Das ist der schönste Bayer-Fußball seit 20 Jahren
Das 4:0 in Bielefeld war das siebte Pflichtspiel in dieser Saison, in dem Bayer Leverkusen drei oder mehr Tore erzielte. Nur gegen Mainz (1:0), Union (1:1) und Budapest (2:1) mit einer stark veränderten Startelf hakte es ein bisschen in der Offensive. Die Werkself steht ja traditionell für recht ansehnlichen Fußball, aber so hinreißend und leichtfüßig wie in den ersten Wochen dieser Saison war er zuletzt vor rund 20 Jahren.
Die spektakuläre, aber in den entscheidenden Spielen eben auch erfolglose Toppmöller-Mannschaft um Michael Ballack, Bernd Schneider, Dimitar Berbatov, Bernd Schneider und Co verzückte damals nicht nur in der Bundesliga. Nun ist mit Gerardo Seoane ein Trainer am Werk, der in Rekordzeit einen Draht zu seiner Mannschaft entwickeln konnte - eine Sache, die den vielen Trainern der jüngeren Vergangenheit nicht immer gelang. Oder die zu Beginn noch einigermaßen funktionierte, recht schnell aber immer mehr verschwand.
Bei Seoane scheint das nun völlig anders. Dem kommt bei der Kommunikation mit seiner Mannschaft seine Vielsprachigkeit sehr zu Gute. Seoane spricht mit dem Gros seiner Spieler sprichwörtlich auf Augenhöhe, da gehen wichtige Dinge nicht in der Übersetzung durch Dritte verloren.
Dieser direkte Austausch ist ein unschätzbarer Wert, speziell für einen Trainer, der neu in einen Klub kommt. Noch sollte man in Leverkusen vorsichtig sein mit zu überschwänglichem Jubel, immerhin war von den großen Gegnern bis auf Dortmund keiner dabei - und die Partie ging dann prompt auch verloren. Aber Spaß macht die Werkself schon jetzt.
Hoffenheim hat ein veritables Kramaric-Problem
Für viele Beobachter ist Andrej Kramaric nach Erling Haaland und Robert Lewandowski der beste Angreifer der Bundesliga und eigentlich überqualifiziert für ein Mittelklasse-Team wie die TSG Hoffenheim. Aber in dieser Saison will das einfach nicht so richtig klappen mit den Kramaric-Toren. Ein einziges steht in der Statistik und man wähnte die Blockade mit eben diesem Tor vorige Woche gegen Wolfsburg schon durchbrochen. Dann kam das Stuttgart-Spiel: Selbst klarste Torchancen ließ der Kroate liegen, feuerte sechs Mal vergeblich aufs gegnerische Tor.
Mittlerweile hat kein anderer Spieler der Liga so viele Torschüsse gesammelt wie Kramaric (28), bei gleichzeitig mieser Trefferquote. Aber woran liegt das? Zum einen hat Kramaric - und das ist die gute Nachricht - schon vier Torvorlagen fabriziert und führt diese Kategorie damit an.
Aber andererseits reibt sich der 30-Jährige auch erstaunlich emsig für seine Mannschaft auf. Kramaric reißt mit Abstand die meisten Sprints seines Teams ab und liegt bei den intensiven Läufen auf Rang zwei aller Bundesligaspieler. Nur Wout Weghorst rackert mehr. Vielleicht fehlt Kramaric in den entscheidenden Situationen deshalb einfach ein wenig die Ruhe vor dem Tor. Damit setzt er nicht nur seinen Trainer Sebastian Hoeneß unter Druck.
Pfiffe zur Halbzeit? Leipzigs Fans müssen Verlieren lernen
Ja, RB Leipzig hatte einen schwierigen Start in die Liga. Und ja, die Mannschaft hat neulich überraschend ihr Champions-League-Heimspiel gegen den FC Brügge verloren. Aber Tatsache ist trotz einiger spielerischer Mängel im Positionsspiel auch, dass die Mannschaft einen schwungvollen RB-Fußball spielt, wie man ihn kennt. Und dass sie Bochum in der ersten Halbzeit förmlich an die Wand geklatscht hat. Weil aber der Ball nicht ins Tor wollte, stand es eben 0:0. Und ein guter Teil der Leipziger Fans verabschiedete ihre Mannschaft mit teilweise wütenden Pfiffen in die Kabine.
RB hat in seiner noch jungen Geschichte bisher nur den Weg nach oben erfahren und mit dem Klub auch seine Fans. Anders ist die völlig übertrieben Reaktion der Anhänger kaum zu erklären. Aber es gehört beim Fußball nunmal dazu, dass nicht immer alles nach Plan und nur positiv läuft. Jeder Klub der Welt, auch die allergrößten und erfolgreichsten, mussten das schon leidvoll erfahren. Leipzigs Fans dürfen gerne ein wenig demütiger werden. Das gehört zum Fußball nämlich auch dazu.