Das Ende der Saison

Vor dem Spiel, das nicht hätte stattfinden dürfen: Elf junge Männer, die bestimmt nicht an Fußball denken
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Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist die Saison für den BVB gelaufen. Man kann und darf von diesem Team keine sportlichen Höchstleistungen mehr verlangen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Tittmar.

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Wer sich häufig mit den Spielen von Borussia Dortmund beschäftigt, vielleicht sogar ein paar der Charaktere innerhalb der Mannschaft des BVB kennt und einzuschätzen weiß, der hat am Mittwochabend bei der Partie gegen AS Monaco keine ganze Halbzeit benötigt.

Für denjenigen war bereits nach wenigen Augenblicken klar erkennbar, wie sehr die einzelnen Individuen des schwarzgelben Teams von den schrecklichen Eindrücken des Sprengstoffanschlags auf ihren Mannschaftsbus schockiert waren. Freiheit, Mut, Selbstverständlichkeit - all dies war im Spiel des BVB verständlicherweise komplett verschwunden.

Die Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit nötigt unendlichen Respekt ab und am Ende steht sogar ein Ergebnis, das noch Hoffnung auf "unseren Champions-League-Traum" (Trainer Thomas Tuchel) macht.

Unter menschlichen Gesichtspunkten untragbar

Vollkommen unabhängig davon, wie die rasche Neuterminierung letztlich zustande kam: Dass alle Bus-Insassen nach der Partie schonungslos Klartext redeten und die Austragung des Spiels unter menschlichen Gesichtspunkten als untragbar kritisierten, ist alarmierend und zugleich ein Armutszeugnis. Ein Armutszeugnis dafür, dass dies nicht erst in heutigen Zeiten überhaupt thematisiert werden muss.

Nach dem erschreckenden terroristischen Akt vom Dienstagabend ist die Saison für Borussia Dortmund gelaufen. Es wäre ungeheuerlich, von den Betroffenen, wenngleich es ehrgeizige Profisportler sind, in den wenigen letzten Wochen der Spielzeit Höchstleistungen zu verlangen.

Der April, vollgepackt mit neun Pflichtspielen in drei Wettbewerben innerhalb von 29 Tagen, wäre angesichts der angespannten Dortmunder Personallage auch ohne die Geschehnisse ziemlich knackig geworden. Aus sportlicher Sicht.

Doch diese Sicht wird nun selbstverständlich gänzlich an den Rand gedrängt. Es wird den Menschen, die derzeit im Trikot des BVB spielen, nicht möglich sein, die einschneidenden Ereignisse - für manche vielleicht das einschneidendste Erlebnis ihres bisherigen Lebens - auf gesunde Art und Weise zu verarbeiten.

Ablenkung vom Verarbeiten der Geschehnisse

Wie sollte das auch funktionieren, wenn alle drei Tage ein Spiel auf dem Programm steht und keine Zeit zum Reflektieren bleibt? Tuchel fand am Mittwoch vor und nach dem Spiel beeindruckende Worte. Weil sie im Kern voller Empathie und Menschlichkeit waren, machen sie ihn zu einem großen Trainer.

Der Sport kann für die Dortmunder nun nur noch eine Ablenkung vom Verarbeiten der Geschehnisse sein. Dies sollte man den Betroffenen zugestehen. Sich in irgendeiner Weise an die sportlichen Zielsetzungen zu klammern, wäre im Sinne der Bewältigung des Traumas kontraproduktiv und muss daher zweitrangig bleiben.

Und wer weiß, der Ehrgeiz der Spieler und die Geschlossenheit des Vereins sind jetzt ja nicht auf alle Tage dahin, vielleicht schaffen sie es ja, die physische wie psychische Energieleistung der zweiten Halbzeit gegen Monaco zu reproduzieren und daraus ein wahres Fußballmärchen zu machen. Doch erwarten kann und darf das niemand.

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