Thesen zum 20. Bundesliga-Spieltag: Dortmund hätte mal besser in Hoffenheim verloren

Von Stefan Rommel
Ein Teil von Unions Erfolgsteam: Max Kruse, Andreas Voglsammer, Grischa Prömel, Robin Knoche, Rani Khedira, Kapitän Christopher Trimmel, Timo Baumgartl (v.l.).
© imago images

Borussia Dortmunds Sieg in Hoffenheim könnte sich auf Dauer noch als trojanisches Pferd erweisen. Warum Kölns Spiel so langsam leidet, der VfB vor den beiden entscheidenden Wochen der Saison steht und Hoffenheim in die Champions League kommt? Die Thesen zum 20. Spieltag klären auf.

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Eine BVB-Niederlage wäre auf Sicht besser gewesen

Borussia Dortmund hat jetzt die ersten drei schwierigen Spiele der Rückrunde gegen direkte Konkurrenten im Kampf um die vorderen Plätze gewonnen, in der Liga ist die Mannschaft immer noch voll auf Kurs. Aber hinter den nackten Ergebnissen liegt auch noch eine andere Wahrheit: Mit dieser Inkonstanz und den teilweise krassen Leistungsschwankungen wird die Borussia auf Dauer nicht mehr die zweitbeste deutsche Mannschaft hinter den Bayern bleiben können - geschweige denn so etwas wie ein "echtes" Titelrennen heraufbeschwören.

Schon vor dem Spiel in Hoffenheim hörte sich Hans-Joachim Watzkes Erklärung für das Pokal-Aus unter der Woche so an, als könnte oder wollte der Geschäftsführer die Probleme der Mannschaft nicht anerkennen. Und wie zum Beweis lieferte das Team dann im Kraichgau ein entsprechend bezeichnendes Spiel ab. Mit zwei eigenen Torschüssen kam Dortmund zu drei Treffern und gegen einen in allen Belangen deutlich überlegenen Gegner irgendwie zum 3:2-Sieg. Schon in Frankfurt ging das noch irgendwie gut mit den drei Punkten, nun auch in Hoffenheim, und ein Sieg ist ein Sieg.

Aber für die Entwicklung der Mannschaft und die Hoffnung, dass die Ergebnisse nicht den Blick auf die Probleme vernebeln, wäre eine Niederlage im Kraichgau wohl fast besser gewesen für den BVB. Der Vorsprung auf Rang fünf wäre immer noch komfortabel genug, aber womöglich hätte eine Niederlage eine reinigende Wirkung gehabt - und einen besseren Einfluss auf die kommenden Wochen. Sonst droht die Gefahr, sich (weiter) selbst zu belügen.

TSG Hoffenheim erreicht die Königsklasse

Bei Dortmunds Gegner war der Jammer nach der Partie verständlich groß. Mal wieder legte die TSG eine blitzsaubere Leistung hin, hatte den BVB wie schon in Phasen im Hinspiel im Sack - und stand am Ende doch wieder mit demselben Ergebnis und leeren Händen da. Aber konträr zu den Dortmundern ist die Entwicklung in Hoffenheim ein Grund zu großer Hoffnung.

Sebastian Hoeneß hat nach einer schwierigen letzten Saison nicht nur die Kurve bekommen, sondern ist mit seiner Mannschaft ganz klar auf Kurs Champions League - und dürfte die nach den Eindrücken der letzten Wochen und Monate auch erreichen. Hoffenheim profitiert dabei von einer mittlerweile eingespielten Mannschaft mit klaren und doch sehr flexiblen Abläufen in allen Spielphasen und natürlich einem Kader, den sich in Corona-Zeiten nur wenige andere Klubs im wahrsten Sinne des Wortes leisten können.

Hoeneß kann immer wieder frisches Personal nachschieben, von der Bank kommt in Hoffenheim genug Druck, die Leistungsdichte im Kader ist enorm hoch. Auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht immer mit den gezeigten Leistungen übereinstimmten: Hoffenheims Weg ist der richtige. Und dürfte am Ende der Saison für einen Platz in der Königsklasse reichen.

Einer der besten deutschen Innenverteidiger spielt bei Union

In Berlin reifen auch die Träume von der Königsklasse, das gespielte Understatement der Verantwortlichen darf man eigentlich seit Wochen nur noch als Folklore einordnen. Der 1. FC Union ist klar auf Kurs Europa, der Garant für die überragende Entwicklung ist Trainer Urs Fischer. Der hat es tatsächlich geschafft, die bis dato schon größte Stärke der Mannschaft noch einmal zu verbessern.

Es bleibt unheimlich schwer, gegen Union zum Torerfolg zu kommen. Die Berliner haben die drittwenigsten Gegentore der Liga kassiert und spulen auch ohne ihren vermeintlich besten Innenverteidiger Marvin Friedrich ihr Pensum stoisch ab. Mittendrin hält mit Robin Knoche ein Spieler den Laden zusammen, der so stellvertretend für Unions Strategie steht wie wenige andere.

In Wolfsburg war Knoche nicht mehr gut genug, andere Bundesligisten zögerten - Union aber griff zu. So wie bei vielen anderen Spielern dieser Art oder Akteuren aus der zweiten Liga, die die Berliner sofort gewinnbringend in die Spur bringen. Knoche war mal im Dunstkreis der Nationalmannschaft anzusiedeln, fiel dann aber ab.

Nun in Berlin zeigt er in einer auf seine Vorzüge abgestimmten Spielidee alles, was einen überdurchschnittlichen Innenverteidiger ausmacht. Knoches spezielle Rolle mit seinem Rausrücken ins Mittelfeld, den vordeckenden Momenten passt perfekt ins Berliner Spiel. Im direkten Duell ist er eine Bank, im Strafraum bei klärenden Aktionen in der Luft und am Boden schwer zu überwinden. Und deshalb hat Union einen der aktuell besten Innenverteidiger des Landes in seiner Abwehr stehen.

Bundesliga: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2065:194649
2.Borussia Dortmund2052:312143
3.Bayer Leverkusen2049:321735
4.Union Berlin2029:25434
5.Freiburg2033:231033
6.RB Leipzig2038:231531
7.Hoffenheim2041:32931
8.Köln2032:34-229
9.Eintracht Frankfurt2030:30028
10.Mainz 052028:23527
11.Bochum2019:29-1024
12.Borussia M'gladbach2026:37-1122
13.Hertha BSC2022:42-2022
14.Arminia Bielefeld2020:26-621
15.Wolfsburg2017:32-1521
16.Augsburg2020:35-1519
17.Stuttgart2022:35-1318
18.Greuther Fürth2017:52-3510
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