"Wir müssen gerade Trainer darin schulen, den Druck für einen jungen Fußballer zu erkennen, den Moment, wenn es zuviel wird", sagte die Witwe des ehemaligen Nationaltorwarts Robert Enke, der 2009 Selbstmord begangen hat, im Interview mit "dfb.de".
"In den Profivereinen ist es zunehmend wichtig, dass ein Austausch zwischen Sportpsychologen und Sportpsychiatern stattfindet. Motivation alleine reicht nicht aus. Die Enke-Stiftung wird darauf hinwirken, dass die Prävention im Kontext von seelischer Gesundheit etwa in den Nachwuchsleistungszentren an Bedeutung gewinnt", sagte Teresa Enke, die auf Einladung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Irland am Freitag in Köln im Stadion verfolgen wird.
Bessere Absicherung für Profi-Fußballer
Zudem spricht sich Teresa Enke für eine bessere Absicherung für Profi-Fußballer aus: "Wo gehe ich hin als Leistungssportler? Auf diese Frage müssen wir noch bessere Antworten geben. Etwa auch für die Phase zum Karriereende. Wir müssen mehr Schnittstellen schaffen." In diese Aufgabe würden die Stiftung "und auch ich persönlich weiter unsere ganze Kraft stecken", sagte sie. Den Fußball grundsätzlich menschlicher machen zu können, schließt sie allerdings aus: "Fußball ist ein Leistungssport. Das wird sich nie ändern, und das wollen wir auch nicht verändern."
Teresa Enke ist dennoch davon überzeugt, dass der Selbstmord ihres Mannes im Profisport zumindest im Umgang mit psychischen Erkrankungen ein Umdenken bewirkt hat: "Die Leute gehen offener mit ihrer Krankheit um. Markus Miller (Torwart von Hannover 96, d. Red.) und Lindsay Vonn (Skirennläuferin, d. Red.) sind doch zwei Beispiele. Beide haben öffentlich gemacht, dass sie depressiv sind, und es hat kaum mehr Wellen geschlagen. Zwei Tage Schlagzeilen, und dann war's weg."
Enke mit Stiftung zufrieden
Grundsätzlich ist Teresa Enke mit der Arbeit der Stiftung zufrieden. "Das Engagement der drei Stiftungsgründer - Hannover 96, der DFL und des DFB - hat nie nachgelassen. Gleichzeitig erreichen uns nach wie vor zahlreiche Privatspenden", sagte sie und berichtet von einem 16-jährigen Jungen, der 200 Euro von seinem Ferienjob der Stiftung übergeben hat: "Der Stiftung begegnen viele Leute mit großer Sympathie. Das liegt an meinem Mann, Robert ist der Grund dafür."
Sie gab auch einen Einblick, wie schwierig für sie die Rückkehr in ein alltägliches Leben über den persönlichen Verlust hinaus gewesen ist. "Was mich am Anfang sehr belastet hat, war schon, dass keiner unbefangen mit mir umgehen konnte. Jeder hat immer gedacht, man müsse traurig schauen, oder man dürfe nicht lachen in meiner Gegenwart", sagte Teresa Enke: "Ich musste weg aus Hannover und in eine Stadt ziehen, in der ich mein Leben führen kann."