FC Bayern München: Hoeneß verteidigt Katar-Sponsoring, erklärt Umdenken bei Lauterbach und erzählt Anekdote mit Riberys Frau

Von Nino Duit
Uli Hoeneß hat das Katar-Sponsoring des FC Bayern München verteidigt.
© getty

Uli Hoeneß hat das Katar-Sponsoring des FC Bayern München verteidigt. In einem ausführlichen Interview mit der dpa sprach der langjährige Bayern-Macher außerdem über die turbulente Jahreshauptversammlung, eine mögliche Impfpflicht und seine Meinungsänderung bei Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

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"Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass der FC Bayern in Katar ein Trainingslager abhält, so wie zum Beispiel jetzt im Winter unsere Frauen-Mannschaft, dazu führt, dass es dort schlechter wird. Im Gegenteil", sagte Hoeneß über das umstrittene Katar-Sponsoring. "Die Menschenrechte werden nur besser, wenn man im Dialog immer wieder auf die Missstände hinweist. Nur das führt dazu, dass sich die Dinge verbessern. Meine Überzeugung ist, man muss dort präsent sein."

Viele Fans fordern wegen Bedenken ob der Menschenrechtssituation vor Ort eine Beendigung des Katar-Sponsorings, Hoeneß würde eher "zu einer Verlängerung tendieren, wenn wir das Gefühl haben, dass wir mit dieser Partnerschaft einen Beitrag leisten können, dass sich die Dinge vor Ort verbessern und weiter verbessern werden". Die Partnerschaft mit Qatar Airways läuft noch bis 2023.

Auch wegen dieses kontroversen Themas eskalierte die Jahreshauptversammlung im November, die Hoeneß vor Ort als "schlimmste Veranstaltung" bezeichnete, die er beim FC Bayern je erlebt habe. Eine spontane Rede auf dem Podium scheiterte aus technischen Gründen. "Ich bin froh, dass das Mikro keinen Saft mehr hatte", sagte Hoeneß.

"Ich hätte Herbert Hainer und Oliver Kahn zur Seite stehen wollen. Ich hätte den Leuten sagen wollen, dass es berechtigt ist, dass man Dinge kritisch sieht. Aber auch sie sind Teil des FC Bayern. Und das Bild, das der FC Bayern an diesem Abend abgegeben hat, kann niemandem von uns gefallen haben", erklärte Hoeneß. "Wie ich mich kenne, wären meine Worte emotional aus mir herausgekommen - und auch wenn ich es im Sinne des FC Bayern gut gemeint hätte, wäre es in diesem Ambiente vermutlich kontraproduktiv gewesen. In der Zeit, die es dauerte, das Mikrofon wieder anzuschalten, ist in meinem Kopf der Impuls aufgekommen, nein, das passt jetzt nicht."

Uli Hoeneß spricht sich gegen Impfpflicht aus

Außerdem sprach sich Hoeneß gegen einen Zwang zur Corona-Impfung aus. "Ich bin ganz klar für das Impfen, aber nicht für eine Impfpflicht", sagte er. "Zeitweise war ich dafür, aber ich habe mir dann vorgestellt: Was macht man mit einem Menschen, der sich partout nicht impfen lassen will? Ich halte eine Impflicht ohne Wenn und Aber für ein zu großes Problem, das die Gesellschaft eher spalten kann."

Stattdessen setze er auf Überzeugungsarbeit und Dialog, was bei dem zunächst skeptischen Joshua Kimmich für ein Umdenken gesorgt hat. "Joshua ist ein fantastisches Beispiel, dass man seine Meinung ändern kann. Ich habe das eine oder andere Mal mit ihm gesprochen, ohne Druck zu machen", erklärte Hoeneß.

Uli Hoeneß erklärt Umdenken bei Lauterbach

Bei Hoeneß selbst habe zuletzt ein Umdenken bei seiner Meinung über den SPD-Politiker und Gesundheitsminister Karl Lauterbach stattgefunden. "Solange er nicht im Amt war, hatte ich meine Probleme mit ihm. Ich fand, dass er alles besser weiß. Jetzt bin ich ein totaler Fan von Karl Lauterbach, weil ich das Gefühl habe, dass er von der Sache sehr viel versteht und ein Macher ist", sagte Hoeneß.

"Er macht etwa eine Bestandsaufnahme beim Impfstoff und besorgt, was fehlt. Kaum ist das Medikament Paxlovid gegen schwere Covid-Verläufe akzeptiert, bestellt er eine Million Packungen. Sein Vorgänger Jens Spahn war Ankündigungsweltmeister, hat aber wenig zustandegebracht." Lauterbach habe dagegen "eine Vision, er hat eine Idee - und die setzt er um. Deswegen habe ich meine Meinung zu Lauterbach total geändert."

Mit der neuen Ampel-Koalition bestehend aus SPD, Grünen und FDP ist der erklärte CSU-Sympathisant Hoeneß "im Moment glücklich", mit der Situation beim Unions-Partner CDU dagegen nicht: "Solange die CDU, ich sage bewusst die CDU, nicht CSU, immer noch mit sich selbst beschäftigt ist, würde ich ihr eine Regierung, die aktuell so viele Probleme zu lösen hat, nicht zutrauen."

Hoeneß über seine Nachfolger und eine Ribery-Anekdote

Zufrieden ist Hoeneß mit der Arbeit seiner Nachfolger an der Klubspitze des FC Bayern, Präsident Herbert Hainer, Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Wenn ich mich zu sehr einmische und zu oft sehen lasse, ist das nicht gut", findet Hoeneß, sei für Ratschläge aber stets zu haben.

"Natürlich bin ich zur Stelle, wenn mein Nachfolger Herbert Hainer etwas besprechen möchte. Hasan Salihamidzic lädt mich oft zum Kaffeetrinken ein. Mit Oliver Kahn habe ich aktuell weniger Kontakt, aber das ist normal. Er will einen eigenen Stil kreieren, und das ist gut so", sagte Hoeneß und nannte das Verhältnis der beiden "ausgezeichnet".

Hoeneß, der am 5. Januar seinen 70. Geburtstag feiert, dankte seiner Frau Susi, dass "sie mir immer den Rücken freigehalten" habe: "Als Manager habe ich oft morgens angerufen, dass ich abends mit Leuten zum Essen heimkomme. Dann hat meine Frau etwas zum Essen gezaubert. Ein Beispiel: Als 2010 die Geschichte mit Franck Ribery beim FC Bayern zu Ende zu gehen schien, weil seine Berater ihn mehr oder weniger an Real Madrid verkauft hatten, haben wir ihn mit seiner Frau Wahiba zu uns zum Essen eingeladen. Susi hat extra für sie halal gekocht, wir hatten einen wunderbaren Abend, und gegen Mitternacht hat Wahiba schließlich gesagt: 'Franck, nous restons a Munich!' Wir bleiben in München."

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