FC Bayern: Was kann Campus-Neuzugang Javier Fernández?

Von Justin Kraft
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Der FC Bayern München hat bereits einen Wintertransfer verkündet. Javier Fernández wechselt aus der Jugend von Atlético Madrid zum Campus des Rekordmeisters. Doch was kann der Spanier und was ist von ihm in Zukunft zu erwarten?

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Javier Fernández schließt sich ab Januar auch offiziell dem Campus des FC Bayern München an. Überraschend kam dieser Transfer nicht mehr. Der Spanier lebt bereits seit einigen Monaten in München, ist seit Sommer auf dem Papier vereinslos. Einzig sein Alter hinderte ihn daran, sofort zu den Bayern zu wechseln. Seit seinem 16. Geburtstag im November steht seinem Winterwechsel nichts mehr im Weg.

Seit 2018 spielte er in der Jugend von Atlético Madrid. Zuvor wurde er bei Celta Vigo ausgebildet. Für Spaniens U16 absolvierte er bereits zehn Länderspiele. Wann immer ein für die meisten unbekanntes Talent zum FC Bayern kommt, stellt sich die große Frage, wie viel Potenzial tatsächlich dahintersteckt.

SPOX und GOAL geben einen ersten Überblick darüber, was von Fernández zu erwarten ist und wie sein Weg bei den Münchnern aussehen könnte.

FC Bayern Campus
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FC Bayern: Javier Fernández löst Vorfreude am Campus aus

Sehr oberflächlich betrachtet gibt es zwei Arten von Neuverpflichtungen am Campus des FC Bayern - insbesondere dann, wenn die Spieler aus dem Ausland kommen. Die erste Kategorie sind Talente, denen bereits von Beginn an nicht allzu viel zugetraut wird. Ein großes Problem im Bereich des Jugendfußballs ist es, dass Kinder nicht selten transferiert werden, obwohl sie nicht die ganz große Perspektive bei ihrem neuen Klub haben.

Das kann verschiedene Gründe haben. Einige Spieler kommen, weil sie aus Marketingperspektive reizvoll sind. Als Bayern vor vielen Jahren Takashi Usami verpflichtete, lag das auch an den Beziehungen, die der Klub nach Japan pflegt. Andere wiederum werden sozusagen als Arbeitsnachweis eines oder mehrerer Scouts geholt, um die Beschäftigung dieser in einem bestimmten Land zu rechtfertigen. Der Druck ist in allen Bereichen des Geschäfts enorm. Kommt es vor, dass mehrere Jahre in Folge kein Talent aus einem Scoutinggebiet verpflichtet wird, wird der Sinn hinterfragt, dort Scouts zu engagieren.

Doch es gibt auch eine zweite Kategorie an Talenten. Jene, um die sich viele angesehene Klubs streiten und denen der ganz große Sprung in den Profibereich zugetraut wird. Javier Fernández zählt zweifelsohne zu diesen Transfers. Nach Informationen von SPOX und GOAL gibt es am Campus zumindest eine gewisse Grundbegeisterung - zumal viele den Spanier in den vergangenen Wochen und Monaten bereits erleben konnten und er somit kein unbeschriebenes Blatt mehr ist.

"Wir haben lange und intensiv auf diese Verpflichtung hingearbeitet, deswegen freuen wir uns sehr, dieses große Talent von einem gemeinsamen Weg beim FC Bayern überzeugt zu haben", sagte beispielsweise Campus-Leiter Jochen Sauer bei der Verkündigung des Transfers.

Der FC Bayern München setzt in der Talententwicklung zunehmend auf Transfers aus dem Ausland.
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Der FC Bayern München setzt in der Talententwicklung zunehmend auf Transfers aus dem Ausland.

FC Bayern: Skepsis am Campus hält sich bei Javier Fernández in Grenzen

Am Campus des FC Bayern sind sie in der Regel schnell skeptisch, wenn Spieler von außerhalb kommen. Selbst bei Jamal Musiala gab es Kritiker und Zweifler. Das Paradebeispiel dahingehend ist aber Tiago Dantas. Der Portugiese war plötzlich Spielball zwischen den Fronten. Im Kader der Zweitvertretung blockierte er die Entwicklung vielversprechender Talente, lautete die Kritik einiger. Für den FCB ist der von Chelsea verpflichtete Musiala aktuell das Vorzeigeprodukt des Campus - allein das zeigt, dass vieles dort im Argen liegt.

Auch bei Fernández gibt es dementsprechend wieder Skeptiker - allerdings deutlich weniger und viel mehr wegen der Gesamtsituation. Intern gibt es hinter vorgehaltener Hand die generelle Kritik, dass eigenhändig ausgebildete Talente zu wenig Entwicklungsmöglichkeit bekämen. Transfers wie jene von Fernández würden das negativ verstärken.

Angesichts dieses immer wieder auftretenden Konflikts ist die leichte Grundbegeisterung also durchaus überraschend. Fernández wird intern schon jetzt viel zugetraut. Gerade weil er als Mittelfeldspieler viel mitbringt.

FC Bayern: Javier Fernández vereint Physis und technische Qualität

Seine Statur erinnert an den jungen Leon Goretzka. Nicht sonderlich muskulös, aber relativ groß gewachsen und physisch durchsetzungsfähig. Gleichzeitig verfügt er über in seiner Altersklasse herausragende technische Fähigkeiten. Gerade weil er zudem über ein gutes Spielverständnis verfügt, kann er mehrere Positionen im Mittelfeld bekleiden.

Meist wird der U-Nationalspieler als Achter eingesetzt, wo er seine Qualitäten gegen und mit dem Ball am besten einbringen kann. Allerdings entwickelt er mit seinen kurzen vertikalen Dribblings auch immer wieder Offensivgefahr, weshalb er bereits als Zehner Erfahrungen sammelte.

Auf der Sechs spielte er ebenfalls schon. Scouts und Beobachter in Spanien sehen ihn aber eher als Mittelfeldspieler mit Offensivdrang. Fernández bewegt sich viel, fordert Bälle und scheut keine engen Räume. Proaktivität ist nicht nur im Mittelfeld, sondern ganz generell bei jungen Spielern ein wichtiger Aspekt. Der Rechtsfuß kann mit Übersicht und Feingefühl für besondere Momente sorgen.

Seine Durchsetzungsfähigkeit ist bemerkenswert. Gleichzeitig wird es spätestens dann interessant, wenn seine physischen Vorteile wegfallen. Viele junge Spieler profitieren in den U-Bereichen von einem schnellen Wachstum und körperlicher Präsenz. Das lässt sich auch bei Fernández nicht wegdiskutieren.

FC Bayern: Schafft Javier Fernández den Sprung nach oben?

In München sind sie aber überzeugt davon, dass er den Sprung in höhere Altersklassen und später in den Männerbereich gut überstehen wird. Der Spanier hat eine enge Ballführung und trifft häufig gute sowie schnelle Entscheidungen auf dem Platz.

Je mehr die physische Überlegenheit schrumpft, desto wichtiger werden diese Aspekte. Fernández bringt grundlegend alles mit, was es braucht, um sich in den nächsten Jahren zu einem Profi zu entwickeln - auch auf hohem Niveau. Entsprechend soll der Unmut bei Atlético Madrid über den Verlust eines großen Talents groß gewesen sein.

Und doch ist Vorsicht geboten. Gerade im Jugendfußball setzt sich nicht immer das größte Talent durch. Der FC Bayern hat das in den vergangenen Jahren mehrfach erlebt. Der Druck ist bereits in jungen Jahren enorm. Debütieren junge Spieler erstmals für die Profis, oder sind sie auch nur im Training dabei, ist sofort ein gewisser Erwartungsdruck da.

FC Bayern: Javier Fernández' größter Gegner ist der Erwartungsdruck

Spieler, die extra aus dem Ausland verpflichtet werden, haben diesen Erwartungsdruck schon von Beginn an auf ihren Schultern. Dabei gibt es so viele Ebenen die letztendlich passen müssen, damit ein Talent den Durchbruch schafft. Sprache, kulturelle Anpassung, Umfeld, Teamdynamik, Vertrauen von Trainern - all das spielt beispielsweise eine Rolle.

Fernández kommt mit Vorschusslorbeeren. Sein Weg aber ist noch weit. Gerade am Campus des FC Bayern, wo die generelle Erwartung schon sehr hoch ist, werden Neuzugänge nochmal doppelt und dreifach beäugt. Damit muss ein junger Spieler umgehen können, will er es nach ganz oben schaffen.

Zunächst wird Fernández sein Potenzial wohl bei der U17 unter Beweis stellen dürfen. Ein Jahrgang, dem beim FC Bayern bereits sehr viel Qualität nachgesagt wird. In der Bundesliga Süd/Südwest steht die U17 des FCB nach zwölf Spieltagen ungeschlagen auf dem ersten Platz.

Sich dort als Stammspieler zu etablieren und auch die auffällig wenigen Skeptiker von sich zu überzeugen, wird die erste große Herausforderung für Fernández. Prognosen über den weiteren Karriereverlauf junger Spieler sind meist eine Lotterie. Eine Bewertung der Ausgangssituation ist aber zweifelsohne möglich. Und die ist hervorragend.

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