Trotz Pleite gegen den VfB Stuttgart: Warum der BVB in einem Flow ist

Von Oliver Maywurm
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Der BVB muss nach dem 0:1 gegen Stuttgart um die Champions-League-Quali zittern, lieferte aber an sich ein gutes Spiel ab. Dementsprechend seltsam war die Stimmung nach Abpfiff - wohl auch, weil nicht viel Zeit zum Nachdenken bleibt.

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Es gab schon Niederlagen von Borussia Dortmund, nach denen schlechtere Stimmung bei Spielern, Funktionären und Fans herrschte. Zumal man gegen den VfB Stuttgart gerade ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel im Kampf um die Champions-League-Qualifikation mit 0:1 verloren hatte.

"Es ist ein herber Rückschlag. Wir wollten auf einen Punkt an Stuttgart heran rücken, jetzt sind es sieben Punkte Rückstand", brachte Kapitän Emre Can bei Sky die Fakten auf den Punkt. Er schob jedoch auch nach: "Es ist noch nichts durch." Und: "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, die Art und Weise war gut."

Vielleicht lag es auch an den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Westfalenstadions vor dem Spiel: Man bekam jedenfalls so das Gefühl, dass diese Heimniederlage für den BVB in gewisser Weise ein positiver Rückschlag war. Wenn es so etwas denn gibt.

Bundesliga: Das obere Tabellendrittel am 28. Spieltag

PlatzMannschaftSpieleSUNToreDifferenzPunkte
1Bayer Leverkusen28244069:195076
2Bayern München28193680:364460
3VfB Stuttgart28193664:343060
4RB Leipzig28165764:333153
5Borussia Dortmund28158555:332253
6Eintracht Frankfurt281012643:36742
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BVB nach der bitteren Niederlage gegen Stuttgart: Dortmunds Defensivarbeit gefällt

Denn Dortmund machte tatsächlich ein gutes Spiel gegen einen sehr guten Gegner, der voller Selbstvertrauen antrat und in einem Flow ist. Vor allem die Defensivarbeit des BVB gefiel dabei.

Bis zum entscheidenden Tor durch Serhou Guirassy in der 64. Minute hatte Torhüter Gregor Kobel praktisch nichts zu tun. Dem BVB gelang es sehr gut, den Angriffswirbel des VfB im Zaum zu halten. Einer der Hauptverantwortlichen dafür: Nico Schlotterbeck.

Der Innenverteidiger spielte ähnlich stark auf wie bei seiner Gala-Vorstellung in München vergangenes Wochenende. Schlotterbeck gewann gefühlt jeden Zweikampf, hatte bei etlichen Stuttgarter Angriffsaktionen dank herausragender Antizipation noch ein Bein dazwischen. Und was in seiner Entwicklung am deutlichsten auffällt: Er schafft es nun konstant, fehlerfrei am Ball zu agieren. Bis vor einigen Monaten war Schlotterbeck immer für einen unerklärlichen Patzer im Passspiel gut, inzwischen hat er das gänzlich abgestellt. Und gleichzeitig meidet er dabei aber nicht das Risiko, sondern spielt seine schon immer vorhandene Klasse am Ball weiterhin immer wieder aus.

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Positiver Rückschlag: Nico Schlotterbeck als Sinnbild des BVB-Abends?

So war Schlotterbeck auch gegen Stuttgart mal wieder bester Dortmunder. Dabei avancierte der 24-Jährige zu so etwas wie dem Sinnbild für das Paradoxon des positiven Rückschlags: Denn Schlotterbeck war es, der in der 80. Minute die Megachance vergab, auf 1:1 zu stellen. VfB-Keeper Alexander Nübel hatte nach einer Ecke einen Kopfball von Felix Nmecha genau vor die Füße von Schlotterbeck abgewehrt, der aus kürzester Distanz allerdings über das Tor schoss.

Nach der Partie bei Sky nach den Gründen für seinen Fehlschuss gefragt, reagierte Schlotterbeck verständlicherweise genervt. "Das ist tatsächlich eine blöde Frage", raunte er den Reporter an und erklärte: "Ich weiß, dass ich den machen muss. Aber ich denke, es ist schwer, da die Wieso-Frage zu stellen. So ist Fußball, es ist ein Fehlerspiel."

Trainer Edin Terzic betonte derweil, dass die vergebene Großchance nichts an Schlotterbecks starker Leistung ändert: "So was passiert im Fußball. Natürlich hat er den schon häufiger besser getroffen. Er hat trotzdem heute ein richtig gutes Spiel gezeigt", so Terzic.

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BVB unterliegt dem VfB: Zu wenige glasklare Torchancen

Aber nicht nur Schlotterbeck überzeugte. Auch Nebenmann Hummels machte seine Sache erneut gut, Emre Can und Marcel Sabitzer funktionierten auf der Doppelsechs über weite Strecken sehr harmonisch. Und die Offensivreihe um Jadon Sancho arbeitete extrem gut nach hinten, half so entscheidend mit, defensive Stabilität zu gewährleisten.

"Das ganze Stadion hat uns gepusht", lobte Terzic und gab sich optimistisch. "Sie haben gespürt, dass wir alles investiert haben, haben das belohnt. Wenn wir so weiter auftreten, werden wir noch viele Punkte holen."

Was man dem BVB trotz allem vorwerfen kann, ist, dass die glasklaren Torchancen rar gesät waren. Karim Adeyemi hatte die lange Zeit einzige eindeutige Gelegenheit, als er nach einer halben Stunde frei auf Nübel zulief und vergab. Zu Schlotterbecks Chance kurz vor Ende gesellten sich lediglich noch ein paar semi-gefährliche Kopfbälle von Niclas Füllkrug und einige aussichtsreiche Strafraumaktionen in der Drangphase der Schlussminuten, bei denen aber auch jeweils das letzte Quäntchen fehlte.

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BVB hat die Champions League weiterhin in der eigenen Hand

Dennoch hätte der BVB mindestens einen Punkt verdient gehabt. Und man war sichtlich bemüht, dieses Gefühl in die wichtigen anstehenden Wochen mitzunehmen. "Es war ein Spiel, das sich auch taktisch auf einem sehr hohen Niveau befand", hob Sportdirektor Sebastian Kehl hervor. Und Terzic unterstrich: "Wir haben sehr viel investiert, ordentlich gespielt. Wir haben ein deutlich anderes Gesicht gezeigt als in den anderen Spielen gegen Stuttgart in dieser Saison."

Ohnehin habe man nun nicht allzu lange Zeit, enttäuscht zu sein, führte Terzic aus. Am Mittwoch steht schließlich das Viertelfinalhinspiel in der Champions League bei Atlético Madrid an. Und um kommende Saison sicher erneut in der Königsklasse zu spielen ist ein Sieg am nächsten Ligaspieltag in Mönchengladbach Pflicht.

Denn der BVB ist nach der Niederlage gegen Stuttgart auf Platz fünf abgerutscht, der wegen der Reform der Champions League möglicherweise für die Champions League reicht. Aber: Man hat es weiterhin in der eigenen Hand, mindestens Vierter zu werden, da man am 31. Spieltag noch das direkte Duell bei dem nun punktgleichen Hauptkonkurrenten RB Leipzig vor der Brust hat. Eine Niederlage dort könnte man allerdings nicht mehr als positiven Rückschlag verbuchen. Das wäre einfach nur ein herber Rückschlag - egal, wie gut die Leistung ist.

BVB: Die nächsten Spiele von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegner
10. April, 21 UhrChampions LeagueAtlético Madrid (A)
13. April, 15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
16. April, 21 UhrChampions LeagueAtlético Madrid (H)
21. April, 17.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (H)
27. April, 15.30 UhrBundesligaRB Leipzig (A)
4. Mai, 15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (H)
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