SPOX: Moritz, die Playoffs für die U-21-EM 2015 stehen an. Das DFB-Team bekommt es mit der Ukraine zu tun. Wie geht's aus?
Moritz Leitner: Ich bin doch kein Hellseher. (lacht)
SPOX: Okay, aber versuchen Sie sich doch trotzdem einmal. Was sagt Ihr Gefühl?
Leitner: Wir werden alles, wirklich alles in die Waagschale werfen, um die Partien positiv zu gestalten. Ich gehe davon aus, dass wir danach nach Tschechien reisen werden.
SPOX: Ihr Coach Horst Hrubesch warnte bereits, dass man die Ukraine nicht unterschätzen dürfe. Was wissen Sie über den Gegner?
Leitner: Wir haben uns schon das eine oder andere Video von den Jungs angeschaut. Vor allem in der Ukraine wird es wohl richtig hart. Wir dürfen gespannt sein, wie sie dort agieren. Das war zuletzt immer unterschiedlich. Es wird auf jeden Fall zur Sache gehen. Die wollen weiterkommen, wir wollen weiterkommen - da wird niemand zurückstecken.
SPOX: Erwarten Sie also eine sehr körperliche Partie?
Leitner: Es wird garantiert kein Zuckerschlecken, die Hütte wird brennen! Wir wissen, dass uns die Ukraine aus dem Spiel bringen will. Aber wenn wir als Team unsere Stärken, die Laufbereitschaft und den Willen, auf den Platz bringen, wird es keinen anderen Sieger als uns geben. Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir auch bei schwierigen Spielen immer unsere Leistung bringen können.
SPOX: Wie ist denn die Stimmung in der Mannschaft vor den entscheidenden Spielen? Es sind abermals ein paar Spieler dabei, die zum ersten Mal im Kader stehen...
Leitner: Die Stimmung ist klasse. Das macht es für die Neuen natürlich auch leicht, in den Kreis der Mannschaft aufgenommen zu werden. Die etwas etablierten Spieler freuen sich auf der anderen Seite auch, wenn immer wieder neue Jungs dazu kommen, die richtig gut kicken können. Das alles formt uns als Team und macht uns immer stärker.
SPOX: Sie sind einer der dienstältesten Spieler der U 21 und Vize-Kapitän. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Leitner: Die Verantwortung liegt ja nicht alleine bei mir, nur weil ich jetzt Vize-Kapitän bin. Alle im Team tragen die Verantwortung, wir regeln viele Dinge als Mannschaft. Das sieht man auch auf dem Platz. Dort übernimmt jeder Verantwortung und wir treten immer als geschlossene Einheit auf, da muss keiner den absoluten Anführer geben.
SPOX: Die Leader-Rolle scheint Ihnen zu gefallen. Sie wirken in der U 21 befreiter als beim VfB.
Leitner: Ich mag Verantwortung und trage sie gerne. Die Rolle in der U 21 liegt mir - ich fühle mich dabei sehr wohl. Ich weiß, was Horst Hrubesch von mir erwartet. Man gibt mir hier sehr viel Vertrauen.
SPOX: Sie wurden vor kurzem von DFB-Sportdirektor Hansi Flick ausdrücklich gelobt, in dem Zusammenhang sprach Flick von einer "großen Durchlässigkeit von der U 21 in die Nationalelf". Wie sehen Sie Ihre Perspektiven für die A-Nationalmannschaft?
Leitner: Natürlich muss es als Vize-Kapitän der U 21 das Ziel sein, auch in der A-Nationalmannschaft Fuß zu fassen. Das ist ein Traum, aber daran verschwende ich noch keine Gedanken. Wir haben mit der U 21 noch unsere Ziele. Diese gilt es zu erreichen und darauf konzentriere ich mich nun. Was dann kommt, sehen wir zum gegebenen Zeitpunkt. Jetzt wollen wir erstmal die Playoffs überstehen und die Qualifikation für die U-21-EM fix machen.
SPOX: Die Konkurrenzsituation ist sehr groß beim DFB: Gab es nach dem Wechsel in die deutsche U 21 noch mal Gedanken an die österreichische Nationalelf?
Leitner: Nein. Ich verschwende nicht einen Gedanken daran, den Verband zu wechseln. Ich habe hier mit der U 21 meine Aufgabe, die möchte ich bestmöglich bewerkstelligen. Solche Themen spielen in meinem Kopf überhaupt keine Rolle.
SPOX: Die Länderspielpausen werden viel diskutiert. Freuen Sie sich, wenn Sie bei der U 21 sind oder wirft das einen eher aus dem Bundesliga-Rhythmus?
Leitner: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich zur Nationalmannschaft darf. Dort treffe ich die Jungs, mit denen ich schon lange zusammenkicke. Was gibt es denn schöneres, als mit den besten Nachwuchsspielern Deutschlands zusammenspielen zu dürfen? Und dann trifft man in den Playoffs auf die Ukraine, dabei steht einiges auf dem Spiel - da hat man richtig Bock drauf.
SPOX: Sie sind ja jetzt schon länger bei der U 21 dabei. Ist es das beste Team, in dem Sie bisher spielten?
Leitner: Das ist schwer zu sagen, zumal solche Vergleiche immer hinken. Aber was ich sagen kann, ist, dass wir in der Truppe eine unfassbare Qualität haben. Wir müssen diese abrufen und schauen, dass wir auch defensiv funktionieren. Wenn wir dann schnell umschalten und konzentriert zu Werke gehen, muss uns erstmal ein Team schlagen.
SPOX: Kann man denn die Gedanken an den schlechten Saisonstart beim VfB Stuttgart bei der Nationalmannschaft vor so einem wichtigen Spiel gänzlich abstreifen?
Leitner: Natürlich spricht man mit den Jungs auch über die Situation im Verein, das ist doch ganz normal. Aber das darf uns nicht ablenken und das wird es auch nicht. Momentan zählt einfach nur die Qualifikation. Stuttgart und die Bundesliga sind erst wieder ab Mittwoch wichtig.
SPOX: Sieben Spiele, fünf Punkte. Warum ist es wieder nichts geworden mit einem ruhigen und soliden Saisonstart?
Leitner: Da spielen viele Dinge eine Rolle, die man auch differenziert betrachten muss. Aber ich bin dafür der falsche Ansprechpartner, Sie sollten am besten mit Armin Veh über dieses Thema sprechen.
SPOX: In den letzten Partien lief es ein wenig besser. War das die Trendwende?
Leitner: Ich hoffe natürlich, dass es in den nächsten Wochen und Monaten besser und stabiler läuft, aber versprechen kann ich das nicht. Was ich versprechen kann ist, dass ich alles für den VfB geben werde.
SPOX: Sie wurden in dieser Saison in sechs Spielen in zwei Systemen auf vier verschiedenen Positionen eingesetzt. Bei der U 21 spielen sie in der Regel auf der Doppelsechs. Wünschen Sie sich eine feste Position?
Leitner: Das klingt jetzt sehr abgedroschen, aber ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt und wo ich dem Team am ehesten helfen kann.
SPOX: Aber Sie werden doch eine Lieblingsposition haben?
Leitner: Ich fühle mich im zentralen Mittelfeld am wohlsten.
SPOX: Bei all dem Stress derzeit, bleibt denn da noch Zeit, nach Dortmund zu schauen? Immerhin ist das Ihr eigentlicher Arbeitgeber.
Leitner: Die ganze Bundesliga weiß, dass der BVB aus dieser Krise wieder rauskommen wird. Dafür hat die Mannschaft viel zu viel Qualität. Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber darüber mache ich mir auch wenige Gedanken - ich habe ganz andere Sorgen in der Bundesliga. Der BVB ist derzeit nicht mein Aufgabengebiet.
SPOX: Können Sie schon sagen, wie es im Sommer 2015 bei Ihnen aussehen wird?
Leitner: Ich kenne nur die offizielle Version und die heißt, dass ich ab Juli 2015 wieder zum Kader von Borussia Dortmund gehöre.
Moritz Leitner im Steckbrief