Sprich: Sie können gar nicht weiterhelfen, wenn Sie gefragt werden, wie denn der Erling Haaland so drauf ist?
Stüker: Nein, ich weiß nicht, wie er drauf ist. Da muss ich passen. (lacht)
Mittlerweile arbeiten Sie in der sogenannten Abteilung Fanangelegenheiten, die aus zehn Mitarbeitern und zwei Teams besteht, die sich um Fanklubs und den Spielbetrieb kümmern. Was machen Sie am Spieltag?
Stüker: Wir sind vor Anpfiff in unserem kleinen Büro hinter der Südtribüne am Aufgang zu Block 11. Zwei von uns kümmern sich um die Gästefans, der Rest ist auf der Süd unterwegs. Da geben wir beispielsweise die Auswärtsdauerkarten aus und sind einfach Ansprechpartner für allerlei Anlässe, auch nach der Partie noch. Die Spiele verfolgen wir auf unseren Plätzen auf der Nordtribüne, wo alle anderen Angestellten auch sitzen.
Wie sehen heute im Gegensatz zu einst Ihre Arbeitszeiten aus?
Stüker: Früher ging es auch mal um 6 Uhr los und um 20 Uhr wurde man dann nach Hause geschickt, aber anders war die Arbeit kaum zu erledigen. Da kam ich schnell auf 80 offene Urlaubstage und hunderte von Überstunden. Heute hat sich das für mich kolossal gebessert, die Arbeit ist weniger geworden. Den großen administrativen Bereich erledigen nun meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Meine Hauptaufgabe besteht darin, die Fanklubs zu besuchen und die Besuche zu organisieren.
Wie oft im Jahr geschieht das?
Stüker: Wir sind - wenn nicht durch die Pandemie ganz enge Grenzen gesetzt sind - das ganze Jahr unterwegs, sonst würden wir das nicht schaffen. Insgesamt sind es 60 bis 70 Besuche. Die Fanklubs richten Turniere, karitative Veranstaltungen oder Stammtische aus, zu denen wir eingeladen werden. Es geht vor allem darum, sich mit den Fans auszutauschen und ihre Bedürfnisse zu hören. Uns werden immer dutzende Fragen gestellt. All das nehmen wir mit nach Hause und geben es weiter, um unsere Arbeit zu optimieren.
Welcher ist denn der älteste BVB-Fanklub überhaupt?
Stüker: Das ist der Fanklub Dröschederfeld aus Iserlohn, der sich 1968 gründete, heute aber nicht mehr existiert. Es gibt aber immer noch den Fanklub Borussia Dortmund, der Nachfolger des vorhin erwähnten BFC.
Welcher ist der größte Fanklub?
Stüker: Der Fanklub Oeventrop-Freienohl aus Arnsberg im Sauerland mit 1100 Mitgliedern. Die haben sogar eine eigene Geschäftsstelle, die dreimal die Woche geöffnet ist. Wenn der seine jährliche Versammlung abhalten will, muss er ein Jahr im Voraus die Schützenhalle mieten. Das hat dann durchaus Volksfestcharakter.
Zu welchem Besuch mussten Sie die weiteste Anreise antreten?
Stüker: Die ging nach Ungarn und Polen. Die Mitglieder treffen sich dort meist nur einmal im Jahr, weil sie sehr weit verstreut sind. In Budapest bekamen wir eine Stadtführung, in Polen gingen wir durch einen Natur- und Freizeitpark, in dem früher viele DDR-Bürger Urlaub gemacht haben, wie uns erklärt wurde. Bemerkenswert war, dass die Fans zwar kaum Deutsch sprachen, die Lieder der Südtribüne aber alle fehlerfrei singen konnten.
Können Sie auch so etwas wie Ihren ungewöhnlichsten Fanklub-Besuch nennen?
Stüker: Einmal hatte man zwei Damen engagiert, die die Gäste oben ohne bedienten. Ich kann mich auch erinnern, dass irgendwo mal ein Männer-Ballett aufgeführt wurde.
Es soll auch eine bestimmte Geschichte mit Tomas Rosicky geben.
Stüker: Ja. Ich bin mit ihm zum Besuch des Fanklubs Meschede ins Sauerland gefahren, als plötzlich Schnee einsetzte. Tomas' Mercedes hatte aber noch Sommerreifen drauf, in der Nähe der Warsteiner-Brauerei blieben wir stecken. Ich rief den Fanklub an, damit jemand kommt und uns abschleppt. Es kamen dann zwei junge Männer, die Tomas' Wagen erst stehen lassen wollten, weil sie noch nie ein Auto abgeschleppt hatten. Dagegen habe ich mich mehr gewehrt als Tomas, am Ende bekamen wir den Mercedes aus dem Schlamassel heraus und haben ihn über Nacht dort im Ort geparkt. Tomas hat die ganze Sache absolut souverän und locker abgewickelt, anschließend wurden wir wieder zurück nach Dortmund gefahren. Die erzählen da heute noch davon!
Gab es denn in den 40 Jahren, die Sie nun schon im Verein sind, einmal die Überlegung, den Arbeitgeber zu wechseln?
Stüker: Es gab Tage, an denen ich gefrustet war und mich fragte, warum ich mir das eigentlich antue. Ernsthaft verlassen wollte ich den BVB aber nie. Es ist einfach ein toller, abwechslungsreicher Job, der mir auch damals, als sehr viel zu tun war, so gut wie immer viel Spaß gemacht hat. Meine Freundinnen bewundern mich alle für meinen Job.
Was haben Sie vom Verein zum 40. Dienstjubiläum bekommen?
Stüker: Etwas, wofür ich sehr dankbar bin, verraten werde ich es aber nicht.
Dafür können Sie sicherlich sagen, wie lange Sie noch machen wollen?
Stüker: Offiziell wäre am 1. Juli 2023 Schluss.
Und dann?
Stüker: Wie es weitergeht, wird sich zeigen. Wenn sich aber im Verein eine Möglichkeit bietet und mir das zusagt, würde ich auf jeden Fall am Ball bleiben wollen.