119 Minuten auf Tauchstation

Cristiano Ronaldo war vor allem in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht zu sehen
© getty

Mit 16 Toren in der laufenden Saison schoss Cristiano Ronaldo ins Finale der Champions League. Doch im Endspiel gegen Atletico ist von dem Portugiese lange nichts zu sehen. Vor allem in der Offensive nimmt sich der 29-Jährige oft lange Auszeiten. SPOX hat den Weltfußballer des Jahres im CL-Finale genauer unter die Lupe genommen.

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Vier, fünf kleine Trippelschritte beim Betreten des Spielfelds, gefolgt von einem weiten und hohen Sprung. Es ist der immer gleiche Ablauf vor einem Spiel. Ob in der Liga, dem Pokal oder eben im Champions-League-Finale. Einen Unterschied zu irgendeinem anderen Spiel merkt man Cristiano Ronaldo nicht an. Dazu wirkt er zu abgebrüht. Dabei ist es für den Weltfußballer des Jahres das wohl größte Spiel seiner bisherigen Karriere.

2009 wurde der Portugiese in die spanische Hauptstadt geholt, um nach jahrelangem Streben nach "La Decima" endlich den zehnten Landesmeistertitel nach Madrid zu holen. Mit einem Sieg heute könnte seinen Namen endgültig dick und fett in den Geschichtsbüchern der Königlichen verewigen - und das ausgerechnet in seiner Heimat Portugal.

CR7 im Sturmzentrum

Doch ähnlich wie sein Team hat der 29-Jährige zunächst Probleme, ins Spiel zu kommen. Vielmehr scheinen die Atletico-Akteure zu wissen, wie sie CR7 bearbeiten müssen, um ihn nicht ins Spiel kommen zu lassen. Bereits beim zweiten Ballkontakt bekommt Ronaldo im Kopfballduell mit Miranda am Mittelkreis den Ellenbogen in den Rücken gerammt. Nur wenige Minuten später gibt's einen ähnlichen Luftkampf im Niemandsland des Platzes mit Raul Garcia.

Der Portugiese wirkt vor allem zu Beginn der Partie ungeduldig. Immer wieder zieht er in die Mitte, agiert später über weite Strecken des Spiels im Sturmzentrum eng an der Seite von Benzema. Dadurch bietet sich sowohl di Maria als auch Coentrao auf der linken Seite viel Platz. Fast jeder Angriff von Real läuft in der ersten Halbzeit über einen der beiden Spieler. Dennoch gelingt es den Königlichen nicht, Ronaldo auch nur einigermaßen ins Spiel einzubinden.

Statistik spricht gegen Ronaldo

Auch die beiden ersten Offensivaktionen des 29-Jährigen verpuffen im Nichts. Während er einen Konter zunächst mit einem starken Sprint in zentraler Position einleitet, dieser aber nach einem Pass von Bale zunichtegemacht wird, geht sein Freistoß in der 28. Minute komplett unter. Von seiner Torgefährlichkeit, die er bislang in der CL-Saison mit seinen 16 Toren unter Beweis gestellt hat, ist überhaupt nichts zu sehen.

Auch die Statistik spricht nach dem ersten Durchgang gegen Ronaldo. Der Portugiese gehört neben Bale und Benzema zu den Real-Feldspielern mit den wenigsten Ballkontakten. Mit hängendem Kopf verschwindet er als erster Spieler im Kabinentrakt. Inwiefern ihn die Oberschenkelverletzung der letzten Wochen, an die ein blaues Tape unter der weißen Hose erinnert, hemmt, ist schwer zu sagen.

Nach dem Seitenwechsel setzt der Portugiese sein erstes deutliches Ausrufezeichen des Spiels. Einen abgefälschten Freistoß des Portugiesen aus gut 25 Metern kann Atletico-Keeper Courtois nur noch über die Querlatte lenken. Auch bei beiden folgenden Eckbällen ist es Ronaldo, der den Abschluss sucht und letztlich den Ball nur knapp rechts neben den Pfosten setzt. Die Überlegenheit der Königlichen im zweiten Durchgang tut dem Portugiesen gut. Es scheint, als nage der Vorwurf, bei großen Spielen nicht präsent zu sein, an ihm.

Kein Faktor in der Verlängerung

Er ist nach gut 50 Minuten etwas besser ins Spiel eingebunden, lässt sich hin und wieder kurz anspielen, um die Bälle - auch per Kopf - stark zu verteilen. Folglich gibt's nur kurze Zeit später die nächste Ronaldo-Chance. Nach einer Ramos-Flanke von der linken Seite steigt er am Fünfmeterraum am höchsten, bekommt jedoch nicht genug Druck hinter die Kugel.

Obwohl die ersten vier Torschüsse der Königlichen der zweiten Halbzeit allesamt von CR7 kommen, wirken die Abschlüsse weiterhin alles andere als zwingend. Zwar füttert er Bale immer weiter stark mit Bällen, einen Abschluss kann Ronaldo in den letzten 15 Minuten der regulären Spielzeit als auch in der Verlängerung allerdings nicht verzeichnen.

Dass er sowohl beim 1:1 als auch über weite Strecken der Verlängerung in der Offensive kein Faktor war, passt ins Bild. Seinen Auftritt bekommt der Portugiese allerdings doch noch. In der 120. Minute holt er zunächst einen Elfmeter gegen Juanfran raus und schiebt diesen dann kurz danach ins rechte Eck. Der Portugiese ist somit erst der zweite Spieler, der mit zwei unterschiedlichen Teams in einem CL-Finale traf.

Trotz seiner durchwachsenen Leistung wird "La Decima" in Zukunft eng mit dem Namen Cristiano Ronaldo verknüpft sein. Dafür waren die 17 Tore in der laufenden CL-Saison zu wertvoll. Den Vorwurf, in großen Spielen immer wieder abzutauchen, muss sich der Portugiese allerdings weiter gefallen lassen.

Real Madrid - Madrid: Die Statistik zum Spiel