Es hatte ein wenig von Ententanz, kombiniert mit Breakdance. Die totale Ekstase vermuteten einige hinter Mario Gomez' Jubel nach dem Last-Minute-Siegtreffer gegen Inter Mailand, dabei wollte Gomez doch nur einem Idol seiner Kindheit huldigen: Jay-Jay Okocha.
Statt des ursprünglichen Torero-Jubels war Gomez auf Arjen Robben zugelaufen und dann abrupt stehen geblieben. Mit der rechten Hand umfasste er wie bei einer Dehnungsübung den rechten Knöchel und tanzte, das Knie vor und zurück ziehend, alsbald wild drauf los.
"Ich habe mir vor dem Spiel noch YouTube-Videos von schönen Toren reingezogen, so wie ich das immer mache. Da habe ich Jay-Jay Okocha während seiner Zeit in England sensationell geile Tore machen sehen - und eben diesen Jubel", erklärte Gomez mit einem Grinsen: "Deswegen habe ich das nachgemacht: einmal für Jay-Jay."
Gomez' Zimmer voll mit Okocha-Postern
Der Ex-Frankfurter Okocha - später auch für die Bolton Wanderers aktiv - hatte bei Gomez in frühester Kindheit offenbar die Freude am Fußball geweckt.
"Fußball im Fernsehen hat mich früher immer gelangweilt. Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, habe ich in der Sportschau - ich glaube es war Frankfurt gegen Dresden - Okocha den Ball an der Eckfahne hinten hoch ziehen sehen. Von dem Moment an war ich Jay-Jay Okocha-Fan", erzählte Gomez, dessen Kinderzimmer nach eigener Aussage "voll mit Postern von ihm" hing.
Dass Kinder ihre Zimmer heute mit Postern von Mario Gomez tapezieren, hängt derweil nicht zuletzt mit dessen glänzenden Torriecher zusammen - diesen hatte er gegen Inter beim Patzer von Julio Cesar erneut bewiesen. Und das, obwohl ihm zuvor nicht viel geglückt war.
"Lucio hat eine Ruder-WM bestritten"
Bei einer Großchance in der 28. Minute schoss er den Ball weit über das Tor, in anderen Situationen fehlte der berühmte letzte Zentimeter. Wie so oft waren daran neben den Gegenspielern auch der Kopf schuld: Gomez wollte unter allen Umständen eine weitere Gelbe Karte und damit eine Sperre im Rückspiel vermeiden und spielte deswegen ein wenig gehemmt.
"Ich habe bei jedem Zweikampf gefleht, dass der Schiri mir das nicht böse auslegt", sagte Gomez. Weil der Ex-Bayer Lucio ihn aber immer wieder wild mit den Armen rudernd in leidenschaftliche Zweikämpfe verwickelte, "war es schwierig, die Contenance zu wahren". Gomez: "Meine Aufgabe war heute nicht einfach, weil Lucio eine Ruder-WM bestritten hat."
Im entscheidenden Moment war er dann aber zur Stelle: Als Julio Cesar einen Robben-Schuss nach vorne prallen ließ, stellte Gomez per Abstauber den Bayern-Sieg sicher. Mit sieben Toren in sieben Champions-League-Spielen übernahm der 25-Jährige auch gemeinsam mit Samuel Eto'o und Nicolas Anelka die Führung der Torschützenliste.
Inter - FC Bayern: Daten zum Spiel