Wo wird gegrantelt?

Auf Thomas Müller & Co. wartet am Mittwoch eine schwere Aufgabe
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Das Duell zwischen Paris St.-Germain und dem FC Bayern München (Mi., 20.45 Uhr im LIVETICKER) am 2. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase ist eines der Highlights der ansonsten überschaubar spannenden Vorrunde. Für beide Teams steht vor allem atmosphärisch einiges auf dem Spiel.

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Wer sich auf die Suche nach Gründen für den Champions-League-Sieg des FC Bayern München 2001 macht, der landet schnell in Barcelona. Dort kassierten die Bayern zwei Jahre zuvor im Camp Nou im Endspiel der Königsklasse die Mutter aller Niederlagen. Schnell steht man auch in einem Bankettsaal in Lyon, wo der damalige Präsident die Mannschaft des Altherrenfußballs bezichtigte und in die Nähe der Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft rückte.

Nur selten spielt dabei Paris St.-Germain eine Rolle. Dabei waren die Bayern gut fünf Monate vor Lyon schon einmal in Frankreich. Im Prinzenpark verloren die Münchner um den heutigen Co-Trainer Willy Sagnol und Sportdirektor Hasan Salihamidzic mit 0:1. Das Tor erzielte Laurent Leroy in der zweiten Minute der Nachspielzeit.

Granteln konnte Beckenbauer damals nicht, er hatte den Flieger nach Paris verpasst, weil er in Berlin im Lkw-Stau steckengeblieben war.

Es geht vor allem ums Prestige

Am Dienstag erreichten die Münchner inklusive der Klubbosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge den Pariser Flughafen Charles de Gaulle nur leicht verspätet um die Mittagszeit. Nach dem 3:0-Auftaktsieg zuhause gegen den RSC Anderlecht ist PSG die erste europäische Auswärtsaufgabe für den FC Bayern - und gleich eine mit besonderer Note.

In einer ansonsten überschaubar spannenden Vorrunde, die für die meisten Großklubs sportlich nicht mehr als ein lockerer Aufgalopp ist, gehört das Duell zwischen PSG und Bayern neben Barca gegen Juventus und Real Madrid gegen Dortmund zu den reizvollen Ansetzungen.

Nach den deutlichen Siegen am 1. Spieltag (PSG siegte 5:0 bei Celtic) scheint klar, dass sich wie erwartet Bayern und PSG am Ende fürs Achtelfinale qualifizieren werden, es geht im ersten direkten Aufeinandertreffen also auch schon um die beste Position für den Gruppensieg. Aber viel mehr geht es noch ums Prestige und die Atmosphäre rund um den Klub in den kommenden Wochen.

"Es ist richtig, dass wir nicht top gestartet sind", sagte Ancelotti. "Aber wir sind noch am Beginn der Saison, es ist noch nichts passiert. Wir wollen uns eine gute Ausgangslage verschaffen, um Erster in der Gruppe zu werden."

Ancelotti zeigt sich gut gelaunt

Beim FC Bayern gibt es seit Saisonbeginn diverse Unruhefaktoren: die umstrittene Asienreise, motzende Spieler, rauchende Fitnesstrainer, wenig überzeugende Auftritte und das noch nicht ganz austarierte Verhältnis zwischen Hoeneß und Rummenigge.

Nach dem 2:2 in der Liga gegen Wolfsburg ist das Umfeld wieder unruhiger und die Bayern müssen mit weiteren Diskussionen über ihre Transferpolitik und Trainer Carlo Ancelotti rechnen, falls es schiefgehen sollte im Prinzenpark.

Im Vorfeld war die Laune aber bestens. Ancelotti wirkte bei der Pressekonferenz an alter Wirkungsstätte schon fast gelöst. Die Frage eines nigerianischen Kollegen, ob er entlassen werde, wenn er gegen PSG verlieren sollte, moderierte er charmant weg.

Auch PSG will Diskussionen vermeiden

Bei PSG herrschte nach dem wahnwitzigen Transfersommer mit den Transfers von Neymar, Kylian Mbappe und Dani Alves lange Zeit Jubelstimmung. In den letzten Tagen knirschte es allerdings, nachdem Neymar und Edinson Cavani um die Ausführung eines Elfmeters stritten, sich Neymar verletzt abmeldete und es in Montpellier nur zu einem 0:0 reichte.

Auch bei den aus Katar alimentierten Parisern würde es Debatten geben, sollte der erste echte Prüfstein gleich zum Stolperstein werden. Haben sich die Unsummen im Sommer wirklich rentiert? Passen die Egos der Superstars nicht in eine Mannschaft? Kommt PSG wieder nicht übers Viertelfinale hinaus?

Statistik spricht für PSG

Das alles würden sich beide Seiten gerne ersparen. Geht es nach der Statistik, wird ab Donnerstag aber eher in München schlechte Laune angesagt sein. Der Prinzenpark ist eine Festung: PSG verlor nur eines der vergangenen 43 Europapokal-Heimspiele (27 Siege, 15 Remis) - 1:3 gegen den FC Barcelona im CL-Viertelfinale im April 2015.

Eben jenes Barcelona schossen die Pariser im Februar dieses Jahres zuhause mit 4:0 ab, ehe sie in Barcelona eine historische 1:6-Schlappe kassierten. In 25 der letzten 26 CL-Heimspiele traf Paris immer mindestens einmal - nur beim 0:0 gegen Real Madrid im Oktober 2015 blieben die Franzosen torlos.

Für den FC Bayern kommt erschwerend hinzu, dass Auswärtsauftritte in der Königsklasse alles andere als gut waren: Bayern gewann nur zwei der letzten acht Spiele in der Fremde - neben zwei Remis gab es satte vier Niederlagen. Außerdem blieb das Team in dieser Phase nie ohne Gegentor. Dass ausgerechnet jetzt Manuel Neuer wieder verletzt fehlt, lässt nichts Gutes hoffen.

Mats Hummels erklärte aber, dass man nach den Fehlern im Defensivverhalten gegen den VfL Wolfsburg im Training viel in diesem Bereich gearbeitet habe. "Wir werden besser verteidigen, als nach dem 1:2 gegen Wolfsburg. Es wird ein Kampf, wer mehr Ballbesitz hat und wer den Ball besser verwertet. Vielleicht ist ein wildes Spiel dieses Mal gar nicht das Verkehrteste."

Die voraussichtlichen Aufstellungen

PSG: Areola - Alves, Thiago Silva, Marquinhos, Kurzawa - Verratti, Motta, Rabiot - Neymar, Cavani, Mbappe

Bayern: Ulreich - Kimmich, Martinez, Hummels, Rafinha (Alaba) - Vidal, Tolisso (Thiago) - Robben, James, Ribery - Lewandowski

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