"Die beiden Vereine konnten sich seit Tagen nicht bezüglich einer möglichen Ablösesumme für mich einigen und deswegen habe ich jetzt allen Beteiligten diese Entscheidung abgenommen", sagte der 53-Jährige der Bild-Zeitung.
Er hatte genug von tagelangen Gerüchten: "Es wäre ganz schlecht gewesen, wenn jetzt weiter über einen möglichen Weggang von mir spekuliert würde. Das hätte der Konzentration geschadet." Zuspruch aus dem Team des VfL Bochum hätte ihn in seiner Entscheidung pro HSV ins Schwanken gebracht, so Hochstätter.
Er stellt klar: "Ich habe mich absolut korrekt verhalten. [...] Ich wollte hier kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Es war für mich klar, wenn sich die beiden Vereine nicht einigen, dann bleibe ich in Bochum." Der Abbruch folgte zum Wohl beider Vereine.
"Es war in meinen Augen für alle wichtig, dass am Wochenende eine Entscheidung getroffen wird", meint Hochstätter, der ausführt: "Es hätte nur Verlierer gegeben, wenn sich das alles noch weiter hinausgezögert hätte. So weiß jetzt jeder, woran er ist."
Harte Verhandlungen um Ablöse
Zuvor hatte HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer den Westfalen angeblich eine Ablösesumme von 800.000 Euro für Hochstätter offeriert, nachdem es vorher offenbar nur 500.000 Euro waren. Der VfL beharrte aber auf einer Entschädigung von drei Millionen Euro.
"Der VfL Bochum hat Forderungen gestellt, die aus unserer Sicht nicht annehmbar waren und sind. Christian Hochstätter hat heute noch versucht, es mit seinem Aufsichtsratschef zu klären. Nachdem er keine Chance gesehen hat, hat er mich informiert", sagte Beiersdorfer der Bild.
Erlebe die Highlights der Bundesliga auf DAZN
Eine der wichtigsten Personalfragen beim HSV bleibt somit ungeklärt. Zumindest Trainer Markus Gisdol nahm die Entwicklung gelassen. "Für mich ändert sich durch die heutige Entscheidung nicht viel. Natürlich ist es gut, wenn wir neue Energie reinbekommen und sich eine wichtige Personalie klärt. Aber ich habe vollstes Verständnis für den Vorstand, dass er sich nicht über den Tisch ziehen lässt", sagte er am Abend im NDR-Sportclub.
Kein Fortschritt zu erkennen
Bochum hatte zuvor bereits auf Zeit gespielt. "Wir sind nicht die Getriebenen, sondern machen das sehr professionell und in aller Ruhe", hatte Aufsichtsrats-Chef Hans-Peter Villis bei Sport 1 gesagt: "Wir müssen auch unsere Interessen wahren. Wir müssen und werden im Sinne des Vereins eine Entscheidung treffen."
Hochstätter hatte erst im September seinen Vertrag in Bochum bis 2020 verlängert - ohne Ausstiegsklausel. "Von außen stehen alle Zeichen auf Abschied, vom VfL Bochum aus nicht", ergänzte Villis - und setzte sich am Ende mit seiner harten Linie durch. Der HSV hatte sich Anfang Mai von seinem Sportdirektor Peter Knäbel getrennt. Seither übt Beiersdorfer dieses Amt zusätzlich zu seinem Job an der Klubspitze aus.
Angeblich hatten sich die Hanseaten mit dem Ex-Profi bereits auf eine Zusammenarbeit bis 2019 geeinigt. Doch in den schwierigen Ablöseverhandlungen war seit Dienstag kein Fortschritt zu erkennen.
Suche beginnt von vorne
Eigentlich wollte der HSV die Länderspielpause nutzen, um sich ein Stück weit neu auf den Abstiegskampf einzustellen. Der Klub steht nach zehn Bundesliga-Spieltagen noch ohne Sieg da, ist mit nur zwei Punkten Tabellenletzter.
Wie wichtig eine schnelle Lösung ist, hatte unlängst ausgerechnet Knäbel verdeutlicht. "Für den HSV ist jetzt entscheidend, dass er die Baustelle schließt", sagte der 50-Jährige dem Hamburger Abendblatt. Gerade in der sportlichen Krise brauche Trainer Markus Gisdol einen starken Ansprechpartner an seiner Seite.
"Der Sportchef ist dafür verantwortlich, den Trainer in Topform zu bringen und zu halten", sagte Knäbel: "Er muss dem Trainer den Rücken stärken, ihm zuhören können und mit ihm gemeinsame Entscheidungen treffen."
Nach den gescheiterten Verhandlungen mit Nico-Jan Hoogma (Heracles Almelo) und Horst Heldt (zuletzt Schalke 04) galt Hochstätter beim HSV eigentlich als Top-Favorit. Nun hat sich auch diese Hoffnung zerschlagen. Die Suche beginnt somit wieder von vorne.
Alle Infos zum Hamburger SV