Kiyotake: Auf den Spuren von Kagawa

Von Marco Nehmer
Wechselte aus der japanischen J-League in die Bundesliga zum 1. FC Nürnberg: Hiroshi Kiyotake (r.)
© Getty

Als spielstarker Allrounder machte sich Hiroshi Kiyotake einen Namen in Japan. Bei Cerezo Osaka wurde er mit Shinji Kagawa verglichen und erregte die Aufmerksamkeit mehrerer Bundesligisten. Am Ende erhielt der 1. FC Nürnberg den Zuschlag - und hofft auf eine schnelle Eingewöhnung des Mittelfeldmanns.

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Es war viel los, im eher beschaulichen Nürnberg, als der Club Anfang Juli seinen japanischen Neuzugang Hiroshi Kiyotake den wartenden Medienvertretern präsentierte.

Sympathisch und bescheiden gab sich der 22-Jährige und stellte sich auf fehlerfreiem Deutsch vor: "Guten Tag. Ich heiße Hiroshi Kiyotake. Bitte nennen Sie mich Kiyo. Vielen Dank!" Er sprach auch über seine Fähigkeiten und den Ambitionen mit dem Bundesligisten, bei dem er bis 2016 unterschrieben hat.

Einer wie Kagawa?

"Ich habe keine direkte Waffe. Aber ich bin ein Allrounder und kann viele Dinge überdurchschnittlich gut. Das ist vielleicht meine größte Stärke", beschrieb der Neuzugang aus Asien seine Fähigkeiten - diesmal zurück in der japanischen Muttersprache.

Sein persönlicher Dolmetscher und Integrationsbeauftragter ist Jumpei Mamamori - vielen noch bekannt als Kagawas ständiger Begleiter, der den in die Premier League abgewanderten Ex-Borussen in den vergangenen zwei Jahren fast rund um die Uhr betreute.

Nur eine von mehreren Parallelen zwischen den beiden japanischen Nationalspielern: Wie Shinji Kagawa spielte auch Kiyotake zuvor für Cerezo Osaka, beide trugen die Trikotnummer acht. Zudem verbindet sie eine tiefe Freundschaft.

"In Japan hat man mich mit ihm verglichen. Das war aber auch ein großer Druck für mich", sagte der 1,72 Meter große Dribbler. Dass er sich mit seinen Fähigkeiten nicht verstecken muss, unterstreicht FCN-Coach Dieter Hecking: "Kiyotake ist ein wendiger Spieler mit einem guten Eins-gegen-eins und er ist torgefährlich."

FCN hofft auf schnelle Umstellung

Dieter Hecking warnt aber im gleichen Atemzug vor zu großen Erwartungen, erst einmal müsse Kiyotake in der Liga ankommen - vor allem physisch: "Ich hoffe, dass er möglichst schnell die Umstellung von der japanischen Liga in die Bundesliga schafft."

Kiyotake wäre nicht der erste Japaner, der sich in der Bundesliga nur schleppend zurechtfindet. Kawaga ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Okubo, Hosogai oder zuletzt Takashi Usami hatten oder haben mit dem qualitativen Gefälle zwischen Bundesliga und J-League zu kämpfen, auch der Schalker Atsuto Uchida oder Stuttgarts Shinji Okazaki konnten sich bislang nicht dauerhaft durchsetzen.

Doch der Club hat keine Zweifel, sich einen hoffnungsvollen Spieler geangelt zu haben: Sportdirektor Martin Bader und Chefscout Christian Möckel überzeugten sich mehrere Male selbst vor Ort in Japan von den Qualitäten Kiyotakes, der bei Nürnberg Spieler wie Didavi oder Hegeler ersetzen soll, deren Leihverträge endeten.

Eine Millionen Euro Ablöse

Baders gutes Händchen für kostengünstige Transfers ist ligaweit bekannt. Auch diesmal ist das finanzielle Risiko überschaubar: Rund eine Million Euro überwiesen die Franken an Cerezo Osaka für die Dienste des japanischen Nationalspielers.

Bader ist angetan von "Kiyo", sowohl sportlich als auch menschlich: "Wir bekommen einen Fußballer, der seinen Sport mit Leib und Seele liebt, der mit der Kugel was anfangen kann und der Spielfreude versprüht."

Nun ist es am Spieler, den Erwartungen mit entsprechenden Leistungen gerecht zu werden. Kiyotake selbst ist voller Vorfreude auf das Abenteuer Bundesliga: "Ich freue mich auf alles in Deutschland. Ich habe schon die Erwartung, dass für mich in Nürnberg etwas Großes beginnen wird."

Kiyotake bei Olympia dabei

Doch bevor Kiyotake beim 1. FC Nürnberg richtig angreifen kann, stehen für ihn die Olympischen Spiele an. Ein Umstand, der den Club-Verantwortlichen nicht sonderlich gefällt. Trainer Dieter Hecking gibt sich dennoch pragmatisch: "Danach werden wir versuchen, ihn so schnell wie möglich zu integrieren."

Spätestens Mitte August wird Kiyotake endgültig zurück in Nürnberg erwartet. Möglicherweise ist die Bundesliga dann um eine Attraktion reicher. Kiyotake hat auf alle Fälle den Willen, sich durchzubeißen. Auch wenn er die Vergleiche scheut, hat die kometenhafte Erfolgsstory von Shinji Kagawa den Ehrgeiz des Neu-Franken geweckt.

Bei seiner Verabschiedung in Osaka sagte Kiyotake im Hinblick auf den Schritt seines ehemaligen Teamkollegen nach Europa: "Der nächste bin ich!"

Hiroshi Kiyotake im Steckbrief