Es war eine ganz einfache Umstellung, die Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic nach etwa einer halben Stunde im Spiel bei Union Berlin vornahm. Karim Adeyemi und Jadon Sancho wechselten die Seiten - der junge Deutsche kam fortan über rechts, der junge Engländer über links. Eine simple Maßnahme, die letztlich entscheidende Wirkung für den Ausgang der so wichtigen Auswärtspartie für den BVB hatte.
Wenige Minuten später wurde Adeyemi auf der rechten Seite gut freigespielt, lief ein paar Meter, konnte nach innen ziehen und mit seinem starken linken Fuß in Arjen-Robben-Manier aufs lange Eck abschließen - Traumtor, Führung Dortmund. Es war kurz vor der Pause die Belohnung für die erste gute Phase des BVB an der Alten Försterei, nachdem man zuvor doch sehr bieder dahergekommen war.
Nach gut 30 Minuten stand noch kein einziger Torschuss für den Vizemeister zu Buche. Die Dortmunder taten sich schwer, sich der Aggressivität von Union zu erwehren, die Unsicherheit mit Ball am Fuß war greifbar. "Wir haben die ersten 20, 30 Minuten nicht gut gespielt, ein bisschen geschlafen", sagte Adeyemi bei Sky. "Wir hatten in den ersten 30 Minuten große Probleme, haben viele Bälle verloren", analysierte auch Terzic auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Es schien mal wieder so ein Auswärtsspiel zu werden, in dem Dortmund von einem fußballerisch zwar schwächeren, aber schlichtweg bissigeren Gegner der Schneid abgekauft wird. Aus eigenem Spielaufbau in die torgefährliche Zone zu kommen, glückte zunächst überhaupt nicht. Und wenn sich mal aussichtsreiche Gelegenheiten für einen Gegenstoß boten, fehlten Überzeugung und Präzision, um diesen auch nur ansatzweise erfolgreich zu Ende zu bringen.
Der BVB erspielt sich plötzlich ein Übergewicht
Dass die Steigerung nach einer halben Stunde wirklich viel mit dem Seitentausch zwischen Adeyemi und Sancho zu tun hatte, wäre wohl zu hoch gegriffen. Dennoch änderte sich zu diesem Zeitpunkt etwas am Dortmunder Spiel. Nicht nur für Sancho und Adeyemi, die sich nun jeweils sichtlich wohler fühlten - sondern auch an der gesamten Statik der Partie.
Der BVB erspielte sich plötzlich ein Übergewicht, hätte nach einer von Adeyemi verlängerten Ecke durch Nico Schlotterbeck (35.) schon früher in Führung gehen können. Das 1:0 fiel dann eben in jene Phase, in der nun der BVB umgekehrt den Unionern den Schneid abkaufte.
Torschütze Adeyemi war für Terzic "so ein bisschen das Spiegelbild der ersten Halbzeit. Auch er hatte wirklich Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden." Mit der Umstellung, Adeyemi auf rechts und Sancho dafür auf links zu positionieren, wollte der BVB laut Terzic "einen einfachen Impuls auch für den Gegner setzen und ihre Außenverteidiger vor andere Aufgaben stellen."
Dass Dortmund den Sieg in Hälfte zwei dann auch ins Ziel brachte, ist gegenüber den vergangenen Wochen durchaus schon als signifikante Verbesserung zu deuten. Besonders auffällig dabei: das Innenverteidiger-Duo aus Niklas Süle und Nico Schlotterbeck, das Terzic schon vor der Partie lobte. Vor allem Schlotterbeck stand bemerkenswert sicher, gewann gefühlt jeden Zweikampf, klärte immer wieder wichtig. Mit seiner Aggressivität trug er sehr viel dazu bei, dass sich der BVB diesmal eben nicht nachhaltig von der hitzigen Atmosphäre in einem fremden Stadion anstecken ließ, wie es Mats Hummels zuletzt nach dem Champions-League-Spiel in Eindhoven monierte.
Natürlich trugen auch Spielglück und der gut aufgelegte Torhüter Alexander Meyer dazu bei, dass Union der Ausgleich nicht gelang. Und spielerisch so richtig überzeugend war die Vorstellung der Westfalen dann auch nur über eher kurze Strecken. Dennoch machte der BVB an diesem Samstagnachmittag sicherlich einen Schritt in die richtige Richtung.
BVB arbeitet Fußball: "Heute hat sich jeder reingekämpft"
"Es wurde oft kritisiert, dass wir in Schönheit sterben, wenn es hart auf hart geht. Heute hat sich jeder reingekämpft", lobte Meyer seine Vorderleute bei Sky. "Wenn wir als Team auftreten, sind wir auch erfolgreich."
Dabei probierte der BVB im Spielaufbau meist, sich flach Raumgewinne zu erarbeiten, beschränkte sich aber nicht ausschließlich darauf. Stattdessen wählten Schlotterbeck, Süle und Co. immer wieder auch den langen Ball, den Niclas Füllkrug häufig gut verlängerte. Ein Ansatz, den Terzic auf der Pressekonferenz vor der Partie angeregt hatte: "Ich habe gar kein Problem damit, lange Pässe zu spielen. Wenn sie lang und präzise sind, ist das gar kein Problem", sagte der Coach.
Dass daraus allerdings noch zu wenig Wucht im Angriffsdrittel entstand, daran gilt es weiter zu feilen. Denn Ausreißer nach unten darf sich Dortmund im Kampf um die Champions-League-Qualifikation wohl kaum noch leisten.
BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund
Datum | Wettbewerb | Gegner |
9. März, 18.30 Uhr | Bundesliga | Werder Bremen (A) |
13. März, 21 Uhr | Champions League | PSV Eindhoven (H) |
17. März, 17.30 Uhr | Bundesliga | Eintracht Frankfurt (H) |
30. März, 18.30 Uhr | Bundesliga | FC Bayern München (A) |
06. April, 18.30 Uhr | Bundesliga | VfB Stuttgart (H) |