hat. Trotz aller orthographischer Fehler...

Bei den Bayern hätte er in dieser Saison nur noch die U 19 übernehmen sollen. Eine Degradierung, die Jonker so gar nicht schmeckte. "Erstens fühle ich mich verarscht", schrieb er als Hauptgrund für seinen Abschied aus München.

Dann legte er nach. "Im Moment das Christian (Nerlinger, Anm. d. Red.) mir am 14. April aber sagte das Tanne und Butt (die Ex-Spieler Michael Tarnat und Jörg Butt, die ab dieser Saison die sportliche Leitung des Juniorteams übernommen haben, Anm. d. Red.) nicht an eine gute Zusammenarbeit mit mir glauben würden habe ich mich sofort entschieden. Das war einfach das letzte..."

Pferd mit steifem Bein

Neben seinen persönlichen Anliegen formulierte Jonker aber auch Verbesserungsvorschläge und wo er Stärken und Schwächen des Vereins sieht.

"Ich sehe Bayern als das goldene Fußballpferd. Das potenzial beste und schnellste Pferd der Fußballwelt. Das Pferd hat 3 goldene Beine: das Profibein, das finanzielle Bein und das kommerzielle Bein. Alle Superbeine! Leider hat das Pferd auch ein steifes Bein, dieses Bein heißt Jugendausbildung. Diese Bein soll so wenig wie möglich stören und wird einfach mitgeschleppt von den anderen 3 Weltklassebeinen."

Es fehlt an Organisation und Philosophie

Der "Bayernfan", wie er sich selbst bezeichnet, liefert dann auch den Grund, warum es im Jugend- und Amateurbereich - die Bayern spielen da nur noch in der Regionalliga Bayern - nicht läuft.

"Weil das Bein kein Teil des PHILOSOPHIEs ist. Die Jugendausbildung hat deshalb kein Idee: Sollte man Meister werden mit Jugendmannschaften und sich selbst als Stab profilieren oder sollte man individuelle Spieler besser machen und selbst im Hintergrund bleiben?"

Und weiter: "Die ORGANISATION fehlt. Da wird nicht an einen Strang gezogen, da sind zu viele da vor allem für sich selbst. Und also gibt es sehr große Fragezeichen. Bei der Führung, beim medizinischen Stab, beim Scouting, beim pflegen des Geländes, eigentlich bei fast alles."

Hoffnung auf Sammer

Jonker zählt schonungslos seine Erfahrungen auf, macht den Bayern aber auch Mut. Die Verpflichtung von Matthias Sammer als Sportvorstand zum Beispiel sieht der 49-Jährige sehr positiv.

"Ein neuer Reiter ist gekommen. Und der wird machen das es Philosophie, Organisation, Inhalt und Voraussetzungen gibt. Der wird machen das das steife Bein auch ein Weltklassebein wird und der wird damit machen das das goldene Pferd des Fußballs noch schneller und besser sein wird."

Die Mail endet dann versöhnlich und mit einem nachvollziehbaren Wunsch Jonkers.

"Sie wissen das meine Familie und ich grundsätzlich 3 tolle Jahre in und bei Bayern erlebt haben.[...] Ich hoffe das in der kommenden Saison den CL gewonnen wird. Für die Meisterschaft und das Pokal hoffe ich auf einen anderen Verein als Meister und Pokalsieger...".

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