Trainer Heiko Herrlich wirkte ratlos, seine Spieler konnten den Harmlos-Auftritt auch nicht erklären: Nach der 1:2 (0:2)-Pleite bei Hertha BSC machte sich bei Bayer Leverkusen großer Frust breit. Platz 14, zehn Gegentore und auswärts noch ohne Punkt - Herrlich droht die erste veritable Krise.
"Wir machen eine Kette von Fehlern. Da ist momentan der Wurm drin, wenn du alle 15 Minuten ein, zwei Kirschen kriegst", ärgerte sich Nationalspieler Julian Brandt. Der 21-Jährige hatte mit seinem Tor in der Schlussphase (83.) noch einmal etwas Hoffnung aufkommen lassen.
Allerdings verpufften die Bemühungen der Rheinländer zu oft. "Wir rennen 40-mal in den Gegner rein und unterbrechen damit unseren eigenen Spielfluss", kritisierte Brandt. Die Mannschaft habe die guten Ansätze nicht genutzt: "Wir hatten Ballbesitz, aber haben zu wenig daraus gemacht."
Auch im Spiel gegen den Ball zeigten die Gäste zu wenig Einsatz. "Hertha war uns bei den einfachen Dingen wie Einstellung und Aggressivität überlegen", urteilte Abwehrspieler Sven Bender. Im Moment habe er keine Erklärung für die lasche Spielweise. "Ich hoffe, dass wir endlich die Fehler abstellen, sonst wird es schwer", mahnte Bender.
Bei den Gegentoren von Mathew Leckie (16.) und Salomon Kalou (24.) befand sich Bayers Abwehr schon im Winterschlaf. Trainer Herrlich ärgerte sich vor allem über das unbeherzte Eingreifen vor dem zweiten Tor: "Da waren wir einfach zu langsam im Kopf."
Eine richtige Erklärung für den Auftritt ohne Mumm und Biss hatte der neue Bayer-Coach nicht. "Uns hat einfach die Frische gefehlt", sagte der frühere Torjäger lapidar. Herrlich muss in den nächsten Spielen liefern, um nicht frühzeitig angezählt zu werden.
Keine schnellen Urteile
Brandt warnte indes vor zu harten Urteilen. "Ich würde jetzt nicht anfangen, komplett durchzudrehen", meinte der elfmalige Nationalspieler. Das Meiste, was die Mannschaft auf dem Platz zeige, sei richtig: "Nur, da müssen jetzt auch Punkte kommen."
Hertha freute sich umso mehr über den zweiten Heimsieg. "Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Leverkusen hat eine große Qualität", sagte Trainer Pal Dardai. Noch gehe es nur darum, möglichst viele Punkte zu holen. "Wir sind bis Weihnachten in der Sammelphase", erklärte der Ungar.
Mit acht Punkten aus fünf Spielen liegen die Berliner auf Rang acht und damit im Soll. Großen Anteil an der guten Bilanz hat Neuzugang Leckie. Der Australier steuerte in fünf Spielen vier Treffer bei. "Ich fühle mich in Berlin wohl. Die Mitspieler glauben an mich und geben mir ein gutes Gefühl", sagte er.