FC Bayern - Kommentar nach dem Aus von Bayern München in der Champions League: Scheitern mit Ansage

Von Johannes Ohr
Thomas Müller am Boden: Mit dem Ausscheiden gegen Villarreal in der Champions League hatten er und der FC Bayern München nicht gerechnet.
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Tschüss, ciao, auf Wiedersehen! Nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel ist der FC Bayern mit einem schwachen 1:1 (0:0) gegen den FC Villarreal aus der Champions League ausgeschieden. Am Ende wohl ein Scheitern mit Ansage. Ein Kommentar.

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Eins vorweg: Natürlich hat das frühe Aus gegen den spanischen Tabellensiebten vor allem sportliche Gründe. Doch die Probleme beim FC Bayern sind tiefgreifender, die Ursachen für das zweite Viertelfinal-Aus in Serie liegen auch außerhalb des grünen Rasens. Der eigenartige Auftritt gegen Villarreal passt zum Auftreten der Verantwortlichen in den vergangenen Wochen. Der Rekordmeister hat sich selbst eingelullt.

Ein Beispiel: Seit Wochen überlagert die Diskussion über die nach wie vor ungeklärte Vertragssituation von Robert Lewandowski, Thomas Müller, Manuel Neuer und Serge Gnabry (alle Verträge laufen 2023 aus) das sportliche Geschehen. Doch statt Klartext zu sprechen - wer soll bleiben, und zu welchen Konditionen? - eiert Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn oft nur rum.

Er verstehe die Aufregung nicht, moderierte der Titan Ende März im ZDF das Thema fast schon genervt ab. "Die Spieler haben noch Verträge für die nächste Saison. Wir haben immer gesagt, dass wir uns zusammensetzen werden und dass das eine hohe Priorität bei uns hat. Das hat sich nicht verändert."

Selbst als Kahn unmittelbar vor dem Champions-League-Aus bei Amazon Prime ein Machtwort sprach und einen Abschied Lewandowskis im Sommer mit starken Worten ausschloss ("Wir sind doch nicht verrückt"), relativierte er seine Aussage zwei Nachfragen später wieder leicht.

FC Bayern: Kahn eiert rum, Nagelsmann redet es sich schön

Die unmittelbare Kern-Frage aber ist: Beschäftigt die ungeklärte Vertragssituation die betreffenden Spieler - und ihre Kollegen - doch ein Stück weit? Ist es nur Zufall, dass ausgerechnet Kingsley Coman, der durch seine Vertragsverlängerung vor ein paar Monaten befreit aufspielen kann, seit Wochen Bayerns Bester ist?

Nur zum Vergleich: Thomas Müller (in der Bundesliga seit fünf Spielen ohne Torbeteiligung) und Serge Gnabry (nur zwei Torbeteiligungen in den jüngsten sechs Bundesligaspielen) hängen seit Wochen durch. Auch Robert Lewandowski überzeugt nicht unbedingt durch Leistung, sondern hauptsächlich durch Tore. Sowohl bei dem Trio als auch bei Leroy Sane oder Joshua Kimmich ist seit Wochen ein schleichender Spannungsabfall zu beobachten.

Einen, den auch die Bosse zu verantworten haben. Denn während Kahn vor allem die Gespräche mit Lewandowski weiter hinauszögert und beim Thema weiter herumeiert, hat natürlich auch Julian Nagelsmann einen Anteil an der Situation. Der Trainer wirkte ob der Formschwächen einer Vielzahl seiner Stammspieler zuletzt ratlos und neigte dazu, magere Leistungen wie gegen Salzburg (1:1), Fürth (4:1) oder Leipzig (3:2) schönzureden. "Wir hatten nach Weihnachten eine komische Phase, in der die Stimmung nicht so gut war und die Ergebnisse nicht gepasst haben", bemerkte zwar auch er den Spannungsabfall. Verhindern oder gar umkehren konnte er ihn letztendlich aber auch nicht.

Dazu muss die Frage gestellt werden, ob sich Bayern in Zukunft sogar komplett vom Selbstverständnis verabschieden muss, in der Champions League jedes Jahr unter die Top-4 zu kommen. Schon jetzt klafft zwischen Stamm- und Ergänzungsspielern im Kader eine qualitativ riesige Lücke. Spieler wie Thiago, Jerome Boateng oder David Alaba wurden nicht gleichwertig ersetzt.

FC Bayern: Lewy-Nachfolge-Kandidaten verursachen keine Schnappatmung

Und wen wollen und bekommen die Bosse angesichts der finanziell immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen überhaupt als Ersatz, sollte beispielsweise Robert Lewandowski den Verein doch schon im Sommer verlassen? Medial gehandelte potenzielle Nachfolger wie Benjamin Sesko von Red Bull Salzburg oder Sasa Kalajdzic sorgen jetzt nicht unbedingt auf Anhieb für Schnappatmung.

Wie der Kicker berichtete, wolle die Bayern-Führung den Klub Richtung Verkäufer- bzw. Ausbildungsverein entwickeln. Kahn und Co. planen demnach, bevorzugt junge Profis im Alter zwischen 20 und 22 Jahren zu verpflichten, um sie zwei, drei oder vier Jahre später gewinnbringend mittels hoher Ausstiegsklauseln an zahlungskräftige Käufer weiterzugeben.

Es ist eine gefährliche Mischung, die sich da bei Bayern gerade zusammenbraut. Auf der einen Seite könnte Bayern dabei sein, sich aus finanziellen Gründen, aber vielleicht auch wegen der totalen Dominanz in der Bundesliga selbst zu verzwergen. Auf der anderen Seite aber scheinen die Verantwortlichen die Krise und Probleme nicht wahrhaben zu wollen - siehe Kahns und Nagelsmanns Aussagen nach dem Aus gegen Villarreal.

Gleichzeitig wurde Villarreal vielleicht einfach unterschätzt. Tenor: Mia san Mia - und wer ist eigentlich Villarreal? "Wir werden den Gegner durchanalysieren, aber wir kennen alle Spieler. Es wird nicht so schwer, gegen diese Jungs einen Matchplan zu entwickeln", sagte Sportdirektor Hasan Salihamdzic nach der Auslosung im Klub-TV.

Das Aus gegen Villarreal ist ein Scheitern mit Ansage.