Der FC Barcelona beispielsweise soll Brunner intensiv beobachten. Und nach seinen Auftritten bei der U17-EM im Mai und Juni dieses Jahres, als er unter anderem mit vier Treffern und einem Assist großen Anteil am Titelgewinn der DFB-Auswahl hatte, dürfte das Interesse der größten Klubs Europas nicht geringer geworden sein.
In der laufenden Saison sind Brunner nun bislang elf Tore in zehn Spielen für Dortmunds U19 gelungen, sein Weg zu den Profis des Vizemeisters scheint vorgezeichnet. Doch am Mittwoch hat der BVB eines seiner größten Talente auf unbestimmte Zeit suspendiert.
Disziplinarische Gründe führt der Verein als Begründung für die Maßnahme an. Profi-Trainer Edin Terzic sagte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag: "Ich glaube, dass der Verein mit der Veröffentlichung alles gesagt hat. Er ist ein herausragender Spieler, aber es gab einen Vorfall, der uns zu dieser Maßnahme gezwungen hat."
Über den genauen Grund für Brunners Suspendierung ist nichts bekannt. Und während die Zukunft des 17-Jährigen beim BVB nun aktuell ungewiss ist, schaut SPOX zurück: Welche Spieler, die im Nachwuchs der Borussia groß wurden, erlebten in der Vergangenheit einen ähnlichen oder sogar noch größeren Hype? Und was wurde aus ihnen?
Lars Ricken
Ricken galt Mitte der 1990er Jahre als das vielleicht größte Talent Deutschlands. Mit 17 hatte er im Frühjahr 1994 für den BVB in der Bundesliga debütiert, mit 18 feierte er seine erste Deutsche Meisterschaft - und erzielte beim entscheidenden 2:0-Sieg gegen den HSV am letzten Spieltag der Saison 1994/95 das wichtige Tor zum Endstand.
Auch bei der Titelverteidigung im Jahr danach spielte der offensive Mittelfeldspieler eine wichtige Rolle. Und für immer unvergessen bleibt natürlich sein legendärer Lupfer zum 3:1-Endstand im Champions-League-Finale 1997 gegen Juventus.
Auch wenn Rickens Karriere - auch wegen Verletzungsproblemen - letztlich nicht ganz so groß wurde wie von vielen erwartet, sind insgesamt 407 Pflichtspiele (69 Tore) für den BVB und ein weiterer Meistertitel 2002 doch aller Ehren wert. Zudem lief er 16-mal für Deutschland auf und stand bei der WM 2002 im DFB-Kader.
Direkt nach seiner Profikarriere wurde Ricken 2008 Nachwuchschef beim BVB und bekleidet den Posten bis heute.
Ibrahim Tanko
Tanko kam mit 15 Jahren aus Ghana zum BVB und sorgte erst einmal im Nachwuchs der Westfalen für Furore. Gemeinsam mit Ricken war er der Star von Dortmunds A-Jugend, die 1994 die Deutsche Meisterschaft holte. Die Torschützen beim 3:2 im Finale damals gegen Werder Bremens Nachwuchs: Zweimal Tanko, einmal Ricken.
In der Saison 1994/95 gelang Tanko mit 17 dann bereits der Durchbruch bei den Profis. Gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Ricken bildete er mitunter den "Baby-Sturm", wie Trainer Ottmar Hitzfeld liebevoll sagte. 14-mal kam Tanko in der Bundesliga zum Einsatz (ein Tor, eine Vorlage), durfte sich noch vor seinem 18. Geburtstag Deutscher Meister nennen. Und auch im UEFA-Cup-Halbfinale gegen das große Juventus hatte Tanko begeistert.
Doch schon in der Saison danach lief es weitaus weniger gut, Tanko spielte kaum noch. 1996/97 durfte er dann zumindest wieder etwas häufiger ran, hatte mit drei Einsätzen in der Champions League inklusive wichtigen Assists im Viertelfinal-Hinspiel gegen Auxerre auch seinen Anteil am CL-Titel.
Die Initialzündung für die ganz große Karriere sollte jedoch nicht mehr kommen, einige weitere ziemlich durchwachsene Jahre in Dortmund folgten. Anfang 2001 trennte sich der BVB dann wegen Marihuana-Konsums von dem Stürmer: "Ich bedaure mein Fehlverhalten. Es war ein einmaliger Ausrutscher, ich möchte mich dafür entschuldigen", sagte Tanko damals.
Der SC Freiburg nahm ihn trotzdem auf und in sechseinhalb Jahren im Breisgau kam der Ghanaer immerhin auf 122 Pflichtspieleinsätze (acht Tore). 2007 beendete Tanko dann seine Karriere, arbeitete später unter anderem als Co-Trainer von Freiburg II oder beim 1. FC Köln. Von Januar 2020 bis April 2021 war er dann Nationaltrainer Ghanas, seit Juli 2022 ist er nun Coach der U23 seines Heimatlandes. Zudem arbeitet er als Sportdirektor für den ghanaischen Erstligisten Accra Lions.
Nuri Sahin
Bis Youssoufa Moukoko kam, war Sahin lange der jüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte. Mit 16 Jahren und elf Monaten feierte der Mittelfeldmann im August 2005 sein Debüt, etablierte sich kurz nach seinem 17. Geburtstag dann schon als Stammspieler beim BVB.
Zudem lief Sahin mit 17 auch schon erstmals für die türkische Nationalmannschaft auf, traf bei der Premiere gleich mal gegen Deutschland (2:1). 2007, mit 19, wurde er dann für ein Jahr an Feyenoord verliehen, kehrte 2008 zurück und wurde nach einiger Anlaufzeit zu einer der Stützen des BVB unter Jürgen Klopp.
Sahin hatte enormen Anteil am überraschenden Gewinn der Meisterschaft 2011, sein Traumtor beim 3:1-Sieg in München auf dem Weg dorthin vergisst wohl kein Dortmund-Fan jemals.
Nach dem Titelgewinn erfüllte sich Sahin im Sommer 2011 dann den Traum vom Wechsel zu Real Madrid, wo es jedoch gar nicht gut lief. Und nachdem auch eine Leihe zum FC Liverpool keine nachhaltige Wende brachte, kehrte der 52-malige türkische Nationalspieler Anfang 2013 zum BVB zurück.
Insgesamt lief er 274-mal für Schwarz-Gelb auf, beendete 2022 seine aktive Karriere. Aktuell ist Sahin Trainer beim türkischen Erstligisten Antalyaspor.
Youssoufa Moukoko
Noch mit 12 traf er in der U17-Bundesliga, wie er wollte. Und mit 14 setzte er das dann auch in der U19-Bundesliga fort. Das Endresultat: 90 Tore in 56 Spielen für Dortmunds U17, 51 Tore in 32 Einsätzen für die U19 - und das bekanntlich wohlgemerkt, obwohl er deutlich jünger war als seine Gegenspieler.
Wahrscheinlich musste kein anderer Jugendspieler in Deutschland jemals mit einem derartigen Hype umgehen wie Moukoko es musste. Im November 2020 avancierte der Stürmer mit 16 Jahren und einem Tag dann zum jüngsten Bundesligaspieler aller Zeiten, wenig später wurde er auch jüngster Torschütze.
Für die WM 2022 schaffte es Moukoko dann ins Aufgebot des DFB-Teams, kam auch einmal zum Einsatz. Einen Stammplatz beim BVB konnte er sich bis dato zwar noch nicht erarbeiten, darf aber bereits auf die Erfahrung von 78 Profispielen (13 Tore) zurückgreifen. Und was man nie vergessen darf: Moukoko ist weiterhin noch nicht einmal 19, hätte bis vergangenen Sommer eigentlich noch A-Jugend spielen können.
David Odonkor
3. März 2002. Dortmund kämpft um die Meisterschaft, liegt gegen den designierten Absteiger St. Pauli aber überraschend mit 0:1 hinten. Und das auch noch zuhause.
Nach gut 70 Minuten wirft Trainer Matthias Sammer dann den wenige Tage zuvor erst 18 Jahre alt gewordenen David Odonkor rein - und der zahlt das Vertrauen mehr als zurück. Mit seiner unfassbaren Schnelligkeit sorgt er sofort für Furore, holt zehn Minuten nach seiner Einwechslung den Elfmeter zum 1:1 heraus.
Beinahe hätte Odonkor danach noch per Fernschuss zum Sieg getroffen, war nach dem Spiel natürlich in aller Munde. Und auch der eine Punkt sollte sich letztlich als entscheidend für den Titelgewinn erweisen, schließlich hatte Dortmund nach 34 Spieltagen der Saison 2001/02 dann nur einen Zähler mehr auf dem Konto als Vizemeister Leverkusen. Obwohl Odonkor nach dem Gala-Debüt gegen St. Pauli in jener Spielzeit nur noch zu einem weiteren Bundesliga-Einsatz kam, hat er also durchaus seinen Anteil an Dortmunds Meisterschaft 2002.
So rasch wie er ins Rampenlicht kam, so schwer fiel es Odonkor danach jedoch auch, sich nachhaltig durchzusetzen. Erst in der Saison 2005/06 wurde er wirklich Stammspieler bei Dortmund, als Belohnung folgte bekanntlich die Nominierung für die Heim-WM 2006 inklusive des berühmten Assists zum 1:0-Sieg gegen Polen.
Nach der WM verließ Odonkor den BVB, ging zu Betis Sevilla nach Spanien. Auch wegen Verletzungspechs kam er dort aber nie so wirklich an, in fünf Jahren sollte er lediglich 52 Pflichtspiele für Betis bestreiten. 2011 kehrte der Flügelspieler nach Deutschland zurück, spielte ein Jahr 2. Liga bei Alemannia Aachen, dann noch ein Jahr in der Ukraine bei Goverla.
2013 beendete Odonkor dann seine Profi-Karriere. "Ich habe entschieden, dass es viel besser so ist für uns, weil ich gesundheitlich stark angeschlagen war", sagte Odonkor damals. "Zuletzt war es immer wieder das Knie, deshalb kümmere ich mich jetzt um einen anderen Job. Ich will auf jeden Fall als Trainer arbeiten."
In den folgenden Jahren hatte Odonkor unterschiedliche Jobs als Trainer oder Funktionär, war zum Beispiel Co-Trainer beim SC Verl oder bei Eskisehirspor. Zuletzt war der 16-malige deutsche Nationalspieler im Marketing des Oberligisten TuS Bövinghausen tätig.
Sahr Senesie
Senesie wechselte im Jahr 2000 mit 15 von Tasmania Berlin in den Nachwuchs des BVB. Mit 18 debütierte der Stürmer für die Profis, schaffte es mehrfach in die Startelf und traf im UEFA-Cup gegen Sochaux kurz nach seiner Einwechslung.
Der endgültige Durchbruch sollte jedoch nicht gelingen, stattdessen verließ Senesie den BVB im Februar 2005 und kehrte 2006 dann zur zweiten Mannschaft zurück. Danach dann noch mit einigen Engagements in der Regionalliga oder 3. Liga, ehe Senesie seine Karriere 2015 beendete.
Heute arbeitet der 38-Jährige als Berater seines Halbbruders Antonio Rüdiger, der seit 2022 bei Real Madrid unter Vertrag steht.
Mario Götze
Als Neunjähriger kam Götze in die Jugend des BVB und avancierte zu einem von Deutschlands größten Talenten seiner Generation.
Der Hype begann, als er Dortmunds U19 - obwohl vom Alter her eigentlich noch B-Jugendlicher - ins Finale der deutschen A-Jugend-Meisterschaft führte und im Frühjahr 2009 mit Deutschlands Auswahl U17-Europameister wurde.
Im November 2009 brachte Jürgen Klopp den damals 17-jährigen Götze dann erstmals in der Bundesliga, in der Meister-Saison 2010/11 sollte der endgültige Durchbruch gelingen. Es folgten das Double 2012 und zahlreiche glanzvolle Auftritte im BVB-Trikot, ehe Götze 2013 zum FC Bayern wechselte.
Dort lief es bekanntlich nie so gut wie erhofft, auch wenn das Siegtor im WM-Finale 2014 in seine Münchener Zeit fiel. 2016 kehrte Götze nach Dortmund zurück, blieb noch einmal vier Jahre und ist nach einer Station in Eindhoven seit 2022 zurück in der Bundesliga (Eintracht Frankfurt).
Marc-André Kruska
Schon mit 17 war Kruska in der Saison 2004/05 zeitweise Stammspieler im Mittelfeld des BVB, galt als eine der größten Zukunftshoffnungen im deutschen Fußball.
Für ein A-Länderspiel sollte es letztlich aber nicht reichen, obwohl er für einige Jahre ein etabliertes Puzzlestück in Dortmunds Mannschaft war. Als 2008 Jürgen Klopp kam, änderte sich das aber: "Klopp hat eine Spielweise bevorzugt, für die ich zu langsam war", sagte Kruska mal der Sport Bild. "Ich wollte aber nicht auf der Bank versauern, also musste ich leider weg vom BVB."
Kruska, mit 21 seinerzeit ja immer noch jung, hatte mehrere gute Optionen, unter anderem zeigte das große Real Madrid Interesse. Doch der 18-malige deutsche U21-Nationalspieler entschied sich für einen Wechsel nach Belgien zum FC Brügge. "Im Nachhinein bereue ich meine Entscheidung, dass ich Real abgesagt habe", sagte Kruska später.
Bei Brügge blieb er nur ein halbes Jahr, ging im Sommer 2009 dann zum damaligen Zweitligisten Energie Cottbus. Später unter anderem noch für den FSV Frankfurt und Paderborn aktiv. Heute, mit 36, spielt Kruska noch in der Landesliga beim FC Frohlinde und ist zudem Co-Trainer der U19 des VfL Bochum.
Felix Passlack
Passlack war eines der größten deutschen Talente in seinem Jahrgang und 2015 Kapitän der U17-Auswahl des DFB, die Vize-Europameister wurde.
Dementsprechend große Stücke hielt man beim BVB auf Passlack, der mit 14 in den Dortmunder Nachwuchs gewechselt war. Noch mit 17 debütierte er schließlich unter Thomas Tuchel in der Bundesliga, für einen Stammplatz beim BVB reichte es seither aber nie.
War von 2017 bis 2020 stets verliehen (Hoffenheim, Norwich, Fortuna Sittard), in den vergangen drei Jahren dann nur mit sporadischen Einsätzen für Schwarz-Gelb. Seit letztem Sommer nun beim VfL Bochum, wo der mittlerweile 25-Jährige bisher regelmäßig in der Startelf stand.