Unter Ihrer Leitung qualifizierte sich die U17 auf Anhieb für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, scheiterte dort aber im Halbfinale. Ein Jahr später jedoch folgte der Titel, 2019 verlor man das Finale. Zwischen April 2018 und Dezember 2019 blieb das Team in drei verschiedenen Spielzeiten ohne Niederlage in einem Bundesligaspiel. Hat Sie Ihr eigener Erfolg überrascht?
Geppert: Dass es schnell gut lief, hat mich natürlich stolz gemacht, aber auch noch mehr angespornt, genau da weiterzumachen und mich nicht von meinem Stil abbringen zu lassen. Fußball ist für mich ein Spieler-Spiel. Ich als Trainer muss einen Plan haben und dabei helfen, eine Atmosphäre und Kultur zu schaffen, in der die Spieler wirklich Gas geben und eine Sieger-Mentalität entwickeln können. Ich habe wenig über die Zukunft nachgedacht, das tue ich bis heute nicht. Dafür ist der Job zu zeitintensiv und ein Tagesgeschäft, auch wenn sich das plump anhören mag.
Aktuell stehen Sie als Trainer bei nur elf Niederlagen in 127 Spielen. Während es in den vergangenen Jahren personelle Veränderungen auf den Trainerposten der Dortmunder U19 und U23 gab, sind Sie weiterhin Coach der U17. Gab es einmal die Option, ein anderes Team innerhalb der BVB-Jugend zu übernehmen oder hatten Sie Angebote anderer Klubs?
Geppert: Nein.
Sollte es im Sinne des deutschen Fußballs nicht grundsätzlich mehr Trainer wie Schalkes Norbert Elgert oder Sie geben, die langfristig im Jugendbereich arbeiten und diesen nicht als Sprungbrett für die Profis sehen?
Geppert: Auf jeden Fall. Das ist für mich eine gesellschaftliche Sache: Heute wollen viele so schnell wie möglich so weit wie möglich kommen. Für die Entwicklung der Spieler wäre es besser, wenn Kontinuität auf diesen Trainerpositionen herrschen würde.
Wie haben Sie Mitte Dezember 2020 erfahren, dass Lucien Favre nach einem 1:5 gegen Stuttgart entlassen wird und Sie plötzlich Teil des Trainerteams von Terzic wurden?
Geppert: Als der Wechsel bekannt wurde, fragte Edin mich, ob ich sein Co-Trainer werden wolle. Ich musste nicht lange überlegen. Kurze Zeit später saßen wir bereits zusammen und haben sofort Videomaterial zu unserem nächsten Gegner Werder Bremen gesichtet, aber auch die anstehenden Aufgaben aufgeteilt. Es waren ja nur wenige Tage bis zum ersten Spiel.
Und Sie durften erst einmal gar nicht zur Mannschaft.
Geppert: Genau, weil ich nicht im Test-Pool der Profis war. Mir fehlten also die beiden negativen PCR-Tests im Abstand von 48 Stunden. Ich bin erst in Bremen das erste Mal zur Mannschaft gestoßen. Deshalb hat man mich in einem Van zu meinem ersten Bundesligaspiel fahren müssen. (lacht)
Wie sah der inhaltliche Plan aus, was wollte man verändern?
Geppert: Aufgrund des Zeitmangels haben wir uns anfangs auf Kleinigkeiten beschränkt. Wir betonten die positiven Dinge aus den guten Spielen und forderten mehr davon ein - also mehr Eins-gegen-eins-Situationen auf den Flügeln, mehr Dominanz und Power, mehr Zielstrebigkeit. Dadurch, dass keine Zuschauer im Stadion waren, konnten wir bei den Spielen auch viel coachen und die Jungs mit unseren Inhalten nerven. (lacht)
Sie hatten zweieinhalb Jahre zuvor im Rahmen Ihre Fußballlehrer-Lizenz bereits bei den Profis hospitiert. Wie war es, als Sie das erste Mal in neuer Funktion in der Profikabine diese ganz andere Fußball-Welt betraten?
Geppert: Ich kannte einige Spieler und sehr viele aus dem Staff. Edin hat zu mir gesagt, dass ich keine Scheu haben soll. Ich wurde auch dem Team vorgestellt, weil ich ja als Letzter dazukam. Wenn ich zu Hause war und ein wenig über diese für mich sehr besondere Situation nachdenken konnte, fragte ich schon: Du bei den Profis, wie krass ist das eigentlich? Sobald man mit den Jungs zusammen war, merkte ich aber auch, dass es relativ unkompliziert und normal ist, mit ihnen umzugehen.
Der BVB bangte damals um die Qualifikation zur Champions League. Wie schnell haben Sie gespürt, dass ordentlich Druck auf dem Kessel ist?
Geppert: Wir haben zwar gleich unser zweites Spiel bei Union Berlin verloren, wirklich deutlich wurde es aber vor allem Mitte Januar, als wir in einer englischen Woche nur einen Punkt holten. Da hat man am nächsten Tag am Trainingsgelände schon gemerkt, wie die Spiele ausgegangen sind. Wir haben zwar vieles hinterfragt und auch Dinge angepasst, aber uns von Tag eins an auch gesagt: Das ist unser Weg und den ziehen wir bis zum bitteren Ende durch. Das hat uns letztlich Recht gegeben, aber es war schon auf Kante genäht, weil auch unglaublich viele Dinge passiert sind: Axel Witsels Achillessehnenriss, der Wechsel im Tor, Erling Haaland war verletzt, Jadon Sancho hatte mehrere Spiele lang keinen Scorerpunkt.
Wie sahen Ihre Aufgaben innerhalb des Trainerteams genau aus?
Geppert: Gegneranalyse, Standardsituationen und natürlich das tägliche Training waren meine wesentlichen Aufgaben. Wir haben zwar gegen Union direkt zwei Gegentore nach Standards kassiert, hinten raus aber nicht mehr. Es ist auch schwierig, das zu simulieren. Wir waren allesamt sehr gut beschäftigt und so gut wie jeden Tag da, hatten fast nie frei.
Unter Terzic holte der BVB in den ersten zehn Bundesligaspielen nur 14 von 30 Punkten und blieb selten ohne Gegentor. Nachdem man dann nur eines der vergangenen sechs Spiele gewonnen hatte, sagte Mats Hummels, man sei "auf dem Weg der Besserung" und würde Dortmunds "aktiveren und aggressiveren Stil gegen den Ball" in der Saison noch zu Gesicht bekommen. Er hatte Recht - wie sicher waren Sie sich?
Geppert: Ich war mir im Grunde durchgängig sicher, auch wenn es zwischendurch ganz kurze Momente gab, in denen ich es nicht war. Ich habe stets an die Idee geglaubt und auch daran, dass sie sich durchsetzen und funktionieren wird, weil ich zu 100 Prozent von Edin und unserer Arbeit überzeugt war. In dieser Phase half es sehr, dass sich jemand wie Mats so äußerte und uns unterstützte. Das hat uns ungemein angetrieben und zeigte auch, welches Verhältnis zwischen Spielern und Trainerteam entstanden ist.