Gerade an die Härte haben Sie sich recht schnell gewöhnt: Nach nur 22 Bundesligaspielen stand schon Ihr dritter Platzverweis zu Buche.
Gbamin: Ich habe damit leider Bundesliga-Geschichte geschrieben! (lacht) Heute kann ich darüber lachen. Ich denke, dass das meiner jugendlichen Unbekümmertheit zuzuschreiben war. Die Intensität in der Bundesliga ist enorm hoch, daher ging das am Anfang wirklich alles etwas zu schnell für mich. Ich habe versucht, aus diesen Fehlern zu lernen und schlauer auf dem Feld zu agieren, damit das nicht mehr passiert. Bislang hat es ja auch geklappt.
Ihre Entwicklungskurve zeigt seitdem steil nach oben, Sie stehen im Fokus internationaler Top-Vereine. Woran machen Sie das fest?
Gbamin: Ich habe die Entwicklung genommen, die ich mir selbst erhofft hatte. Die erste Saison war ein Lehrjahr in einer mir unbekannten Liga. Im zweiten Jahr habe ich das Erlernte viel besser umsetzen und zeigen können, was ich wirklich leisten kann. Dass dann Vereine auf mich aufmerksam werden, sehe ich letztlich als Konsequenz dessen. Deshalb bin ich nach Deutschland gewechselt. Ich kann aber versprechen, dass das noch nicht das Ende ist. Ich bin von meinen Fähigkeiten überzeugt und werde noch besser!
Wie schwierig ist es für Sie selbst, die Geduld zu bewahren - gerade, wenn Sie daran denken, dass Sie sozusagen erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind und nun Vereine wie der FC Arsenal um Sie werben sollen?
Gbamin: Meine Familie ist dafür zuständig, dass ich auf dem Boden der Tatsachen bleibe. Es hilft mir in vielerlei Hinsicht sehr, dass sie in meiner Nähe sind. Alles andere kann ich nur schwer beeinflussen. Mich freut das Interesse, denn ich habe in Mainz gemerkt, wie sich kontinuierliche Arbeit auszahlt. Wenn ich so weitermache, wird mir beim Blick in die Zukunft nicht bange.
Im Sommer lehnte der FSV ein Millionen-Angebot aus England für Sie ab. Es wäre die größte Einnahme für den Verein aller Zeiten gewesen. Wie sind Sie mit dem Veto umgegangen?
Gbamin: Mich hat die Absage des Vereins natürlich zunächst frustriert. Alles andere wäre auch nicht normal, würde ich sagen. Ich bin davon ausgegangen, dass ein Wechsel möglich sei. Daher habe ich das auch öffentlich geäußert. Es kam letztlich anders. Das war kein Problem für mich, denn so etwas passiert im Fußball. Sobald ich begriffen hatte, dass die Tür zu ist, ging das Leben weiter. Ich habe anschließend wie gewohnt trainiert und ich glaube sagen zu können, dass auch meine Leistungen nicht darunter gelitten haben. Mental hat mich das überhaupt nicht blockiert.
Sie hätten ja auch einen auf Aubameyang oder Dembele machen und in Streik treten können.
Gbamin: Nein. (lacht) Auf einen Streik würde ich niemals kommen. Das entspräche nicht meinem Charakter und meiner Erziehung. Ich bin Mainz sehr dankbar, dass sie mich in die Bundesliga geholt und die Chance gegeben haben, mich hier entwickeln zu können. Selbst wenn ich eines Tages den FSV verlassen sollte, wird er mir aufgrund dessen immer positiv in Erinnerung und in meinem Herzen bleiben. Das ist sicher.
Wie blicken Sie denn auf das Transferfenster im kommenden Sommer?
Gbamin: Ich fühle mich grundsätzlich bereit für den nächsten Schritt und kann mir gut vorstellen, ein neues Kapitel beginnen. Ich habe durch meine Leistungen Vereine auf mich aufmerksam gemacht, bei denen ich eine gute Chance sehe, diese nächste Etappe in meiner sportlichen und persönlichen Entwicklung zu gehen. Momentan gebe ich 100 Prozent für Mainz und bin sehr zufrieden, wie sehr wir uns verbessert haben. Was nach der Saison letztlich passieren wird, müssen wir abwarten.
Bei der U19-EM 2013 haben Sie noch für Frankreich und mit Akteuren wie Anthony Martial, Aymeric Laporte und Adrien Rabiot gespielt. Diese drei kicken aktuell bei großen europäischen Klubs. Sind diese Spieler für Sie Vorbilder, was die individuelle Entwicklung angeht?
Gbamin: Ich verfolge ihren Werdegang natürlich, aber ich bin nicht neidisch auf das, was sie bislang erreicht haben. Jeder von uns geht seinen eigenen Weg. Das Wichtigste für mich ist nicht der Zeitpunkt, oben anzukommen - sondern es überhaupt dorthin zu schaffen und dann auch auf diesem Niveau zu bleiben. Das ist nämlich dann die ganz große Kunst. Ich arbeite Tag und Nacht dafür, dies zu schaffen.
Muss das dann in einem anderen Land sein, haben Sie einen Traum in dieser Hinsicht?
Gbamin: Nein. Ich träume nicht von einer bestimmten Liga. Ich wünsche mir nur, dass ich mir während meiner Karriere einen Namen mache, an den man sich auch später noch erinnern wird.