Es ist der 7. August 2014. Der FSV Mainz 05 scheidet überraschend gegen Asteras Tripolis in der Qualifikation zur Europa League aus. Nach einem 1:0-Erfolg im Hinspiel verlieren die Rheinland-Pfälzer auswärts mit 1:3. Kapitän, Assistgeber und Torschütze bei den Griechen: Pablo de Blasis.
Mit seiner Leistung war er hauptverantwortlich für das Aus der Mainzer. Und für 05-Manager Christian Heidel gut genug, um verpflichtet zu werden - gegen den Willen des damaligen Trainers Kasper Hjulmand.
"Wir glauben, dass er mit seinen Fähigkeiten unserer Mannschaft wichtige Impulse geben kann und uns in der Offensive noch flexibler macht", verkündete Heidel nach der Verpflichtung des Argentiniers auf der vereinseigenen Homepage. Es sind offensive Impulse, die der Mannschaft nach dem Abgang von Nicolai Müller zum Hamburger SV verloren gegangen waren.
"Das ist nicht mein Spieler"
Mit dem Wechsel in die Bundesliga ging für de Blasis, der 2012 nach Europa kam, ein Traum in Erfüllung. "Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir [Spieler von Asteras Tripolis; Anm. d. Red.] auf der Tribüne saßen. Da habe ich mir gedacht, es wäre ein Traum, wenn du hier spielen könntest", berichtet der Mittelfeldspieler.
Dass Hjulmand mit dem Transfer nicht einverstanden war, bekam der Südamerikaner, dessen Familie nach wie vor in Argentinien lebt, zu spüren: In den ersten 16 Spielen der Hinrunde wurde de Blasis lediglich drei Mal eingewechselt und kam so auf eine Gesamtspielzeit von gerade einmal 40 Minuten, also nicht mal einer kompletten Halbzeit.
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Den Rest der Zeit verbrachte er sitzend - auf der Bank oder gar auf der Tribüne. "Das ist nicht mein Spieler", soll der dänische Trainer über ihn gesagt haben. De Blasis fehle das taktische Verständnis und passe nicht in das Spielsystem der 05er.
Eigentlich kommt de Blasis über die Flügel, versucht mit Hilfe seiner geringen Körpergröße von nur 1,65 Meter durch schnelle Haken und Dribblings Räume für sich und seine Mitspieler zu schaffen. Doch für Hjulmand ist der kleine Mann kein Außenspieler, sondern Stürmer. Die Problematik dabei: Im Sturm ist Shinji Okazaki gesetzt. Wohin also mit de Blasis? Am besten weg, dachte sich Hjulmand und wollte ihn nach Bild-Informationen im Winter verkaufen.
Überzeugendes Startelfdebüt
Doch zuvor durfte der 27-Jährige, dem Personalmangel der Mainzer geschuldet, am letzten Spieltag der Hinrunde sein Startelfdebüt gegen den FC Bayern München geben. Und konnte sofort überzeugen. Obwohl der kleine Flügelspieler die unglückliche 1:2-Niederlage nicht verhindern konnte, stellt dieses Spiel einen Wendepunkt für de Blasis dar.
Es war eine gute Leistung, die nachhaltig beeindruckte und möglicherweise mitverantwortlich dafür war, dass Manager Heidel seinen Trainer abermals überstimmte und den Neuzugang nicht zum Verkauf frei gab. Zum Glück für de Blasis und zum Glück für die Mainzer.
Neuer Trainer, neues Vertrauen
Denn schon beim Rückrundenauftakt gegen den SC Paderborn (5:0) durfte der Argentinier, der zweimal wöchentlich Deutsch-Unterricht nimmt, wieder von Beginn an auflaufen und konnte erneut Eigenwerbung betreiben. Ein Traumtor und zwei Torvorlagen standen nach 90 Minuten auf seiner Habenseite. In den folgenden zwei Partien schaffte es Pablo de Blasis ebenfalls in die Startelf, gegen Borussia Dortmund wurde er eingewechselt.
Dann kam es zu einem Schnitt bei Mainz 05: Mitte Februar wurde Trainer Hjulmand entlassen, da dessen ballorientiere Spielphilosophie nicht in das Mainzer Abstiegskampf-Konzept passte. Neuer Trainer wurde Martin Schmidt. Und der bekannte sich - im Gegensatz zu seinem Vorgänger - schnell als Fan des kleinen, quirligen Spielers: Er sei "gut in Eins-gegen-eins-Situationen, immer unterwegs" und "sehr fies zu verteidigen".
Gegen den Ex-Coach nachtreten wollte der laufstarke de Blasis trotz allem nicht. Warum der Start in Deutschland nicht wie gewünscht verlief und er in der Hinrunde kaum Spielzeit bekam, wisse er nicht. Unterkriegen lassen hat sich der 27-Jährige davon aber nicht: "Ich habe das Ziel nie aus den Augen verloren. Wenn ich schon hier bin, dann will ich das auch zeigen. Ich kann einfach nicht aufgeben."
"Dann wird der Kleine ganz groß"
De Blasis, der trotz seiner geringen Körpergröße als kopfballstark gilt, wurde für seinen Ehrgeiz belohnt. In sieben von acht Partien unter Schmidt spielte er von Beginn an. Darunter war auch das Spiel gegen den Tabellendritten Borussia Mönchengladbach, welches nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch 2:2 endete. Für viele Spieler wohl ein nach dem Spielverlauf zufriedenstellendes Ergebnis, nicht so für de Blasis.
"Es klingt blöd nach dem 0:2, aber mit dem einen Punkt kann ich trotzdem nicht zufrieden sein", sagte der Argentinier nach der Partie: "Wir wollen zu Hause unsere Spiele gewinnen und haben auch gezeigt, wie wir das machen können. Am Ende haben wir aber nur einen Punkt. Für mich ist das ein bisschen enttäuschend, denn wir hätten noch gewinnen können." Worte, die dem Mainzer Publikum gefallen werden.
Pablo de Blasis hat sich vom Fehleinkauf zu einer echten Alternative entwickelt. Mit selbst erzielten Toren, wie Vorlagen und immer gefährlichen Dribblings sorgt er jetzt für die offensiven Impulse bei den Mainzern, die Heidel gefordert hatte. Nur im Defensivverhalten müsse der Flügelflitzer noch ein paar Abläufe lernen, sagt Martin Schmidt: "Dann wird der Kleine ganz groß."
Pablo de Blasis im Steckbrief