Ferland Mendy: Die beste Verpflichtung im Sommer 2019
Trotz der knapp 50 Millionen Euro Ablösesumme war Mendys Transfer zu Real in der spanischen Hauptstadt im Sommer 2019 eher eine Randnotiz. Neben Eden Hazard, Eder Militao, Rodrygo und Luka Jovic wirkte der Außenverteidiger wie das hässliche Entlein der Transferperiode. Kaum jemand traute dem mit 24 Jahren nicht mehr blutjungen Franzosen zu, Marcelo zu verdrängen, der einer der wichtigsten Spieler von Real Madrid war und mit 30 Jahren noch weit von seinem Ende dort entfernt zu sein schien.
Ein guter Backup sollte Mendy werden, mehr nicht. Doch anderthalb Jahre später ist Mendy unbestritten die beste Verpflichtung Madrids in dieser 350-Millionen-Euro Transferperiode. Schon im November 2019 hatte Mendy den Brasilianer als Stammspieler auf der Linksverteidiger-Position verdrängt. Marcelo kam nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz. Auch wenn Zidane für ihn sein System umbauen musste.
Denn Mendy ist technisch und offensiv nicht ansatzweise so beschlagen wie Marcelo. Etwas, das man dem Franzosen nicht unbedingt vorwerfen kann, zählt sein Konkurrent in diesen Kategorien zu den besten Außenverteidigern aller Zeiten. Dafür ist er körperlich unglaublich robust, ein guter Zweikämpfer und spielt deutlich gradliniger als Marcelo. Gut zu sehen im Clasico. Im Spiel gegen Barcelona war Mendy kaum in Erscheinung getreten - nicht, weil er ein schlechtes Spiel machte, sondern weil er sich exakt an die Vorgaben von Zinedine Zidane hielt.
Wenn Barcelona den Ball hatte, was auf 70 Prozent der Zeit zutraf, rückte Mendy weit nach außen in eine Fünferkette, musste zwischen Lionel Messi, Ousmane Dembélé und Segiño Dest wechseln und machte dabei kaum einen Fehler. Im Spielaufbau war Mendy nur wenig eingebunden, da Lucas Vazquez als asyemmtrisches Pendant den offensiven Außenverteidiger Part einnahm und Mendy als dritter Innenverteidiger die Angriffe Real absicherte.
Real Madrid: Die Spieler mit den meisten Einsätzen seit 2019
Rang | Spieler | Einsätze |
1 | Karim Benzema | 89 |
1 | Thibaut Courtois | 89 |
3 | Casemiro | 87 |
4 | Toni Kroos | 85 |
5 | Raphael Varane | 83 |
5 | Luka Mordic | 83 |
7 | Vinicus Junior | 82 |
8 | Federico Valverde | 72 |
9 | Ferland Mendy | 69 |
10 | Sergio Ramos | 64 |
Real Madrid: So verdrängte Ferland Mendy Marcelo
Doch diese Rolle wird wohl eher eine Ausnahme bleiben. Für gewöhnlich ist Mendy ein wichtiger Teil im Spielaufbau Real Madrids. Besonders wenn Sergio Ramos, der in dieser Saison häufig mit Verletzungen zu kämpfen hat, nicht spielt, ist der Außenverteidiger einer der primären Anspielstationen im ersten Drittel. Und auch in der Vorwärtsbewegung ist das Duo Mendy und Vinicius Junior das Mittel der Wahl für Zidane. 42 Prozent der Real-Angriffe kommen in dieser Saison über die linke Seite. Nur Eibar und Osasuna greifen in La Liga ähnlich oft über die linke Flanke an.
Anders als Marcelo geht Mendy dabei eher selten mit Dribblings zur Grundlinie, sondern fokussiert sich auf Passspiel und zieht, wenn sich die Möglichkeit bietet, in den Strafraum, um dem eher kleingewachsenen Real-Angriff als Kopfball-Anspielstation zu dienen.
Ein gradliniger Spieler, der gerade als solcher dem Star-Ensemble von Real Madrid guttut. Der es in kürzester Zeit geschafft hat, dass kaum jemand einem der besten Außenverteidiger in der Vereinsgeschichte hinterhertrauert. Der bei jeder Station in seinem Leben es geschafft hat, sich trotz widrigster Umstände durchzusetzen. Der nach einer schlimmen Verletzung im Jugendalter zu einem Stammspieler beim größten Verein der Welt und dem amtierenden Weltmeister zu werden. Trotz Rollstuhl.
Doch Mendy würde nicht "trotz" sagen. Er würde sagen: wegen. In seinen Worten: "Es ist absolut klar, dass diese Verletzung mich stärker gemacht hat. Sie hat mir beigebracht, niemals das Handtuch zu werfen und entschlossener zu sein."