Kommentar: Lewandowski treibt mit seinen Spielchen Bayern vor sich her

Von Maximilian Lotz
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Die Schlammschlacht um die Zukunft von Robert Lewandowski wird immer schmutziger. Nachdem der 33-Jährige das Kapitel FC Bayern München öffentlich geschlossen hat, folgte prompt eine Ansage von Boss Oliver Kahn. Der Rekordmeister steckt in einem Dilemma - auch wegen Lewandowskis Machtspielchen. Ein Kommentar.

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Geküsst hat er das Wappen des FC Bayern nicht, aber Robert Lewandowski klopfte sich bei seinem letzten Auftritt für den Rekordmeister am letzten Spieltag in Wolfsburg zumindest auf die Brust - und wirkte beim Winken in Richtung Fans zumindest ein bisschen gerührt.

Und vielleicht hinterlässt der sich abzeichnende Abschied aus München tief in seinem Herzen auch emotionale Spuren bei Lewandowski. Das wäre absolut menschlich und verständlich. Lewandowski hat in seinen nun acht Jahren beim FC Bayern aber vor allem sein Image als absoluter Musterprofi verfestigt - mit der Betonung auf Profi.

Für Lewandowski ist der Fußball ein Job. So wie beispielsweise ein Arbeitnehmer von Montag bis Freitag ins Büro geht, geht der Pole Wochenende für Wochenende auf Torejagd. Der Lohn: ein fürstliches Gehalt - und in seinem Fall unzählige Rekorde, Titel und Trophäen.

Lewandowski und die Bayern - das war in den vergangenen Jahren eine beispiellose Erfolgsstory. Aber war es auch eine Lovestory? Mit seinen 344 Toren war er ein Garant für die Erfolge der vergangenen Jahre, er selbst wurde zweimal von der FIFA zum Weltfußballer gekürt. Außer dem prestigeträchtigeren Ballon d'Or hat Lewandowski im Bayern-Trikot so ziemlich alles erreicht, was man erreichen kann. Und jetzt macht er öffentlich Schluss. Und wie.

Robert Lewandowski will den FC Bayern in diesem Sommer verlassen.
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Robert Lewandowski will den FC Bayern in diesem Sommer verlassen.

Robert Lewandowski: "Ära bei Bayern ist vorbei"

"Meine Ära bei Bayern ist vorbei. Eine weitere gute Zusammenarbeit kann ich mir nicht vorstellen. Bayern ist ein seriöser Klub und ich hoffe, sie werden mich nicht behalten, nur weil sie es können", sagte Lewandowski auf einer Pressekonferenz der polnischen Nationalmannschaft: "Ein Transfer ist für alle Seiten die beste Lösung. Ich hoffe, sie stoppen mich dabei nicht."

Die Reaktion aus München ließ nicht lange auf sich warten. "Warum Robert diesen Weg gewählt hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Solche Äußerungen in der Öffentlichkeit bringen keinen weiter. Robert wurde hier zweimal in Folge Weltfußballer - ich denke, er sollte wissen, was er am FC Bayern hat", sagte Vorstandsboss Oliver Kahn bei Sport1 - und ergänzte: "Wertschätzung ist keine Einbahnstraße!"

Die Schlammschlacht um Lewandowskis Zukunft wird damit immer schmutziger. Und sie entwickelt sich mehr und mehr zu einem Dilemma, das nur noch Verlierer hervorbringt.

FC Bayern und Zahavi: Widersprüche im Lewandowski-Poker

Im Poker um einen neuen Vertrag spielten die Bayern-Bosse öffentlich lange auf Zeit - ehe sich Lewandowski schließlich gegen eine Verlängerung entschied. Wie konkret das Angebot der Bayern aussah, darüber gab es in der Öffentlichkeit von Sportvorstand Hasan Salihamidzic ("Es ist ganz klar, dass er ein Angebot mit Laufzeit und Summe auf den Weg bekommen hat") und Lewandowskis Berater Pini Zahavi ("Nein, es gab kein solches Angebot") widersprüchliche Aussagen, die den Zoff zuletzt anheizten.

Auch soll Lewandowski das Werben der Bayern um Erling Haaland sauer aufgestoßen sein. Dabei ist es seitens des Klubs nur legitim, wenn man auch an die Zukunft denkt. Schließlich wird Lewandowski im August 34 Jahre alt - trotz all seiner Professionalität ist fraglich, wie lange er sein Topniveau in den nächsten Jahren noch halten kann.

Lewandowski hat die Bayern mit seinen Spielchen in den vergangenen Wochen vor sich hergetrieben. Bekanntlich zog der Rekordmeister im Werben um BVB-Torjäger Haaland den Kürzeren gegenüber Manchester City. Und nun droht nach Lewandowskis forciertem Abschied mit Blick auf die neue Saison plötzlich ein Vakuum im Sturm.

FC Bayern droht bei Lewandowski-Abgang Gesichtsverlust

Zwar sollen die Bayern intensiv um die Dienste von Liverpool-Star Sadio Mane buhlen - der Senegalese ist allerdings ein ganz anderer Spielertyp als Lewandowski. Der 30-Jährige kann zwar auch im Zentrum stürmen, aber eigentlich ist er auf dem linken Flügel zuhause. Offenbar plant Trainer Julian Nagelsmann eine Systemumstellung ohne einen echten Neuner.

Aber gehen die Bayern ohne echten Neuner im Kader in die Saison? Lewandowski sportlich zu ersetzen wird so oder so eine Herausforderung. Sollten die Bayern trotz aller "Bastas" und Machtworte in den vergangenen Tagen in der Causa Lewandowski tatsächlich einknicken, käme das einem Gesichtsverlust gleich.

Pochen die Bayern bei Lewandowski auf die Erfüllung seines Vertrags bis zum nächsten Jahr, wäre nicht nur die erhoffte Chance auf eine Ablöse von bis zu 40 Millionen Euro dahin, sondern auch das Risiko, dass wegen Lewandowskis unerfülltem Wechselwunsch die Unruhe auch in der neuen Saison anhält. Selbst wenn er bei all seiner Professionalität weiter seinem Job nachgeht und weiter seine Tore schießt.

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