Unters Volk gemischt

Bayern und Dortmund dominieren in dieser Saison nicht wie zuletzt die Bundesliga
© getty

Die Bundesliga ist wieder spannend! Ist die Bundesliga wieder spannend? Die enge Situation an der Tabellenspitze ist vor allem der Schwäche des FC Bayern München und Borussia Dortmund im ersten Saisondrittel zuzuschreiben. Ein Kommentar von SPOX-Fußballchef Andreas Lehner.

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Über ein Jahr musste der Teil Fußball-Deutschlands, der es nicht mit dem FC Bayern hält, darauf warten, ehe wieder einmal ein anderes Team auf Platz eins der Tabelle steht. Dass es sich dabei um den Aufsteiger Rasenballsport Leipzig handelt, ist ein Thema, das wiederum einem Teil Fußball-Deutschlands nicht gefallen wird.

Trotzdem. Ein Tabellenführer, der nicht aus München kommt, das hätten sich doch alle gewünscht, sprach FCB-Kapitän Philipp Lahm am Samstagabend reichlich angesäuert. Der so lang ersehnte Reflex funktionierte auf allen Kanälen: Endlich ist die Liga wieder spannend!

Leicester: Höhepunkt einer negativen Entwicklung

Aber Spannung allein ist noch kein Indikator für Qualität. In England gab es lange Zeit den Begriff der Big Four. Der ist in den vergangenen Jahren verschwunden, weil der Titel nicht mehr nur zwischen Arsenal, ManUnited, Chelsea und Liverpool ausgemacht wird, sondern weitere Teams oben mitmischen.

Vergangene Saison erreichte dieses Phänomen seinen Höhepunkt und Leicester City düpierte die gesammelte englische Prominenz. Ein Fast-Absteiger gewinnt die Premier League. Eine Geschichte wie im Märchen. Aber auch der Beweis, dass die englische Liga nicht mehr wie zu Zeiten der Big Four die besten Mannschaften Europas beherbergt.

Die englischen Spitzenteams gehörten in den letzten Jahren nur noch zur zweiten Garde der kontinentalen Elite. Real, Barca, Atletico und die Bayern dominierten die Champions League.

FCB und BVB nicht auf höchstem Niveau

BVB-Trainer Thomas Tuchel traut RB Leipzig zu, sich zum deutschen Leicester zu entwickeln und erhebt den Aufsteiger damit in den Rang des Titelkandidaten. Die Bundesliga mag in ihrer aktuellen Tabellenkonstellation mit Leipzig an der Spitze, Bayern "nur" auf Rang zwei und insgesamt sechs Verfolgern innerhalb von drei Punkten wieder als spannend bewertet werden, aber die Spannung geht auch zu Lasten der Qualität und des höchsten Niveaus.

Die neuen Spitzenteams sind nicht plötzlich so nah an die übermächtigen Bayern und Dortmunder herangerutscht. Nein, der deutsche Fußball-Hochadel hat sich mit teils ordinärer Spielweise unters Volk gemischt.

Wie es um das Niveau in der Bundesliga bestellt ist, hat das Spiel in Dortmund gezeigt. Es war ein gutes Spitzenspiel, aber gleichzeitig der technisch-taktisch schwächste Vergleich der beiden deutschen Schwergewichte der letzten Jahre. Das lag sicherlich zum einen daran, dass wichtige Spieler auf beiden Seiten gefehlt haben oder aktuell nicht bei 100 Prozent sind, aber auch an einer grundsätzlichen Formschwäche im ersten Saisondrittel.

Bloß keine englische Verhältnisse

Die von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke als Leuchttürme des deutschen Fußballs bezeichneten Vereine können der Liga gerade nicht den Weg weisen. Dortmund findet sich nach dem Abgang dreier Leistungsträger gerade noch neu und Bayern muss sich erst an die Idee Ancelottis gewöhnen. Was nicht heißt, dass Bayern und Dortmund nicht bald die Liga wieder dominieren, aber dafür muss wieder Entwicklungsarbeit geleistet werden.

In den vergangenen Jahren ging immer mal wieder die Angst vor spanischen oder gar schottischen Verhältnissen um. Für das Niveau der Liga und die Konkurrenzfähigkeit der Spitzenklubs im internationalen Vergleich wären englische Verhältnisse die schlechteste Option.

Bundesliga: Ergebnisse, Tabelle, Spielplan

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