Auf die Beschimpfungen der Fans und die Brandrede des Kapitäns folgte die Bestrafung durch den Sportchef. "Es gibt diese Woche kein trainingsfrei", sagte der ganz schlecht gelaunte Horst Heldt nach dem 0:2 (0:2) von Schalke 04 beim FSV Mainz 05 - und kündigte gleich weitere unangenehme Konsequenzen für die Profis an: "Wir werden schauen, welche Entscheidungen wir kurzfristig treffen."
Der Sportvorstand will die Krise der Königsblauen, die nach sechs Partien ohne Sieg sogar um den "Trostpreis" Europa League bangen müssen, mit allen nötigen Mitteln bekämpfen. Dabei soll es keine Tabus geben. Halbgare Entschlüsse würden den Fans, die die Spieler in Mainz als "scheiß Millionäre" beschimpften, auch kaum noch zu verkaufen sein.
"Kann sich keiner rausnehmen"
"Es kann sich keiner rausnehmen. Weder die Mannschaft, noch der Trainer oder ich", sagte Heldt im Anschluss an die Niederlage vier Spieltage vor dem Saisonende der Fußball-Bundesliga: "Wir brauchen die Trendwende!"
Die Wende soll mit dem aktuellen Coach gelingen, Roberto Di Matteo sitzt laut Heldt (noch) fest im Sattel. "Das hat nichts mit dem Trainer zu tun. Ich glaube nicht, dass die Mannschaft falsch eingestellt war oder keinen Plan hatte", sagte der Manager: "Aber wenn man vorne nicht trifft und hinten fahrlässig agiert, kommt so ein Ergebnis zustande."
Die Analyse Heldts, der nach wie vor an einer Verpflichtung von Weltmeister Sami Khedira arbeitet, traf den Nagel auf den Kopf. Bevor der Mainzer Innenverteidiger Stefan Bell seinen ersten Bundesliga-Doppelpack erzielte (28. und 31.) und dabei die Schalker als Standardschlafmützen (beide Treffer nach einer Ecke) entlarvte, hätten die Gäste eigentlich längst führen müssen.
Heldt zeigt Verständnis für Fans
Doch der verhinderte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (seit dem Hinrunden-Duell mit Mainz ohne Tor), Joel Matip und Jefferson Farfan vergaben vor 34.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena, darunter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Sportdirektor Hansi Flick, die hochkarätigen Chancen zu Beginn. Für Heldt war danach klar, dass die Europacup-Teilnahme in dieser Verfassung nicht zu schaffen ist: "Es bringt nichts, nach so einem Spiel von irgendwas zu reden."
Auch für die Schmähungen vonseiten der mitgereisten Anhänger hatte Heldt Verständnis - schließlich haben die Schalker schon jetzt ihr eigentliches Saisonziel, die Champions-League-Teilnahme, verpasst: "Ich kann verstehen, dass sie die Schnauze voll haben. Wir müssen die Wut und die Enttäuschung akzeptieren und respektieren."
Höwedes: "Müssen den Arsch hochkriegen"
Enttäuschung und Ärger waren auch im Gesicht von Benedikt Höwedes zu erkennen. "Natürlich müssen wir uns langsam Sorgen machen. Es wird immer enger", sagte der Kapitän mit Blick auf die Europa-League-Qualifikation. Dann ging der Weltmeister mit seinen Kollegen hart ins Gericht. Die Gegentore seien "Murks-Situationen" gewesen, bei der schwachen Offensive könne es den Anspruch, "oben mitzuspielen", nicht geben - und "gewissen Spott" der Anhänger müsse man derzeit eben ertragen: "Wir müssen langsam den Arsch hochkriegen."
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