Manchmal, wohl vor allem wenn es schlecht läuft, nimmt Niko Kovac die Eintracht mit ins Bett. "Wenn man versucht einzuschlafen, lässt man alles Revue passieren oder hat schon Ideen für die nächsten Tage", sagte der Trainer des Frankfurter Fußball-Bundesligisten im kicker-Interview: "Es ist relativ schwer, komplett abzuschalten."
Am Main hatte der 44-Jährige in den vergangenen Monaten viel zu verarbeiten. Zusammen mit seinem Bruder Robert als Co-Trainer übernahm der kroatische Ex-Nationalspieler Anfang März ein desolates Team - und führte es am Ende über den Zitter-Umweg der Relegation zum Klassenerhalt.
"Ich habe in den drei Monaten gewisse Sachen ausgemacht, die nicht ganz konform mit meiner Denkweise sind", sagte der Ex-Profi, der mit Bayern München 2003 Double-Gewinner und 2001 Weltpokal-Sieger wurde: "Nach der Saison haben wir uns zusammengesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass Änderungen erfolgen müssen. Denn nur Veränderungen können eine Aufbruchstimmung erzeugen."
"Viel Euphorie im Verein"
Der Umbruch, den er zusammen mit dem neuen Sportdirektor Fredi Bobic gestalten musste, gestaltete sich aber durchaus schwierig. Die (Geld-)Mittel des Traditionsklubs sind begrenzt, auch in der laufenden Saison muss Kovac aus eher wenig viel machen. Bislang klappte das hervorragend, in den ersten vier Pflichtspielen gelangen drei Siege.
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"Ich sehe eine positive Atmosphäre und viel Euphorie im Verein. Wir versuchen, die Eintracht dort herauszuholen, wo Sie sie vielleicht gesehen haben und dahin zu bringen, wo wir sie gerne sehen möchten", sagte Kovac. Wenn die vielen Neuzugänge "ihr Potenzial abrufen, werden wir uns sicherlich verbessern".
Schließlich brauche jeder Mensch Träume, "denn Träume sind der Beginn der Realisierung eines Ziels", sagte Kovac, der als Trainer der kroatischen Nationalmannschaft (2013 bis 2015) bei der WM 2014 in der Vorrunde gescheitert war: "Unser Ziel muss es sein, die Eintracht so zu etablieren, dass wir eine ruhigere Saison spielen. Das kann uns keiner garantieren, aber wir arbeiten täglich daran, dass wir es schaffen.
"Wollen peu a peu immer mehr"
Die Erfolge, die er als Spieler gefeiert hat, "will man natürlich auch hier haben - in dem Maße, in dem es möglich ist", sagte er. So sei es in seiner Laufbahn schon immer gewesen. "Wir wollen peu à peu immer mehr", sagte Kovac: "Ich musste mich immer weiter hochhangeln."
Zum Abschalten fährt der Familienvater meist in seine Wahlheimat Salzburg. "Ansonsten mache ich Sport. Das ist wie eine Sucht, wenn man ein Leben lang Sport getrieben hat", sagte Kovac: "Wir haben unsere Rennräder herausgeholt und entstaubt, außerhalb Frankfurts kann man sehr schön Rad fahren."
Niko Kovac im Steckbrief