Frage: Herr Junuzovic, Werder wollte mit einem Sieg gegen Freiburg endlich den ersten Dreier der Saison landen. Wie erklären Sie sich das siebte sieglose Spiel der Saison?
Zlatko Junuzovic: Unser Start war katastrophal. Ich weiß gar nicht, was in den ersten 20 Minuten mit uns los war. Wir waren nicht aggressiv, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und nicht Fußball gespielt. Das war scheiße. Vielleicht haben wir uns von der Gesamtsituation zu sehr beeinflussen lassen.
Frage: Die wird nach dem Unentschieden nicht besser.
Junuzovic: Es wird nicht angenehmer, dessen müssen wir uns auch bewusst sein. Wir müssen jetzt die Tage der Länderspielpause dazu nutzen, dass wir mental stärker werden. Wir müssen uns gemeinsam aus dieser Situation rausreißen. Es kann nur gemeinsam gehen, ein Einzelner wird das nicht schaffen. Wir müssen in eine Richtung marschieren. Dafür muss aber jeder am selben Strang ziehen und jeder muss die Dinge klar ansprechen, ob jung oder alt oder was auch immer.
Frage: Was ist los mit der Mannschaft?
Junuzovic: Es ist jetzt schwer, Erklärungen für diese Partie gegen Freiburg zu finden... Man merkt, dass wir mit dieser Situation schwer umgehen können. Wir sind unsicher, es ist ein Kopfproblem. Wir spielen bis 30 Meter vor dem Tor ganz gut und auf einmal werden wir dann hektisch. Wir wollen mit einem Pass dann alles entscheiden. Aber da müssen wir Ruhe bewahren und kühler agieren. Man hat generell gemerkt, dass wir unter Druck standen. Auch deshalb haben wir uns das Leben vor dem gegnerischen Tor viel zu schwer gemacht.
Frage: Gegen einen ebenfalls nicht besonders starken Gegner fühlt es sich wie zwei verlorene Punkte an, oder?
Junuzovic: Ein Punkt ist zu wenig, es hätten drei Punkte sein müssen. So war es vor der Partie angekündigt, dass nur drei Zähler uns helfen. Deshalb ist der Ertrag deutlich zu gering ausgefallen. Das war nun schon einige Male in dieser Saison der Fall.
Frage: Was kann man mitnehmen aus dieser Partie?
Junuzovic: Es hilft ja jetzt alles nichts. Wir nehmen die positiven Dinge mit. Es bringt nichts, wenn wir jetzt lange drum herum reden und uns in eine negative Spirale reinsteigern. Dafür muss sich aber die Situation auch vor Augen führen.
Frage: Durch die Länderspielpause hat Werder jetzt erst in zwei Wochen wieder die Chance, den verkorksten Saisonstart zu korrigieren.
Junuzovic: Was soll ich machen - das Handtuch werfen? Es wird keinen in der Mannschaft geben, dem jetzt zum Lachen zu Mute ist und der sich über den 18. Platz freut. Wir haben aber auch diesmal wieder gezeigt, dass wir zurückkommen können in einer Partie als Gemeinschaft. So müssen wir in den nächsten Wochen agieren. Wir werden immer wieder Rückschläge zu verkraften haben, aber da müssen wir uns wieder rausarbeiten. Wir dürfen jetzt nicht zu negativ werden, das würde die Situation nur noch schlimmer machen.
Frage: Wie wollen Sie die mentalen Probleme in den Griff bekommen?
Junuzovic: Wir müssen jetzt gute Gespräche führen und uns aufrappeln. Wir sind keine Maschinen, sondern zeigen Regungen und Emotionen. Es dürfte klar sein, dass wir nicht plötzlich anfangen, Zauberfußball zu spielen. Wir benötigen noch mehr Kampf und Aggressivität, dann kommen die anderen Dinge auch wieder von alleine. Wir hatten gegen Freiburg viele Standardsituationen, da müssen halt auch mal entschlossener agieren. Dem Gegner auch mal wehtun, ein bisschen unfair sein, ein bisschen frecher sein. Das sind so Sachen, die gehören zum Fußball dazu.
Frage: Nach der Pause steht das Spiel in München an.
Junuzovic: Gegen die Bayern müssen wir zusehen, dass wir uns ordentlich verkaufen. Da erwartet niemand etwas von uns. Danach kommt Köln - das ist ein Gegner, wie jetzt Freiburg, gegen den wir punkten müssen.
Frage: Würden Sie sagen, dass Köln das nächste Schicksalsspiel ist - wenn man die Partie gegen die Bayern mal ausklammert?
Junuzovic: Wir müssen anfangen, uns mehr zu trauen. Der Gedanke daran, was alles schief gehen könnte, der muss uns einfach scheißegal sein. Wir sind komplett unten drin, die Situation ist am Dampfen. Wir sind Tabellenletzter, hinter uns kommt also nicht mehr viel.
Wir haben sieben Spiele gespielt und keines gewonnen. Das ist eine Katastrophe und das fühlt sich gar nicht gut an. Da bringt Reden allein nichts. Die Situation ist eindeutig und klar und da gibt es nur eine Devise: Marschieren bis zum Geht-nicht-mehr! Alles reinlegen in ein Spiel, bis du nicht mehr kannst. Alles geben, 90 Minuten Vollgas. Dann kann sich niemand etwas vorwerfen.
Frage: Ist das momentan der Tiefpunkt Ihrer Zeit in Bremen?
Junuzovic: Nochmal: Wir sind Letzter, 18. Platz. Ich stand in der Liga noch nie auf dem letzten Platz. Also ist das natürlich der Tiefpunkt. Aber wir müssen jetzt mit der Situation umgehen, dafür sind wir Profis. Wir dürfen jetzt nicht herumjammern und auf Mitleid hoffen. Wir können uns nur selbst helfen, von außen wird keine Hilfe kommen und uns kann von außen auch niemand helfen. Das können wir vergessen. Wir müssen auf uns selbst schauen.
Bremen - Freiburg: Die Statistik zum Spiel