BVB: Die Erkenntnisse zum Sieg von Borussia Dortmund bei der TSG 1899 Hoffenheim

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Beim 3:1-Sieg von Borussia Dortmund in Hoffenheim fällt das Kartenhaus nach einem Gegentor erneut zu schnell in sich zusammen. Dortmunds Kapitän Emre Can ist zudem aktuell verzichtbar. Die Erkenntnisse zum Auswärtserfolg des BVB.

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BVB: Dortmunder Kartenhaus fällt zu schnell in sich zusammen

Edin Terzic hatte sich schon unmittelbar vor der Partie am Mikrofon bei DAZN beschwert. "Alles, was ihr daraus macht, ist sehr negativ behaftet", sagte der Trainer von Borussia Dortmund und meinte damit natürlich die Medien. "Es geht darum, dass wir das nicht zu nah an uns heranlassen. Wir wissen, was wir verbessern müssen."

Auch nach dem Spiel, das der BVB in Unterzahl mit 3:1 gewann, war sich Terzic sicher: "Es bleibt Luft nach oben." Das ist tatsächlich so und selbstredend unabhängig davon, dass die Borussia weiterhin ungeschlagen und zumindest für eine Nacht neuer Tabellenführer der Bundesliga ist.

Schließlich passierte im Kraichgau das, was schon gegen Heidenheim und in Freiburg geschah, bei weitem aber kein neuartiges Phänomen ist. Obwohl die Westfalen die beste Anfangsphase in dieser Saison hinlegten und durch Niclas Füllkrugs ersten BVB-Treffer in Führung gingen (18.), fiel das Dortmunder Kartenhaus nach dem ersten Rückschlag erneut viel zu schnell in sich zusammen.

TSG Hoffenheim, Borussia Dortmund
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BVB: Gegentore ziehen Dortmund den Stecker

Der unnötige Ballverlust von Mats Hummels, dessen unmittelbar folgendes unnötiges Foul und Hoffenheims anschließend verwandelter Elfmeter durch Andrej Kramaric (25.) war Auslöser dafür, dass dem ordentlichen Auftritt der Gäste gänzlich der Stecker gezogen wurde. So wie es eben auch nach den Gegentoren gegen Heidenheim und den SC der Fall war.

Auf einmal wackelt und taumelt der BVB und bekommt gegen das aggressivere Pressing der Gegner keinerlei Kontrolle mittels eines geordneten Ballbesitzspiels hin. Es wird nur noch reagiert. Auch kristallisiert sich in diesen Phasen kein Spieler heraus, der sich quasi als Anführer gegen das Momentum auflehnt, dazwischenhaut und das Spiel beruhigt.

Dortmunds Gebilde wirkt dann wieder einmal sehr zerbrechlich und wechselhaft. Es gelingt dem Team kaum, sich aus diesem negativen Trend herauszuarbeiten. Was in solchen Situationen fehlt, ist vor allem die Präzision im Passspiel.

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BVB-Trainer Edin Terzic: "Gegner immer wieder eingeladen"

Es dauerte in Halbzeit zwei bis zur 82. Minute, ehe Dortmund mal wieder zum Abschluss kam. Hoffenheim hatte die Partie vollständig im Griff, schon vor dem dämlichen Platzverweis von Ramy Bensebaini über 70 Prozent Ballbesitz und mehrere Gelegenheiten zum Ausgleich. Gelingt dem BVB nämlich keinerlei Entlastung, kann die Mannschaft auch nicht von hinten herausschieben und nachrücken.

"Wir sind richtig gut ins Spiel gekommen und haben die Kontrolle übernommen. Dann fing es an, dass wir wieder unnötigerweise die Bälle verloren haben im Spielaufbau in der eigenen Hälfte und den Gegner dann immer wieder eingeladen haben", sagte auch Terzic. "Die Phase nach dem Elfmeter tat uns nicht gut, da brauchten wir zu lange, um wieder ins Spiel zu finden. Das ist etwas, das uns nicht gefallen hat."

Es ist irgendwo erstaunlich, angesichts der individuellen Qualität der Spieler aber wiederum auch nicht, dass der BVB mit den bislang gezeigten, recht biederen Vorstellungen bereits 14 Punkte auf dem Konto hat. Gerade jetzt in den nun anstehenden englischen Wochen muss sich Dortmund weiter von Partie zu Partie aus dem spielerischen Tal arbeiten. Terzic muss aber vor allem dringend zusehen, dass sein Kollektiv auf Rückschläge psychologisch wie fußballerisch deutlich besser reagiert - erst recht dann, wenn man den Gegner unmittelbar zuvor im Griff hatte.

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BVB: Dortmund-Kapitän Emre Can ist aktuell verzichtbar

Terzic betonte nach dem Sieg auch, wie wichtig die Spieler waren, die eingewechselt wurden. Das lässt sich gewiss nicht bestreiten. Einer von ihnen war jedoch Emre Can. Das ist der im Sommer unter anderem von Terzic frisch gekürte Kapitän der Borussia. Dass der Trainer seinen verlängerten Arm nun zum zweiten Mal in Folge nicht von Beginn an auf dem Spielfeld, sondern auf der Bank platziert, ist beachtlich.

Und es ist ein Fingerzeig, ähnlich wie der bereits thematisierte in Richtung Niklas Süle, der wie Can gegen Hoffenheim draußen saß - das dritte Bundesligaspiel in Serie. Cans Stellvertreter Salih Özcan, der zuvor lange raus war und wenig Spielpraxis besaß, machte seine Sache erneut ordentlich.

Özcans Leistungen und Terzics Umgang mit Can belegen somit, dass der Spielführer derzeit verzichtbar ist. Das kommt Ende September ziemlich früh und ziemlich überraschend, schließlich wurde mit Can sogar noch der Vertrag verlängert.

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BVB: Emre Can im Spielaufbau mit Mängeln

Diese beiden Entscheidungen zu seinen Gunsten hatte sich Can mit fünf sehr guten Monaten ab Jahresbeginn verdient. Doch man sollte nicht vergessen: In seinen vielen Monaten zuvor war der deutsche Nationalspieler nur selten ein Faktor für den BVB, teilweise sogar ein Unsicherheitsfaktor.

Can galt daher als Verkaufskandidat, mit Edson Álvarez von Ajax Amsterdam stand auch jemand parat, der mindestens ein hochkarätiger Konkurrent hätte werden sollen. Doch, so zumindest lauten zahlreiche übereinstimmende Medienberichte, war es Terzics Wahl, lieber Can zu stärken und auf Álvarez zu verzichten.

Da Dortmunds holprige Leistungen auch mit einem schwachen Spielaufbau zu erklären waren, musste der Dortmunder Trainer genau daran etwas ändern. Can hat seine Stärken als Abräumer gegen den Ball, weist allerdings zu viele technische Mängel auf, um als alleiniger Sechser Dortmunds Übergang von Defensive zu Offensive zu orchestrieren.

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BVB ohne Emre Can in der Startelf verbessert

Es ist somit folgerichtig, in dieser Hinsicht auf Can zu verzichten, eine andere Variation im Spielaufbau zu versuchen und das defensive Mittelfeld neben Özcan mit dem - allerdings weiterhin blassen - Felix Nmecha zu stärken. Es wäre auch folgerichtig, dabei zu bleiben. Nicht nur der Spielaufbau hat sich schließlich verbessert. Dortmund hat in dieser Konstellation bisweilen seine besten Spielphasen gezeigt und zwei Siege geholt.

"Emre ist ein extrem wichtiger Spieler für uns und vor allem für mich. Er ist professionell mit der Entscheidung umgegangen, nicht von Beginn an zu spielen", hatte Terzic bereits am vergangenen Wochenende gesagt.

Der Trainer wird einsehen müssen: Wenn Borussia Dortmund seinen Kapitän bereits am 5. und 6. Spieltag auf die Bank setzt, dann ist das nicht zwingend ein negativ behaftetes, aber definitiv ein mit Diskussionen verbundenes Thema - sicher nicht nur für die Medien.

BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
4.10., 21 UhrChampions LeagueAC MailandH
7.10., 15.30 UhrBundesligaUnion BerlinH
20.10., 20.30 UhrBundesligaWerder BremenH
25.10., 21 UhrChampions LeagueNewcastle UnitedA
28.10.BundesligaEintracht FrankfurtA