Werner fordert: Torbreite neunfuffzich!

Von SPOX
Timo Werner am Samstag gegen Hannover nach seinem "Schuss" am leeren Tor vorbei
© imago

Hannover wendet dank Super-Schulz und Nicht-so-super-Werner ein trauriges Schicksal ab - und freut sich schon auf die englische Woche und einen fast sicheren Dreier. Dazu: Lewis Holtby, der ziemlich Blech redet, Updates zu Lewy und Auba und ziemlich bekloppte Statistiken.

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Was erlauben Schulz? Das folgende ward schon länger nicht geschrieben: Der Sieger des Spieltags heißt Hannover 96. Ein bisschen Glück, ganz viel Schulz und schon war der erste Dreier seit November im Sack. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Fußball-Tore neunfuffzich und nicht 7,32 Meter breit wären und Stuttgarts Timo Werner das dicke Ding im gaaaanz langen Eck versenkt hätte. Man weiß es nicht. Gewissheit ist dagegen, dass Christian Schulz mit dem zweiten Doppelpack seiner Bundesligakarriere das Spiel im Alleingang gewonnen hat. Im Abstiegskampf glimmt damit wieder ein Fünkchen Hoffnung. Netter Nebeneffekt: 96 stoppte den Gipfelsturm in der ultimativen Buli-Shitlist. Die ultimative Buli-Shitlist listet (klar!) die Teams mit den übelsten Niederlagenserien der Liga-Geschichte auf. Ganz oben thront da der Club (wer sonst? Sorry) mit 11 Pleiten gefolgt von Bielefeld, Düsseldorf und Tasmania, die alle den Zehnerpack bekamen. Hannover war bis Samstag auf einem guten Weg, sich mit der neunten Pleite weiter nach oben zu arbeiten und beispielsweise mit früheren Inkarnationen seiner selbst (1985/86 und 2009/10) gleichzuziehen. Sie waren wohlgemerkt auf einem guten Weg - und dann kam Schulz.

Besser geht's nicht: Quizfrage. Wer ist der torgefährlichste Innenverteidiger der europäischen Topligen? Pique? Ramos? Godin? Terry? Thiago Silva? Kompany? Bonucci? Nein, nein, nein. Robert Huth? Nein. Ach klar, Christian Schulz! Auch falsch. Aytac Sulu, Darmstadt 98. Der 30-jährige Lilienkapitän steht nach seinem Treffer in Bremen (2:2) bei sechs Buden. Darüber wären viele, viele Offensivakteure glücklich.

Schafe blöken, Lewis: Hamburgs Holtby hat sich am Samstag viele neue Freunde gemacht. Nach dem 1:1 gegen Ingolstadt lästerte der 25-Jährige über den Gegner groß ab. "Ekelhaft" seien die Ingolstädter und ihr Spiele bestehe daraus, "dass sie herumblöken und sich fallenlassen". Das kann man im Eifer des Gefechts vielleicht mal sagen, aber wie so oft muss man feststellen, dass es der Solidargemeinschaft Bundesliga doch gewaltig an Selbstreflexion fehlt. Und da wollen wir nicht den Finger heben und gen Leverkusen und Roger Schmidt deuten, ganz und gar nicht. Wenn man das Spiel vom Samstag mal heranzieht, muss man festhalten: Der HSV hat mehr Foul gespielt (17:12) und mehr Tacklings in den Rasen gefräst (27:18). Ingolstadt hatte mehr Torschüsse, mehr Ecken und ein klein wenig mehr Ballbesitz. Das sind ein paar ausgewählte Fakten. Vom optischen Eindruck her könnte man sagen: Es wurde durchaus kräftig geblökt und gefühlt lag alle 90 Sekunden ein Spieler angeblich oder tatsächlich verletzt auf dem Boden herum. Oder kurz: Beide haben sich ordentlich auf die Hölzer gegeben und um jeden Zentimeter Boden gekämpft. Die Betonung im letzten Satz liegt übrigens auf "Beide".

Nur der BVB: Es hat sich vielleicht schon rumgesprochen, dass die Bilanz des BVB in dieser Saison nicht gerade ausgesprochen erbärmlich ist. Bester Zweiter aller Zeiten und so. Mit jedem Dortmunder Sieg wird's natürlich noch viel doller. Umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel hatten nur sieben Klubs, die am Ende Meister wurden, nach 23 Spielen mehr Punkte als der BVB mit seinen 54 Zählern. Die krasseste Diskrepanz ergibt sich zum Champion 2009. Der VfL Wolfsburg (hä?) hatte nach 23 Runden ganze 42 Punkte auf dem Konto.

Noch so'n bisschen BVB: Mit dem Sieg über Hoffenheim lautet Dortmunds Heimbilanz in dieser Spielzeit 10-1-0. 31 Punkte gab's noch nie aus den ersten elf Heimspielen einer Saison. Der alte Rekord stand bei 28 Zählern. Und noch was: Der BVB hat inklusive der Sonntagstore 16 Mal in der Schlussviertelstunde getroffen. Zur Einordnung: Elf Teams in der Liga bringen es in der kompletten zweiten Halbzeit auf maximal 16 Tore.

Super Wednesday: Wer jetzt denkt, nur weil am Mittwoch sieben Buli-Spiele stattfinden, sei das irgendwie ein Rekord oder eine Weltneuheit oder sonst wie sensationell, der ist auf dem berühmten Holzweg. Es war der 17. Juni 1987 - ganz recht, ein Mittwoch -, da fanden sogar sage und schreibe neun (9!) Bundesligaspiele statt. Okay, es war auch der letzte Spieltag. Homburg mogelte sich damals zu Ungunsten von Fortuna Düsseldorf in die Relegation. Meister wurden die Bayern vor dem HSV.

Foto-Finish: Der eine oder andere wird auch schon gehört haben, dass Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang hin und wieder eine Bude machen. 23:22 steht's für Ersteren. Und das gab's eben nach 23 Spieltagen noch nie. Überhaupt erst zum dritten Mal haben die beiden Topscorer der Liga zu diesem Zeitpunkt der Saison jeweils mindestens 20 Tore erzielt. Franz Brungs und Hannes Löhr sowie Friedhelm Konietzka und Rudolf Brunnenmeier waren die Vorgänger von Lewy/Auba in den 1960er Jahren.

Frühling! Jetzt! Man kann ja die wildesten Statistiken erstellen: ‚Eckengenauigkeit bei Nieselregen und Flutlicht' oder ‚Auswärtsbilanz an katholischen Feiertagen', wären so spontane Vorschläge. Eine andere lautet: Wie schlagen sich die Bundesligisten seit Dezember? Sprich: Wie winterfest sind unsere Kicker? Klares Urteil: Die Nordklubs sind nicht für die kalte Jahreszeit gemacht. Alle lausig. Bremen, Hamburg, Wolfsburg und Hannover bringen es seit Dezember gemeinsam - kein Witz - auf vier Siege in 36 Spielen (4 in sechsunddreißig)! 20 Spiele gingen verloren. Damit zieren die vier Klubs auch das Ende der hiermit hochoffiziellen ‚Seit-Dezember-Bundesliga-Tabelle'.

Englische Woche geht immer: Weil's an dieser Stelle gut passt und man ohnehin nie genug Hannover im Spieltag in Zahlen haben kann, sei das noch erwähnt: An Werktagen gewinnt 96 statistisch gesehen fast immer. 12 Siege, ein Remis, drei Pleiten lautet die Bilanz der letzten 16 Matches in englischen Wochen. Nächster Gegner ist Wolfsburg. Viel Spaß, Euch.

Allerlei: An dieser Stelle noch ein wenig kunterbunter Zahlensalat.

Mit dem Treffer in Mainz hat Chicharito jetzt in den letzten acht Bundesligaspielen in Serie getroffen.

Sebastian Rudy schießt schon wie in der Hinrunde das 1:0 gegen Dortmund. An seinem 26. Geburtstag. Anders als im Hinspiel ist er dann in hohem Bogen vom Platz geflogen.

Herzlichen Glückwunsch! Felix Wiedwald spielte in seinen ersten 34 Bundesligaspielen nur einmal zu null. Das ist ein Rekord, aber kein besonders guter.

Der HSV hat sein Aufsteiger-Trauma überwunden. Vor dem ruhmreichen 1:1 gegen Ingolstadt gab's drei Heimpleiten gegen Rookies in Folge, bei 0:8 Toren. Highlight war sicher das 0:3 gegen Paderborn in der Vorsaison. Geht doch!

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