"Dieser Moment ging mir sehr nah"

Jakub Blaszczykowski spielte acht Jahre lang beim BVB
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Jakub Blaszczykowskis Abgang von Borussia Dortmund im Sommer ging weitestgehend lautlos vonstatten. Im Interview spricht er über die plötzlichen Wechsel nach Florenz und Wolfsburg, die rasche Ernennung zum Wolfsburger Kapitän und seinen Freund Lukasz Piszczek. Mit dem BVB hat er abgeschlossen - wenn auch sehr emotional.

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SPOX: Herr Blaszczykowski, Sie sind seit einigen Wochen zurück in Deutschland. Haben Sie sich schon wieder akklimatisiert?

Jakub Blaszczykowski: Ich war ja nur zehn Monate weg. (lacht) Groß akklimatisieren musste ich mich also gar nicht. Von den acht Jahren, die ich zuvor schon in Deutschland gelebt habe, entwöhnt man sich nicht so schnell.

SPOX: Die Sonne vermissen Sie auch nicht?

Blaszczykowski: Okay, die vielleicht schon ein bisschen. (lacht) Davon hat man in Italien sicherlich etwas mehr als hier in Deutschland. Aber ich war in Florenz zum Fußballspielen, nicht um Urlaub zu machen. Genauso ist es hier in Wolfsburg.

SPOX: Mit dem VfL haben Sie aus den ersten sechs Spielen nur sechs Punkte geholt. Wieso läuft es noch nicht so rund?

Blaszczykowski: Ich möchte unseren Saisonstart gar nicht schlechtreden. Gerade in den ersten Wochen haben wir gut gespielt, wir hatten eine sehr gute Frühform. Auch gegen Dortmund kamen wir zu unseren Möglichkeiten, da hätten wir nicht so hoch verlieren müssen. Was wehtut, ist das Spiel in Bremen, das war nicht in Ordnung. Wir schauen aber nach vorne und fokussieren uns auf die nächsten Aufgaben. Ich bin sicher, dass wir wieder in die Spur finden.

SPOX: Sie waren beim VfL von Anfang an Stammspieler. Seit vier Spielen tragen Sie nun auf dem Platz auch die Kapitänsbinde. Wie kam das so schnell?

Blaszczykowski: Das müssen Sie den Trainer fragen. Es war schließlich seine Entscheidung. Für mich ist es natürlich eine sehr große Ehre und ich werde alles geben, um den Jungs mit meiner Erfahrung in dieser Rolle zu helfen.

SPOX: Sie gelten gar nicht unbedingt als der ganz große Lautsprecher.

Blaszczykowski: Nur, weil ich nicht viel in der Presse rede, heißt das nicht, dass ich nichts zu sagen habe. Warum muss sich der Kapitän ständig in der Öffentlichkeit äußern? Das ist der falsche Ansatz. Ich bin ein kommunikativer Mensch. Wichtig ist aber, dass ich mit meinen Mannschaftskameraden rede. Ich weiß, dass das auch von mir erwartet wird - dass ich vorangehe. Damit habe ich aber kein Problem. Im Gegenteil: Das möchte ich auch. Ich will für jeden in der Mannschaft Ansprechpartner sein.

SPOX: Auch für Mario Gomez. Wie erleben Sie ihn bisher? Er hat für den VfL noch kein Tor geschossen. In Deutschland schaut man gerade bei ihm ohnehin schon etwas genauer hin.

Blaszczykowski: Ich bin weit weg davon, die Leistung Anderer zu kommentieren. Ich weiß, dass Mario ein sehr guter Fußballer ist. Er wird in den nächsten Spielen Tore schießen, ganz sicher. Wie ich, ist auch er im Sommer etwas später zum Team gestoßen. Es ist ganz normal, dass man am Anfang ein bisschen Zeit braucht.

SPOX: Wie war das 2015 für Sie, nach acht Jahren Dortmund plötzlich in ein neues Land zu ziehen? Sie wechselten auf Leihbasis zum AC Florenz.

Blaszczykowski: Natürlich war alles um mich herum neu. Ich kenne mittlerweile aber das Fußballgeschäft. Wer erfolgreich sein will, muss auch bereit sein, Dinge zu ändern und Gewohntes aufzugeben. Worauf ich allerdings nicht vorbereitet war, war die Tatsache, dass es zum Ende der Transferperiode so schnell ging. Wenige Tage vor dem Wechsel war beim BVB noch alles gut, dann spielte ich plötzlich für Florenz. Es ist aber wichtig, dass man sich in so einer Situation schnell wieder fokussiert und nicht lange nachdenkt: 'Was wäre, wenn...?'

SPOX: Sie erwischten beim AC einen guten Start und gingen zunächst davon aus, dass der Verein die Kaufoption, die er für Sie hatte, auch ziehen würde. Dann waren Sie eine Zeit lang verletzt und kamen anschließend nur noch sporadisch zum Einsatz. Wie schwer ist Ihnen das Jahr gefallen?

Blaszczykowski: Die Situation war natürlich nicht leicht für mich. Viel schwieriger war aber das Jahr 2014, als ich beim BVB mit einem Kreuzbandriss lange ausgefallen bin. Das war die schlimmste Zeit meiner Profikarriere. Die Verzweiflung, bei der Mannschaft sein und mit den Kollegen trainieren zu wollen, es aber nicht zu können, kann man nur schwer beschreiben. Das war frustrierend. In Florenz habe ich immerhin nur ein paar Wochen verpasst, wenngleich die Rückrunde nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt habe.

SPOX: Wann war Ihnen klar, dass Sie nicht in Florenz bleiben, sondern nach Deutschland zurückkehren würden?

Blaszczykowski: Wenn man nicht spielt, kann man irgendwann eins und eins zusammenzählen und weiß, dass das keine Zukunft hat. Ich möchte noch spielen und bin noch nicht am Ende meiner Entwicklung. Letztlich war es die Entscheidung von Florenz, die Kaufoption nicht zu ziehen. Wann und wie das gelaufen ist, darüber spricht man nicht.

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SPOX: Hatten Sie in der Zeit stets Kontakt zu Ihrem Freund Lukas Piszczek? Ihre sportliche Entwicklung im letzten Jahr war ziemlich gegensätzlich. Erst lief es bei Ihnen gut, dann kam er in Dortmund wieder häufiger zum Zug.

Blaszczykowski: Ja, wir stehen immer in Kontakt. Wir sind schon lange sehr gut befreundet und schreiben viel hin und her. Es war aber nicht so, dass wir uns ständig gegenseitig motivieren mussten. Dazu sind wir Profis und wissen, dass es auch mal schlechtere Phasen gibt. Es ist aber wichtig, jemanden wie Piszczu zu haben. Das gilt aber auch für einige andere. Mit Marcel Schmelzer, Roman Weidenfeller oder Sebastian Kehl tausche ich mich auch noch hin und wieder aus. Wir haben alle zusammen so viel erlebt, da ist es normal, dass der Kontakt nicht abreißt.

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