In seinem 100. Europapokal-Spiel schoss Lionel Messi Barcelona mit zwei Toren (77., 80.) vor 96.000 Zuschauern im Camp Nou zum verdienten Sieg. Mit nun 77 Champions-League-Toren steht Messi alleine an der Spitze der ewigen Torjägerliste. Neymar (90.+2) stellte in der Nachspielzeit den Endstand von 3:0 her.
Die Bayern in der Einzelkritik: Kein Mittelfeld, keine Mittel
Der FC Bayern, der bei der Rückkehr Pep Guardiolas an alte Wirkungsstätte eine schwache Leistung darbot, benötigt beim Rückspiel am Dienstag mindestens einen Sieg mit vier Toren Unterschied, um doch noch das Finale von Berlin zu erreichen.
Reaktionen:
Pep Guardiola (Trainer FC Bayern München): "Wir hatten viel Kontrolle, aber das Talent von Messi hat einfach den Unterschied gemacht. Am Ende haben wir ein bisschen das Gleichgewicht verloren. Barca ist ein super Team, und wir haben eben einige Probleme."
Luis Enrique (Trainer FC Barcelona): "Es war ein schwieriges Spiel, da muss man effektiv sein. Das Ergebnis ist sehr gut für uns. Bayern hat sehr gut gespielt und viel Druck ausgeübt. Wir hatten mehr Torabschlüsse. Am Dienstag haben wir nochmal ein sehr schwieriges Spiel."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Der FC Barcelona wechselt im Vergleich zum 8:0 in Cordoba nur auf einer Position: Marc-Andre ter Stegen steht wie erwartet für Claudio Bravo im Tor.
Im Vergleich zum 0:2 in Leverkusen gibt es beim FC Bayern sieben Änderungen: Nur Manuel Neuer, Rafinha, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger bleiben in der Anfangsformation. Guardiola hat sich in der Defensive überraschend für eine Dreierkette mit Benatia, Boateng und Rafinha entschieden.
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12.: Nach einem hohen Pass verlängert Messi über die Köpfe aller Münchner Verteidiger hinweg, sodass Suarez von halbrechts frei auf Neuer zusteuert. Im Eins-gegen-eins beweist der Schlussmann die Oberhand, fährt die Fußspitze aus und verhindert aus 15 Metern den Einschlag.
15.: Suarez umkurvt rechts im Strafraum leichtfüßig Boateng, setzt dann Neymar im Zentrum gekonnt ein. Der Brasilianer kommt frei zum Abschluss, Rafinha wirft sich im allerletzten Moment aber dazwischen und fälscht die Kugel zur Ecke ab.
18.: Müller tankt sich am rechten Strafraumrand gegen Alba durch, findet mit seinem Pass in die Mitte sogar an Pique ein Vorbeikommen. Lewandowski lauert völlig freistehend, kommt mit der Fußspitze hin - drückt das Leder aber nicht entscheidend.
27.: Boateng klärt den Ball nach einer Hereingabe von links in höchster Not ins Toraus. Der anschließende Eckball landet auf dem Kopf des relativ freien Suarez, der seinen Kopfball aus sieben Metern etwas zu hoch ansetzt.
40.: Nach einem Zauber-Flugball Iniestas in den Lauf von Alves, zieht der Brasilianer aus 15 Metern direkt volley ab. Neuer verkürzt den Winkel, macht sich breit und angelt sich den Ball mit dem rechten Schienbein.
57.: Ein Hauch von Tiki Taka. Messi auf Neymar, der am Sechzehner mit dem Rücken zum gegnerischen Tor wieder für La Pulga ablegt. Der Floh fackelt nicht lange, zimmert den Ball aber zentral in die Arme von Neuer.
77., 1:0, Messi: Bernat verliert in der Vorwärtsbewegung den Ball an Alves, der direkt auf Messi weiterleitet. Der Argentinier legt sich die Kugel 18 Meter halbrechts vor dem Tor kurz vor und wuchtet den Ball ungestört flach ins rechte Eck.
80., 2:0, Messi: Nach Rakitics Pass in die Schnittstelle geht Messi ins Eins-gegen-eins mit Boateng, spielt dem Weltmeister Knoten in die Beine und lupft die Kugel leichtfüßig über Neuer hinweg ins Tor.
90.+4, 3:0, Neymar: Die Münchner sind viel zu weit aufgerückt, sodass Messi den startenden Neymar von der Mittellinie aus freispielen kann. Benatia hebt das Abseits auf, der Brasilianer steuert frei auf Neuer zu und netzt knochentrocken ein.
Fazit: Völlig verdienter Sieg für den FC Barcelona, der das Spiel kontrollierte und die besseren Chancen hatte. Neuer verhinderte Schlimmeres für Bayern.
Der Star des Spiels: Lionel Messi. Wenn Neymar und Luis Suarez wie durchschnittliche Fußballer aussehen, obwohl sie nicht durchschnittlich spielen, liegt es daran, dass sie mit dem besten Fußballer des Planeten Seite an Seite spielen. Es waren nicht nur die beiden Tore, die Messi glänzen ließen. Es war die ganze Vorstellung über 90 Minuten. Extrem ballsicher, extrem torgefährlich, aber auch immer ein gutes Auge für den Nebenmann.
Der Flop des Spiels: Juan Bernat. Anfangs war der Spanier etwas orientierungslos, weil er im 3-6-1 links marschieren sollte, aber oft keine Anspielstation fand und zu oft weite Wege mit dem Ball gehen musste. Nach der Umstellung auf die Viererkette wurde es besser, dennoch überliefen ihn Messi und Alves mehrmals. Der Ballverlust vor dem 0:1 leitete dann die Niederlage für die Bayern ein.
Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli aus Italien mit einer guten Vorstellung in der ersten Hälfte, die auch leicht zu leiten war. Nach der Pause mit ein paar Schwierigkeiten bei der Beurteilung von Zweikämpfen. Insgesamt dennoch ordentliche Vorstellung. Die persönlichen Strafen waren richtig - nur Iniestas Gelb nach Foul an Benatia war etwas zu hart.
Das fiel auf:
- Die Bayern begannen mit einer Dreierkette, bestehend aus Benatia, Boateng und Rafinha, der sich um die linke Seite kümmerte. Davor stellten sich Bernat und Linksaußen Lewandowski auf. Das Experiment dauerte genau 15 Minuten, bis Guardiola in einer Viererkette alle dorthin beorderte, wo sich seine Spieler zurechtfanden und nicht fremdelten.
- Barcelona nutzte Bayerns Schwächen mit der Dreierkette aus, spielte ein ungemein aggressives Offensivpressing und erspielte sich dadurch einige Chancen. Auch wenn die Bayern nach Umstellung auf die Viererkette bessere Lösungen im Umkehrspiel hatten, erzwang Barcelona durch aggressives Forechecking und einer guten Zweikampfführung (65 Prozent gewonnen) immer wieder Situationen, in denen die Bayern Fehler machten.
- Auch auffällig bei Barcelona: Die facettenreiche Offensive. Messi und Co. hatten nicht nur eine Methode im Gepäck, sondern variierten immer wieder ihre Vorstöße. Mal kurz, mal lang. Viele Rochaden, viele Positionswechsel. Mal rückte Dani Alves wie ein Rechtsaußen auf, mal marschierte Rakitic im Zentrum, damit Suarez ausweichen konnte.
- Bayerns Probleme im Mittelfeld hatten Namen: Sie hießen Lahm und Thiago. Letzterer spielte mitunter zu aufreizend locker, hatte nicht in allen Aktionen die nötige Nachhaltigkeit und spielte dadurch den einen oder anderen schlampigen Pass. Bei Lahm war das Problem wohl der Körper: Der Kapitän konnte augenscheinlich das hohe Tempo des Gegners nicht immer mitgehen.
- Der FC Barcelona präsentierte eine taktische Meisterleistung und war in allen Phasen des Spiels Herr der Lage. Diese Vorgehensweise flößte den Bayern dagegen offenbar viel Respekt ein, blieben sie gerade in den finalen Aktionen zu oft mutlos.
FC Barcelona - FC Bayern München: Die Statistik zum Spiel