Was machen die Bayern-Helden heute?

Von SPOX
Nach dem gewonnenen Elfmeterschießen brachen bei den Bayern 2001 alle Dämme
© Getty

Vor genau zehn Jahren gewann der FC Bayern München das Champions-League-Finale gegen den FC Valencia. Von den Helden von damals sind kaum noch welche aktiv. Mittlerweile arbeiten Stefan Effenberg und Co. als TV-Experten, Scouts oder Nachwuchstrainer. Einer wurde Rinderzüchter.

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Oliver Kahn: War mit drei gehaltenen Elfmetern gegen Zahovic, Carboni und Pellegrino der Held des Endspiels. Damals war Kahn in der Form seines Lebens. Am Jahresende wurde er zum Welttorhüter ausgezeichnet, 2002 führte er die Nationalmannschaft ins WM-Finale. 2008 beendete er seine Karriere. Anschließend zog er sich aus dem Profi-Fußball weitgehend zurück, kümmerte sich stattdessen um eigene Projekte und sein BWL-Studium. Seit 2008 ist er TV-Experte beim "ZDF" und macht seit kurzem seinen Trainerschein. "Irgendwann" will er wieder zurück ins Profi-Geschäft, allerdings wohl eher auf Management-Ebene.

Samuel Kuffour: Bildete mit Linke und Andersson die damalige Dreierkette. Hatte zwei Jahre zuvor bei der Final-Niederlage gegen Manchester United noch herzzerreißend geweint. Seine lange Karriere bei den Bayern (seit 1993 im Verein) krönte er ein halbes Jahr nach dem CL-Triumph mit dem Siegtreffer im Weltpokal-Endspiel. 2005 wechselte der Ghanaer nach Rom. Es folgten Engagements in Livorno und Amsterdam, an die Leistungen in seiner Bayern-Zeit (u.a. sieben Meisterschaften) konnte er allerdings nie mehr anknüpfen. 2009 beendete Kuffour seine Karriere in seiner Heimat, wo er seitdem mit seiner Familie lebt und sein Geld mit Immobiliengeschäften verdient.

Patrik Andersson: Bayerns damaliger Abwehrchef. Der Schwede machte die Münchner wenige Tage vor dem Endspiel gegen Valencia in der Bundesliga mit seinem Freistoß-Treffer gegen den HSV zum Last-Minute-Meister. Im CL-Finale scheiterte er im Elfmeterschießen an Santiago Canizares. Nach der Saison verließ Andersson die Bayern für 15 Millionen Euro Richtung Barca. Bei den Katalanen wurde er allerdings nicht wirklich glücklich und wechselte nach zwei Jahren zurück nach Schweden. 2005 beendete er wegen einer schweren Knieverletzung seine Karriere. Seit 2008 ist Andersson Sportchef beim schwedischen Klub Malmö FF.

Thomas Linke: In der Saison 2000/2001 eine Bank in der Bayern-Abwehr. Verwandelte im Endspiel gegen Valencia den letzten Elfmeter der Münchner. Schaffte es im Jahr darauf mit der Nationalmannschaft auch ins WM-Endspiel gegen Brasilien. 2005 verließ er die Bayern nach sieben Jahren und wechselte zu Red Bull Salzburg, wo er Kapitän und Meister wurde. 2007 kehrte er für eine Saison zurück zum FC Bayern, spielte in der 2. Mannschaft und beendete anschließend seine Karriere. In der Folge sammelte Linke bei RB Salzburg erste Erfahrungen im Management. Anfang 2011 übernahm er den Sportdirektorposten bei RB Leipzig, trat davon aber vor kurzem nach nur wenigen Monaten zurück.

Willy Sagnol: Holte gleich in seiner ersten Saison in München den Champions-League-Titel. War von Beginn an Publikumsliebling bei den Bayern. Im Finale wurde er allerdings bereits zur Pause für Carsten Jancker ausgewechselt. War lange Leistungsträger beim Rekordmeister, verletzte sich allerdings 2007 schwer und fand anschließend nicht mehr zu seinem Top-Niveau zurück. Im Februar 2009 gab er schließlich sein Karriereende bekannt. Blieb dem FC Bayern danach aber verbunden und arbeitet momentan als Scout und Berater für die Münchner. Nebenher absolviert der Franzose eine Sportmanagement-Ausbildung.

Owen Hargreaves: Spielte im Finale für den verletzten Jens Jeremies im defensiven Mittelfeld. Eine schwere Aufgabe, zumal Jeremies sich geradezu für das Finale geopfert und Heldenstatus erreicht hatte. Doch Hargreaves, damals einer der Lieblingsschüler Hitzfelds, machte seine Aufgabe wie so oft zu der Zeit richtig gut. Später stoppten schwere Knieverletzungen den heute 30-Jährigen immer wieder. Bei Manchester United, wohin er 2007 für rund 25 Millionen Euro wechselte, spielte er in vier Jahren knapp 30 Mal und muss den Klub nun verlassen. Sir Alex Ferguson will ihm keinen neuen Vertrag geben. Ein Karriereende scheint nicht ganz ausgeschlossen.

Stefan Effenberg: Von der Bildfläche verschwand er nie. Ob als TV-Experte, Reality-Soap-Star oder zuletzt als vermeintlicher Retter von Borussia Mönchengladbach - Effe ist in der deutschen Öffentlichkeit allgegenwärtig. Anders war es vor zehn Jahren nicht: Effenberg war der unumstrittene Leader der Bayern-Mannschaft, der verlängerte Arm Hitzfelds und spielte auch eine tragende Rolle im Finale: Er traf zum wichtigen 1:1 per Strafstoß nach 50 Minuten, und auch beim Elfmeterschießen verwandelte er souverän. Ein Jahr nach dem CL-Triumph wechselte Effenberg zum VfL Wolfsburg - damals noch eine graue Maus. Bei Al-Arabi (Katar) ließ er die Karriere dann ausklingen.

Bixente Lizarazu: Gehörte vor zehn Jahren zu den besten Linksverteidigern der Welt. Der Franzose war einer der Leistungsträger der damaligen Bayern-Mannschaft. Im Finale übertrug ihm Hitzfeld eher eine Rolle als offensiver Außenverteidiger, der den damals bärenstarken Gaizka Mendieta aufhalten sollte. Lizarazu stoppte Mendieta, lieferte die Flanke, die zum Elfmeter vor dem 1:1führte. 2004 ging Lizarazu nach Marseille, kehrte aber bald wieder zurück, weil sich Philipp Lahm schwer verletzte. Nach dem Ende seiner Profi-Karriere 2006 versuchte er sich im brasilianischen Jiu-Jitsu und war recht erfolgreich. Heute arbeitet er für das französische Fernsehen.

Hasan Salihamidzic: Elber? Effenberg? Scholl? Nein, der Liebling aller Bayern-Fans war ihr Brazzo. Der Bosnier ist das Paradebeispiel dafür, dass ein großer Name keinen Stammplatz garantiert. Salihamidzic stand in keiner Wunschelf, spielte aber fast immer - besonders unter Hitzfeld. Im Finale gegen Valencia agierte er zunächst als hängende Spitze hinter Elber und nach der Einwechslung von Jancker wechselte er auf die rechte Seite. 2007 ging er zu Juventus Turin, hatte dort aber mit Verletzungen zu kämpfen. Spekulationen über eine Rückkehr des heute 34-Jährigen nach Deutschland gibt es immer wieder. Sein Vertrag bei Juve läuft Ende Juni aus.

Mehmet Scholl: Es war die 6. Minute in Mailand: Effenberg wurde gelegt, Schiedsrichter Dick Jol gab Elfmeter für den FC Bayern, aber Scholl scheiterte an Canizares und die Bayern knabberten lange Zeit an dem verschossenen Strafstoß. Scholl fing sich irgendwann, musste aber kurz vor dem Elfmeterschießen für Paulo Sergio Platz machen. Bis 2007 spielte Scholl noch für den FC Bayern und übernahm ein Jahr später die U 13 des FC Bayern. In der vergangenen Saison trat er dann de Nachfolge von Herrmann Gerland bei der Zweiten des FCB an. Inzwischen ist er nur noch als TV-Experte tätig.

Giovane Elber: Das Finale gegen Valencia war nicht sein bestes Spiel im Trikot des FC Bayern, aber maßgeblich beteiligt am Erfolg war der Brasilianer allemal. Oft als Alleinunterhalter beschäftigte Elber die Hintermannschaften in jener Champions-League-Saison. 2003 verließ er den FCB, weil Roy Makaay verpflichtet wurde. Weder bei Lyon noch in Gladbach oder bei Cruzeiro knüpfte Elber an seine Zeit beim FC Bayern an. Dem Rekordmeister blieb er als Fan erhalten. Seinen Job als Brasilien-Scout wurde er jedoch los, weil Bayerns Ex-Trainer Louis van Gaal auf seine Dienste verzichten wollte. In seiner Heimat ist er nun TV-Experte und Rinderzüchter.

Carsten Jancker: Nach dem 0:1-Rückstand zur Pause musste Hitzfeld im Mailänder Finale reagieren. Und Jancker gab der Bayern-Mannschaft deutlich mehr Durchschlagkraft und war damit einer der heimlichen Helden des Abends. Ein Jahr nach dem Triumph suchte Jancker das Weite, wurde aber nur bedingt glücklich: Nach den Stationen Udine, Kaiserslautern, Shanghai und Mattersburg beendete er 2010 seine Karriere. Heute ist er U-15-Trainer bei Rapid Wien in Österreich.

Alexander Zickler: In der 100. Minute kam Zickler für Elber und sollte noch einmal frischen Wind in die Bayern-Mannschaft bringen. Beim Elfmeterschießen verwandelte er sicher zum 3:3. Seine Bayern-Karriere ging nach dem CL-Triumph noch bis 2005, ehe es ihn nach Salzburg zog. Dort startete "Zico" durch, wurde drei Mal Meister. Seit Beginn dieser Saison spielt er für LASK Linz und lässt mit 37 Jahren allmählich die Karriere ausklingen. Zicklers Name taucht in diesen Tagen in Bezug auf den FC Bayern wieder häufig auf, nachdem Nils Petersen zum FC Bayern gewechselt ist. Wie Petersen kam auch Zickler damals von einem Zweitligisten und startete später durch: Petersen soll es ihm nachmachen.

Paulo Sergio: Der Brasilianer spielte eine Hauptrolle in Mailand, obwohl er erst in der 108. Minute für Scholl eingewechselt wurde. Gleich danach verpasste Sergio die große Chance zum 2:1, so dass es zum Elfmeterschießen kam. Der erfahrene Brasilianer sollte für einen guten Start sorgen, schoss aber übers Tor. Bayern gewann letztlich doch und Sergio weinte Freudentränen. Sergio spielte eine wichtige Rolle in der damaligen CL-Saison, schoss u.a. den Treffer beim historischen 1:0-Sieg bei Manchester United im Viertelfinale. Ein Jahr nach dem Champions-League-Sieg ging Sergio in die Emirate, in der brasilianischen Heimat beendete er dann seine Karriere. Sergio ist dem FCB heute noch als Scout und Mitglied der Allstar-Mannschaft verbunden.

Die CL-Saison 2000/2001

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